Sie sind in einer fremden Stadt begraben. Manche von ihnen fanden ihre letzte Ruhe Tausende Kilometer von Ahrensburg entfernt. Andere sind auf See bestattet worden. Oder gelten als vermisst.

Ahrensburg. Damit ihre Angehörigen, Freunde und Bekannten auch auf dem Ahrensburger Friedhof einen Ort haben, an dem sie um diese Toten trauern können, ist der Eingangsbereich des Friedhofs in einen Gedenkgarten umgewandelt worden.

Nach und nach entsteht hier zwischen den Rhododendrenbüschen, Buchsbäumen, Kiefern, Birken und Ahornbäumen eine Allee. "Menschen können einen Baum spenden, an dem ein Namensschild angebracht werden kann", sagt der Friedhofsverwalter Joachim Gersch. "Ein Baum kostet rund 500 Euro."

Zwei Bäume sind bereits gepflanzt und zieren den 70 Meter langen, leicht geschwungenen Pfad. Dass der neu angelegte Kiesweg nicht gerade verläuft, sei Absicht. "Das Leben verläuft ja auch nicht gerade, sondern in Wellen", sagt Pastor Detlev Paschen, der die Idee des Gedenkgartens zusammen mit Joachim Gersch entwickelt hat.

Auch die Baumarten hat der Friedhofsverwalter bewusst ausgewählt: Sechs Ginkgobäume und sechs Amberbäume werden hier später den Wegesrand schmücken. Dazwischen werden Stauden, die ein buntes Blütenband bilden sollen, gepflanzt. "Der Amberbaum ist eine uralte Sorte und außerordentlich robust. Und der aus China stammende Ginkgobaum ist ein Symbol für Frieden, Freundschaft und Verbundenheit", sagt Gersch. Detlev Paschen lächelt und fügt hinzu: "Goethe hat seinen Liebesbriefen damals fächerförmige Ginkgoblätter beigelegt." Schon jetzt freuen sich die beiden Initiatoren des Gedenkgartens darauf, wenn sich die Blätter der Bäume im Herbst das erste Mal verfärben. "Die Ginkgobäume erscheinen dann leuchtend goldgelb. Die Blätter des Amberbaums nehmen eine weinrote, tiefpurpurfarbene bis violettbraune Färbung an", sagt Gersch. "Das wird ein wunderschönes Naturschauspiel." Bereits im November werde am Buß- und Bettag am 18. November Baum Nummer drei gepflanzt. Paschen sagt: "Die Evangelische Jugend Ahrensburg wird einen Baum, der von einer anonymen Spenderin stammt, während einer kleinen Andacht pflanzen. Als Symbol für Frieden und Versöhnung in der Welt."

Auslöser dafür, einen Gedenkgarten auf dem Ahrensburger Friedhof ins Leben zu rufen, seien Menschen gewesen, die solch einen Ort auf dem Friedhof bisher vermisste hätten. "Immer wieder sind Menschen auf uns zugekommen, die sich auf dem Friedhof einen Platz wünschen, an dem sie einem Verstorbenen gedenken können, der hier kein Grab hat", sagt Joachim Gersch. Zum Beispiel habe ihn vor einiger Zeit eine Dame gefragt, ob sie einen Baum spenden könne. "Einen Obstbaum. Am liebsten einen Apfelbaum. Weil ihre verstorbene Freundin, die in einer anderen Stadt begraben ist, die Natur über alles liebte. Und ganz besonders mochte sie Apfelbäume", erinnert sich Gersch. Auf der Streuobstwiese, die den alten und neuen Teil des Friedhofs verbindet, stehe nun ein Apfelbaum. Mit einer Gedenktafel. Aber für die Freundin der Verstorbenen ist es weit aus mehr als nur ein Baum mit einem Schild. Es ist der Platz auf dem Friedhof, an dem sie sich an die Tote erinnern und trauern kann. Ihr nah sein kann.

"Es ist sehr wichtig, dass die Hinterbliebenen einen Ort zur Erinnerung haben: Einen Bezugspunkt, der Hoffnung schenkt und Mut macht", sagt Pastor Detlev Paschen. "Der Friedhof ist schließlich auch ein Ort für die Lebenden."