In unserer Serie stellen wir Unternehmen in Stormarn vor. Was ist das Besondere? Wie denken die Mitarbeiter? Für diese Folge ist Reporterin Dorothea Benedikt durch ein Meer aus Farben spaziert.

Wenn ich dieses Meer aus Farben sehe", sagt Peter Riechers, und es liegt etwas Schwärmerisches in seiner Stimme. Ein Unterton des Staunens auch. Ganz so, als sähe er das Farbenmeer zum allerersten Mal. Er sieht es täglich. Die Baumschule Riechers in Braak ist sein Arbeitsplatz.

Auf dreieinhalb Hektar Land blühen Blumen in allen Farben, wachsen große und kleine Bäume und Hecken, die von den Gärtnern in Form geschnitten werden. "Hier halte ich mich am liebsten auf", sagt Riechers. Er spaziert durch die schmalen Gänge zwischen den Beeten. 1986 hat er die Baumschule von seinem Vater übernommen. Der grüne Daumen ist ihm quasi in die Wiege gelegt worden. "Mein Großvater hat in den 20er-Jahren in Rahlstedt Rosen gezüchtet und auf dem Wochenmarkt an der Düpheid verkauft", sagt Riechers. Später hat sein Vater Alfred Riechers den Betrieb übernommen und in Stapelfeld und Jenfeld Stiefmütterchen, Rosen, Bohnen und Erbsen gezüchtet und angebaut. "Er musste dreimal umziehen, weil die Gärtnerei immer wieder Wohnbaugebieten weichen musste."

In Braak, an der Straße Höhenkamp, ist der Betrieb dann sesshaft geworden. "Mit sieben Jahren habe ich angefangen, bei meinem Vaters mitzuarbeiten. Ich bin quasi im Betrieb aufgewachsen." Während Riechers durch "seinen Garten" geht, streichelt er immer wieder versonnen über Blüten. Auf seine liebsten aber muss er noch ein halbes Jahr warten. "Am schönsten finde ich die Rhododendren. Wenn sich im Mai ihre zartgliedrigen Blüten öffnen, bekomme ich manchmal eine Gänsehaut." So gehe es auch Kunden. "Manchmal kommen Menschen einfach nur zu uns, um durch den Garten zu spazieren. Die sagen immer sofort 'ich möchte heute nichts kaufen. Ich möchte einfach nur das Ganze hier genießen.'" Über solche Sätze freut sich der 51-Jährigen. "Mein Traum ist deshalb, hier auf dem Areal ein Café zu eröffnen. Aber ich bin kein Gastronom, deshalb wird es wohl immer nur ein Traum bleiben."

Dass die Beete immer farblich abgestimmt sind und der Verkaufsraum passend zu jeder Saison dekoriert ist, hat Riechers seinen Gärtnern und Floristen zu verdanken. Sabine Wintzer (50) sagt: "Wir können unserer Kreativität hier freien Lauf lassen." Seit fünf Jahren arbeitet sie in der Baumschule. Vom Chef gebe es nie eine Vorgabe. "Er freut sich einfach, wenn es wieder irgendetwas neues Schönes gibt", sagt sie. Dabei hinterlässt jede Floristin ihre eigene Handschrift. "Das ist das Besondere bei uns: Jedes Beet sieht anders aus, weil jede von uns andere Vorstellungen und Ideen hat", sagt Wintzer.

Viele Kunden bringen Vasen oder Töpfe mit und lassen sie stilvoll dekorieren. "So etwas mache ich immer besonders gerne", sagt Hilde Blume (56), die seit neun Jahren in der Floristik-Abteilung arbeitet.

Einen Hang zu Kreativität haben auch die Gärtner in diesem Unternehmen. Peter Riechers stutzt und staunt. Einige Buchsbäume sind in lustige Formen geschnitten worden. Einer sieht aus wie ein Eichhörnchen, ein anderer wie ein Gummibär. "Das ist doch echt toll was meine Mitarbeiter hier alles machen", sagt Riechers.

Bei der Frage, ob sein privater Garten auch immer so gepflegt und bunt aussieht wie die Baumschule, muss Riechers lachen: "Wie heißt es so schön: Der beste Schuster trägt die schlechtesten Schuhe. Da investiere ich nicht so viel Zeit wie in die Baumschule." Doch seine kreativen Mitarbeiter schufen Abhilfe. Als Riechers im Urlaub war, haben sie seinen Garten auf Vordermann gebracht. "Es war toll, zurückzukommen und dann so eine schöne Überraschung vorzufinden", sagt der Chef.

Ob seine 14-jährige Tochter oder sein 17 Jahre alter Sohn eines Tages den Familienbetrieb übernehmen werden, ist noch unklar. Riechers: "Den grünen Daumen haben die beiden nicht von mir geerbt."