Der 22. Oktober 1949, er wird zu einem großen Tag in der Oldesloer Nachkriegsgeschichte. Es ist der Tag, von dem an das Städtchen zwischen Trave und Beste den Titel Kreisstadt tragen darf.

Es ist der Tag, an dem fast fünf Jahrzehnte währende Begehrlichkeiten der Stadtväter in Erfüllung gegangen sind. Und der Tag, an dem Mitbewerber Ahrensburg endgültig das Nachsehen hat. Darum geht es im ersten Teil einer Vortragsreihe, die am kommenden Mittwoch (19 Uhr, Gebäude F der Kreisverwaltung) beginnt. Oldesloes Stadtarchivarin Sylvina Zander und Barbara Günther tragen vor.

Dass Bad Oldesloe als Kreisstadt heute 60 Jahre alt wird, ist im Grunde genommen einem Zufall zu verdanken. Alles hätte auch ganz anders kommen können, sagt Sylvina Zander, die Leiterin des Stadtarchivs. Ihre These: "Wäre Hamburg 1944 nicht bombardiert worden, hätte Ahrensburg sogar den Zuschlag bekommen."

Doch bis dahin ist es eine lange Geschichte. 1867 entsteht der preußische Landkreis Stormarn, nachdem Preußen Schleswig-Holstein annektiert und die preußische Kommunalverfassung einführt hat. Damals ist der Kreis 927 Quadratkilometer groß, viele heutige Stadtteile im Nordosten Hamburgs gehören dazu. 1873 wird Wandsbek Kreisstadt. 1901 wird Wandsbek auf eigenen Wunsch kreisfreie Stadt. Bad Oldesloe, 5400 Einwohner zählend, wittert erstmals seine Chance. Das Problem: Landrat Joachim von Bonin will partout nicht umziehen. Also wird Stormarn weiter von Wandsbek aus verwaltet.

Doch der Oldesloer Magistrat und die Stadtverordneten kämpfen weiter. Mit ersten Erfolgen: Das Finanzamt und das Katasteramt ziehen in die Stadt.

1922 bekommt die Umzugsthematik neue Aktualität. Das Groß-Hamburg-Gesetz wird diskutiert, Stormarns industriell geprägter Süden wie auch Wandsbek sollen an die Hansestadt übergehen. Der Kreis muss über einen neuen Verwaltungssitz nachdenken. Das Ziel ist schnell gefunden: Ahrensburg. Sylvina Zander: "Doch während der Weltwirtschaftskrise war an einen Umzug geschweige denn an den Bau einer neuen Kreisverwaltung nicht zu denken."

Als 1933 die Nationalsozialisten die Macht ergreifen, unternimmt Oldesloes Bürgermeister Friedrich Wilhelm Kieling einen weiteren Vorstoß in Sachen Kreisstadt."Er hat daraus die braune Hochburg des Kreises gemacht. In Bad Oldesloe war das Zentrum der NSDAP", sagt Archivarin Zander. Auch das nützt nichts. Landrat Constantin Bock gefällt das Engagement des Bürgermeisters nicht. Als das Groß-Hamburg-Gesetz 1937 umgesetzt wird, fasst er wiederum Ahrensburg als neuen Verwaltungssitz ins Auge. Das Dorf beantragt daraufhin 1939, Stadt zu werden. Ein Prozess, der sich aufgrund des Krieges lange hinzieht. Als 1944 Hamburg bombardiert und das Stormarnhaus in Wandsbek zerstört wird, sind vollendete Tatsachen geschaffen: In Bad Oldesloe sitzen zu dieser Zeit neben dem Finanz- und dem Katasteramt auch Arbeitsamt, Kreisernährungsamt und Kreisberufsschule - vorhandene Räume, in denen die Kreisbediensteten notdürftig Unterschlupf finden.