Machtprobe in der Ahrensburger CDU-Fraktion - gestern Abend haben die zwölf Mitglieder darüber abgestimmt, ob Jörn Schade Fraktionsvorsitzender bleibt (wir berichteten). Das Ergebnis stand bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht fest.

Ahrensburg. Was sagen altgediente CDU-Mitglieder zum Streit der Politiker um die Führung der Fraktion? "Jörn Schade einerseits als Kandidaten für die Bürgermeisterwahl zu empfehlen, und ihn andererseits kurz darauf nicht mehr als Fraktionsvorsitzenden haben zu wollen, ist politisch ungeschickt und zudem ein schlechter Stil", kritisiert Rudolf Beyrich, der von 1998 bis 2006 CDU-Fraktionschef in Ahrensburg war. "So kann man den Bürgern Politik nicht glaubwürdig verkaufen." Auch zu seiner Zeit habe es unter den Christdemokraten mal Spannungen und Ärger gegeben. "Das bleibt nicht aus. Aber wir haben uns nie so zerstritten wie die Fraktion jetzt", sagt der 70-Jährige.

Auch Rudolf Dorsch, der vor seinem Parteikollegen Roland Beyrich 18 Jahre lang CDU-Fraktionsvorsitzender war, hält nichts davon, dass Jörn Schades Abwahl auf der Tagesordnung der Fraktionssitzung am Dienstag stand. "Damit hat sich die CDU nur selbst geschadet. So zu handeln, ist politisch unklug", sagt er. Weil so nur Unruhe in die Öffentlichkeit gebracht werde. Dorsch: "Ich hätte es auf keinen Fall zugelassen, dass solch ein Antrag gestellt wird." Er habe den Eindruck, "dass die Leute nicht über den Tellerrand gucken". Nachdem die Fraktion ihren Bürgermeisterkandidaten nominiert habe, hätte sie zur Tagesordnung übergehen müssen. "Sie hätte geschlossen voran gehen müssen", sagt der 73-Jährige.

Je größer eine Fraktion sei, desto größer sei auch die Wahrscheinlichkeit, dass sich zwei Lager unter den Mitgliedern bildeten. "Die Frage ist, inwieweit man die Lager zusammen bekommt." Das sei eine schwierige Kunst. "Auch zu meiner Zeit haben Fraktionsmitglieder unterschiedliche Meinungen vertreten und sich gestritten. Aber wenn etwas entschieden war, haben alle an einem Strang gezogen - wenn auch manchmal zähneknirschend", sagt Dorsch. Und was rät er der CDU-Fraktion, um die tiefen Gräben zu überwinden? "Sie müssen sich an einen Tisch setzen, reden und zusammenraufen."

Jörn Schade wollte sich auch am Dienstag nicht zu den Vorgängen äußern: "Vor der Fraktionssitzung möchte ich dazu nichts sagen."