Bahnfahren lohne sich für Pendler bald nicht mehr, sagen einige. Leidtragende seien vor allem die Rentner und die Hartz IV-Empfänger.

Wenig Verständnis zeigen Bahnfahrer im Kreis Stormarn für die geplanten Fahrpreiserhöhungen des Hamburger Verkehrsverbundes. Im Schnitt werden die Preise für Fahrkarten im Nahverkehr zum 1. Januar 2010 um 1,8 Prozent steigen (wir berichteten). Lediglich die Kurzstreckentickets und Fahrscheine für Kinder sind davon ausgenommen.

"Unmöglich", sagt zum Beispiel Rentnerin Edda Steinig aus Bargteheide dazu. Sie fahre schon jetzt selten mit der Bahn. Wenn die Fahrpreise aber noch klettern, wolle sie umsteigen: "Dann rechnet es sich ja bald, das Auto zu nehmen." Auf dem Bargteheider Bahnhof warten Romy Neumann, Michael Runge und der kleine Lucas auf den Regionalzug nach Hamburg. Sie fahren die Strecke nur ein paar Mal im Jahr, wollen zum Shoppen nach Hamburg. Vor der Fahrt haben sie sich ausgerechnet, was denn günstiger sei. Die Bahn gewinnt den Preisvergleich, weil in Hamburg auch noch Parkhauskosten auf sie zukämen. Außerdem benötigen sie mit der Bahn erheblich weniger Zeit, als würden sie mit dem Auto in die Innenstadt fahren. Michael Runge sagt: "Der Anreiz für Pendler wäre aber sicherlich größer, wenn die Ticketkosten nicht erhöht würden."

Studentin Linda Beheshtipour fährt häufig vom U-Bahnhof Ahrensburg-West in die Innenstadt. "Einen Euro mehr für's Abo kann ich verkraften. Ich bin ja auch auf die Karte angewiesen." Sie ist aber der Meinung, dass der HVV generell zu teuer und oftmals sehr unzuverlässig sei. Wolf Eser hat hingegen schon resigniert: "Wir können uns ja doch nicht dagegen wehren. Überall wird erhöht. Auch in Lübeck wurde das gerade angekündigt. Wo soll das noch hinführen?"

Lieselotte Thies gehört zu den wenigen, die nicht von den Fahrpreiserhöhungen betroffen sein wird. Sie ist schwerbehindert und darf die Busse und Bahnen daher immer kostenlos nutzen. Egal ist ihr die Entwicklung dennoch nicht. Sie sagt: "Gerade für Hartz-IV-Empfänger ist die Erhöhung hart. Und für Ältere mit niedrigen Renten. Und davon gibt es ja genug."