Der Musik-Contest der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblatts. Hier gibt es alle Infos.

Ahrensburg. Er hat mal in Ahrensburg gelebt und an einer U-Bahn-Station in Hamburg seinen ersten Auftritt gehabt. Und nun will er junge Talente zum Mitmachen motivieren.

Eine U-Bahn-Station in Hamburg. Sechs Songs von Bob Dylan und den Beatles. Zwei alte Gitarren und eine Dose Bier vorab - gegen das Lampenfieber. So skizziert Michy Reincke den ersten Auftritt vor Publikum gemeinsam mit einem Kumpel. Etwa 16 Jahre sei er damals gewesen. "Danach haben wir uns gesagt: 'Das machen wir nie wieder'", erinnert sich der heute 49-Jährige. "Und am nächsten Abend standen wir dort wieder mit unseren Klampfen." Es sei um die Überwindung gegangen, vor Leuten zu spielen. "Es war mein größter Wunsch und zugleich meine größte Angst", sagt Reincke, der am 23. Oktober sein neues Album "Jetzt ist schön" herausbringt - sein 14. Album. Zu Kopf gestiegen ist dem Musiker, Sänger, Texter und Produzenten der Erfolg jedoch nicht. Michy Reincke ist ein bodenständiger Typ. Authentisch. Offen. Auf der Bühne, in seinen Songs ebenso wie im Gespräch über seine Anfänge im Musikgeschäft. "Mit den ersten Auftritten ist es wie mit Sex: Die ersten Male versucht man hinter sich zu bringen. Und erst dann macht es richtig Spaß."

Jungen Musikern die Chance zu bieten, sich auszuprobieren - das sei Reincke sehr wichtig. "Mir liegt es am Herzen, Nachwuchskünstlern unter die Arme zu greifen. Sie zu unterstützen. Genau das macht MusicStorm. Deshalb mache ich bei dem Musik-Contest mit", sagt Reincke. Zusammen mit Stefan Gwildis und Isgaard sitzt er in der MusicStorm-Jury. MusicStorm erinnere ihn an seine eigene Jugend. "Wir haben auch an Band-Wettbewerben in Gemeindehäusern teilgenommen. Das war eine tolle Herausforderung", sagt Michy Reincke, der einige Jahre bei seiner Großmutter in Ahrensburg aufwuchs. Mit der Schlossstadt verbindet er neben einigen Auftritten deshalb vor allem Kindheitserinnerungen: "Über Gräben springen. Auf Bäume klettern. Ostereier-Sammeln am Ahrensburger Schloss." Dort, wo am 3. Juli 2010 die Finalisten von MusicStorm bei einem großen Open-Air-Konzert gegeneinander antreten werden. An MusicStorm gefalle ihm besonders gut, dass der Contest nicht in der Metropole Hamburg, sondern in Stormarn stattfinde. Schließlich stecke auch in dieser Region - wie in allen anderen auch - jede Menge Potenzial. "Es ist wichtig, jungen Leuten das Signal zu geben, dass man nicht in Hamburg-Eimsbüttel leben muss, um eine Rockband zu haben. Oder Songs zu schreiben", sagt Reincke. Bei den Teilnehmern von Stormarns erstem Musik-Contest achtet der Juror vor allem darauf, dass die Nachwuchs-Musiker Freude dabei haben. "Interessant ist, wie sie zum Ausdruck bringen, was sie berührt. Was sie bewegt."

Vermutlich ist es diese gehörige Portion Gefühl, die in Michy Reinckes Songs stecken, die seine Fans so begeistern. Träume und Wünsche, die sich in den Texten und Melodien wiederfinden. Und wovon hat er als Teenager geträumt? Reincke lacht und sagt: "Ich wollte berühmter werden als Bob Dylan und die Beatles zusammen. Wenn schon, denn schon." Er habe diesen Wunsch genossen. "Es ist wie beim Lottospielen: Es ist nie völlig ausgeschlossen, dass man gewinnt." Populärer als seine großen Idole ist er nicht geworden. Einen Namen hat sich Michy Reincke trotzdem gemacht. Seinen größten Hit hatte er 1984 mit seiner früheren Band Felix de Luxe: "Taxi nach Paris" wurde im Radio hoch und runter gespielt. Es ist das Lied, das viele als erstes mit Michy Reincke verbinden. Das Lied, auf das er ungezählte Mal angesprochen wurde. Das störe ihn aber nicht. "Das Lied ist nach wie vor ein lieber alter Freund, dem ich viel zu verdanken habe", sagt der Sohn eines Seefahrers. Etwas Zärtliches schwingt in seiner Stimme mit. "Ich bin froh, dass das Lied zu mir gekommen ist. Und ich glaube, dass Lied ist auch froh, dass es bei mir gelandet ist - und nicht bei irgendeinem Spacken."

Wenn er gefragt wird, wie ihm die Ideen für seine Melodien und Texte kommen, erzählt der Mann in den Bluejeans und dem dunklen T-Shirt von Pablo Picasso und seiner Stierkampf-Illustration. Mit nur ein paar Pinselstrichen habe Picasso ein Werk von großer Leichtigkeit geschaffen. "Er hat das Bild vielleicht 200 Mal gemalt und hinterher 199 davon aussortiert." In welchem Moment Picasso das eine Bild gemalt habe, wisse der Künstler sicher nicht mehr. Es klingt fast wie eine Weisheit, als Reincke sagt: "Das Vollkommene ist absichtslos. Wenn es passiert, freut man sich einfach."

Ständig davon getrieben zu sein, einen Hit nach dem anderen schreiben zu wollen, ist nicht sein Ding. Das überlässt er Menschen wie Dieter Bohlen. Menschen, deren Ansatz "Hits, Hits, Hits und Geld, Geld, Geld" sei. Es gebe viele Geschäftsleute im Popmusik-Geschäft. "Die haben mit Popmusik allerdings so viel zu tun wie eine Kuh mit dem Tanzen. Und werden von renommierten Musiker nicht ernst genommen."

Reincke zieht die Qualität der Quantität vor. "Ich möchte etwas schaffen, was die Menschen nachvollziehen können." Er schreibt Songs und produziert Platten, weil es für ihn Glück bedeutet. Glück, das er auch empfindet, wenn er für seine Fans spielt. Michy Reincke lächelt und sagt: "Die Bühne ist meine Insel. Da oben bin ich Robinson Crusoe - da darf ich gestalten."