Rektor sieht Parallelen zwischen seinem Haus und der Romanfigur. Politiker in der Schlossstadt müssen zustimmen.

Ahrensburg. Wird die integrierte Gesamtschule in Ahrensburg künftig den Namen der schwedischen Autorin und Nobelpreisträgerin Selma Lagerlöf (1858-1940) tragen? Die Schulkonferenz hat sich jedenfalls mehrheitlich dafür ausgesprochen. Schulleiter Herbert Janßen sagt: "Das Leben und die Schwerpunkte der Autorin haben offenkundige Überschneidungen mit unserem Bildungsverständnis." Lagerlöf, die unter anderem die Geschichte vom kleinen Nils Holgersson, der auf dem Rücken der Gänse durchs Land reist, geschrieben hat, habe Verantwortung übernommen und sich für Gleichberechtigung eingesetzt.

Der Vorschlag sei mehrfach aus den Reihen der Schüler gekommen. Sie wollten mit dieser Wahl nicht nur das politische Engagement der Schwedin würdigen, sondern sehen auch einen direkten Bezug zu Nils Holgersson. In der offiziellen Begründung für die Namenswahl heißt es: "Dieser anfangs schwierige Junge wird durch die Integration in eine Gemeinschaft, durch Vertrauen und eine sanftmütig fröhliche Erziehung, wie Lagerlöf es sich wünschte, zu einem verantwortungsvollen, aufrechten Menschen." Genau wie der kleine Junge, soll an der Schule auch jeder seinen Weg gehen können und dabei unterstützt werden.

Die Schule kann sich den Namen allerdings nicht selbst geben. Der Vorschlag muss noch von den Mitgliedern des Bildungs-, Kultur- und Sportausschusses am 5. November und von der Stadtverordnetenversammlung im Dezember verabschiedet werden. Erst danach kann er - im vollen Wortlaut "Selma Lagerlöf Gemeinschaftsschule Ahrensburg - mit gymnasialer Oberstufe - Schule der Stadt Ahrensburg" - beim Land eingereicht werden.

Am Wettbewerb zur Namensfindung beteiligten sich viele Schüler, Eltern und Lehrer. Eine ganze Projektwoche wurde dem Thema gewidmet. Etwa 50 Vorschläge wurden dabei zusammengetragen. Drei von ihnen kamen in die engere Wahl, bei der sich 332 von 910 Schülern, Eltern und Lehrern für Selma Lagerlöf aussprachen. Für die Ahrensburgerin Anneliese Oelte, die 1945 im Alter von zehn Jahren in der Gefangenschaft der Nationalsozialisten starb, stimmten 311 Personen. Und auf den deutschen Autoren Günther Kunert entfielen 220 Stimmen. Die mehr als 300 teilnehmenden Eltern plädierten dabei mehrheitlich für eine Benennung der Schule nach dem NS-Opfer Anneliese Oelte.

Nun also Selma Lagerlöf, die 1909 als erste Frau den Nobelreis für Literatur erhielt. "Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson mit den Wildgänsen" war 1906 als Auftragsarbeit für ein Lesebuch an schwedischen Schulen erschienen.

Die Umbenennung soll zum kommenden Schuljahr vorgenommen werden. Dann wird aus der IGS auch eine Gemeinschaftsschule werden.

Ihre Vorgängerin, die Realschule am Wulfsdorfer Weg, trug den Namen des zuletzt wegen seiner ungeklärten SS-Vergangenheit in die Kritik geratenen Archäologen Alfred Rust.