240 Menschen finden in Bad Oldesloe eine sinnvolle Beschäftigung. Eine Autorin hat sie in ihrem Alltag begleitet.

Bad Oldesloe. "Die Arbeit in den Behindertenwerkstätten wird immer wieder von Teilen der Politik infrage gestellt", sagt Stephan Bruns, Leiter der Stormarner Werkstätten Bad Oldesloe. "Zum einen sind es die Kosten für die Einrichtungen, zum anderen wird der Vorwurf laut, dass die Integration behinderter Menschen verhindert werde, weil die Mitarbeiter unter sich blieben."

Zum 20-jährigen Bestehen der Oldesloer Werkstatt hat sich Bruns deshalb etwas Besonderes überlegt: ein Buch, das zeigt, wer die Menschen sind, die dort arbeiten. "Glücksfall Arbeit" heißt das 80-seitige Werk, in dem 26 Menschen mit und ohne Handicap porträtiert werden.

Stephan Knorr (23) ist einer von ihnen. "Ich wickele Kabel auf", sagt er, der leicht geistig behindert ist. Er stottert ein bisschen, wenn er voller Begeisterung erzählt. Davon, dass "seine" Kabel später in Receiver eingebaut werden. Die Arbeit in der Werkstatt sei für ihn auch so etwas wie ein Zuhause.

"Ich will unter Leuten sein. Das ist schön", erzählt Katja Döhring den Lesern des Buches. Die 32-Jährige leidet unter dem Downsyndrom. Sie verpackt Honigtöpfchen für die Gastronomie. Als "Königin der Salate" gilt dagegen Ute Arps. Sie hat vor vielen Jahren eine werkstattinterne Ausbildung gemacht, anschließend dort geputzt und Rollstühle montiert. Doch das sei nichts für sie gewesen. Die Arbeit in der Küche ist genau das Richtige für die 43-Jährige.

Annemarie Heckmann hat das Buch geschrieben. "Ich bin tagelang hier gewesen und habe mich mit den Menschen unterhalten oder mich einfach nur zu ihnen gesetzt und gemeinsam mit ihnen gearbeitet", sagt die Journalistin aus Kiel. Beeindruckt habe sie dabei insbesondere, wie glücklich die Menschen in der Behindertenwerkstatt sind, eine Arbeit erledigen zu können.

"Außenstehende denken häufig, es sei mehr eine Beschäftigungstherapie als richtige Arbeit. Und dass es egal sei, ob die Arbeit am Abend fertig wird", sagt Stephan Bruns. "Das stimmt nicht. Wir verpacken bei uns zum Beispiel täglich 10 000 Bestecke für ein Hamburger Krankenhaus. Das muss täglich ausgeliefert werden, sonst haben die Menschen im Krankenhaus keine Messer und keine Gabeln."

240 Menschen, die geistig oder körperlich behindert oder psychisch krank sind, arbeiten in den Stormarner Werkstätten. Beispielsweise in der Kfz- oder Fahrradwerkstatt, in der Polsterei, in der Gärtnerei, in einer der Montagehallen oder in der Küche. Das Land zahlt für jeden Mitarbeiter täglich rund 38 Euro sogenannte Eingliederungshilfe. "Dieses Geld wird vor allem für Lebensmittel, den Transport unserer Mitarbeiter sowie für Fortbildungsmaßnahmen und Therapien ausgegeben", sagt Stephan Bruns. "Beispielsweise können unsere Mitarbeiter bei uns schreiben und lesen lernen." Sämtliche Erlöse aus Aufträgen werden als Lohn an die Mitarbeiter ausgezahlt.