In unserer Serie treffen wir Stormarner auf ihrer Lieblingsbank. Bargfeld-Stegens Ex-Bürgermeister Christian Rink spricht mit Abendblatt-Reporterin Alice Friedrich über Politik, Religion und das Leben.

"Der Garten ist der Weg zu tiefster Harmonie. Ein Ort des Rückzugs, der Meditation. Ich habe jetzt Zeit für jede einzelne Rose." Christian Rink lacht, greift zur mit grünem Tee gefüllten roten Tasse. "Die Farbe macht sich bestimmt gut auf dem Foto." Ein Mann mit Sinn für Ästhetik, mit einem geschulten Auge. Die selbst gemachten Fotos und Bilder im Einfamilienhaus in Bargfeld-Stegen zeugen davon. In dieser Gemeinde ist Christian Rink, der gebürtige Danziger, seit 28 Jahren Zuhause. "Heimat ist da, wo man sich wohlfühlt." Dem Zitat Ciceros fügt der ehemalige Jesuitenschüler hinzu: "Da, wo die Familie ist." Seine humanistische Ausbildung kann Rink nicht verleugnen, will er auch gar nicht. "Wir lernen fürs Leben und das müssen wir anwenden dürfen."

Christian Rink, Ex-Bürgermeister von Bargfeld-Stegen, ist heute Ehrenbürger der Gemeinde und bürgerliches Mitglied im Stormarner Kreistag. Sein Herz schlägt für die Sozialdemokratie. Schon seit der Jugend. Das schwarze Schaf "in Rot" in einer streng katholischen Familie. Der Vater, ein Ehrenamtler bei der Caritas, der Bruder ehrenamtlich engagiert in der Kirche. "Res publica res populi" - Verantwortung zu übernehmen für die Allgemeinheit, das will auch Christian Rink.

Sein Feld wird die Kommunalpolitik. Mit ihm als Bürgermeister wächst die Gemeinde und kann bald damit werben, dass der Anteil an Kindern und alten Menschen über dem Bundesdurchschnitt liegt. Rink: "Im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihre Familien. Damit es ihnen gut geht, gilt es, die Daseinsvorsorge und -fürsorge ständig zu verbessern und die Infrastruktur, wie Bildung, Handwerk, Handel, Gewerbe, Landwirtschaft und Verkehr voranzubringen." Das ist sein politisches Ziel. Als Lehrer am Staatlichen Studienseminar und Institut für Lehrerfortbildung hat er politische Bildung gelehrt. Und den angehenden Pädagogen bestimmt auch das Motto mit auf den Weg gegeben, das seinen Weg begleitet: "Was immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende." Das Ehrenamt hat ihm viele Glücksmomente beschert: Richtfeste, Planentscheidungen. "Es macht mich froh, an wichtigen Entwicklungen mitgewirkt zu haben", sagt er. Nach drei Legislaturperioden und hundertprozentigem Einsatz kam 2008 der freiwillige Schlussstrich. "Man sollte wissen, wann es Zeit wird aufzuhören." Seitdem klingelt das Telefon nicht mehr so oft, ist der Terminkalender nicht mehr so voll. Immer häufiger empfindet er das als Glücksgefühl. Allein seinen Stimmbändern bekommt es nicht. "Ich rede und singe zu wenig", sagt der Christ, der nach 18-jähriger "Denkpause" in den Schoß der katholischen Kirche zurückgekehrt ist, weil seine Versuche, atheistisch zu werden, gescheitert sind.

Die Heirat mit seiner Frau Renate, das Studium, das Aufwachsen seiner beiden Kinder, sein Job, seine Ehrenämter - als Vorstandsmitglied der Verbraucherzentrale Hamburg oder als Mitglied des Rundfunkrates - all das sind Abschnitte, die sein Tun und Handeln bestimmt haben. Das Leben? Das sind eben diese Abschnitte. Glück? Kurze, intensive Momente. Ein guter Portwein, ein gutes Gedicht, ein gutes Gespräch und Buttercookies, seine Lieblingskekse. "Und es wäre ein Unheil, wenn ich nicht mehr lesen könnte", sagt der 71-Jährige.

Müßiggang und Meditation, beides gewinnt für ihn an Bedeutung. Auch beim Blick in die Landschaft, wie ein Jäger. Und auch das ist Christian Rink. Er beschreibt das mit den Worten Hesses: "Zögernd leg ich aus der Hand, meine warm gespielte Geige, sehe weit ins blaue Land, träume, sehne und schweige." Alle deutschen Wanderwege ist der "überzeugte Alleinwanderer" gegangen. Auf die Schwäbische Alb hat ihn jüngst seine Frau begleitet. "Das war eine wunderbare Erfahrung. Ein neuer Abschnitt", sagt der Lehrer in Pension, aber nicht im Ruhestand. Zurzeit lernt er Polnisch und sagt schwärmerisch: "Sprachen, Gesang und der Garten sind der Schlüssel zum Himmel."