Mit dem überraschenden Erwerb des 1400 Quadratmeter großen Grundstücks möchte der Geschäftsmann mithelfen, den Charme der City zu bewahren.

Ahrensburg. Die Ladenzeile am Rondeel und an der Rathausstraße in Ahrensburgs Innenstadt bleibt erhalten. Matthias Timm, Geschäftsführer des Kaufhauses Nessler, will die Gebäude auf dem etwa 1400 Quadratmeter großen Grundstück stehen lassen. Quasi auf der Zielgeraden hatte Timm beim Kauf des Areals einen Hamburger Investoren überholt, der große Teile abreißen und überregionale Filialisten wie Hennes & Mauritz anlocken wollte (wir berichteten).

Der neue Eigentümer erläuterte der Stormarn-Ausgabe des Abendblattes seine Pläne. Er möchte sogar die ehemaligen Werkstattflächen der Tischlerei im hinteren Teil des Grundstücks zu Ladenflächen ausbauen. Für die Geschäftsleute, die bereits Kündigungen bekommen hatten, bedeutet dies, dass sie vorerst an dem begehrten Standort bleiben dürfen. Timm ist sich sicher, dass man sich einig werde. Er verspricht: "Die Mieten bleiben bezahlbar."

Marie-Luise Stücken vom Ausstattungsgeschäft "Marie Luise" direkt an der Ecke Rondeel/Rathausstraße ist erleichtert. Auf einer Versammlung hatte sie den Nessler-Geschäftsführer eher scherzhaft gebeten: "Kaufen Sie das Haus doch." Dass es nun wirklich so gekommen ist, freut die Geschäftsfrau.

In dem markanten Eckhaus in bester Lage in der Innenstadt und dem angrenzenden Gebäude sind im Erdgeschoss zudem ein Blumengeschäft, ein Schuhladen, ein Modegeschäft und die SB-Filiale der Sparkasse Holstein untergebracht. Die Räume des Bioladens stehen seit dessen Umzug an die Hamburger Straße leer. Dort könnte eine neuer Eingang in ein 400 Quadratmeter großes Geschäft geschaffen werden.

Matthias Timm lässt derzeit Statiker und Handwerker die Substanz prüfen. "Das ist ein interessantes Gebäude. Wir wollen es begehbar und erlebbar machen", sagt er. Timm möchte "keine Schuhkartonfläche." Er sagt: "Ich könnte mir auch vorstellen, dort Gastronomie zu integrieren." Das zweigeschossige ehemalige Tischlereigebäude mit seinem Kopfsteinpflaster im Innenhof soll zu einer ganz besonders charmanten Ladenfläche werden - sofern die Statiker grünes Licht geben und Brandschutzbedingungen erfüllt würden.

Ob später auch der Name "Nessler" am Eingang hängt, ist noch offen. Vielleicht will Timm auch nur vermieten. Eine Motivation für den Erwerb der Immobilie sei die Tradition des Kaufhauses Nessler gewesen: Es ist bereits seit knapp 80 Jahren in Ahrensburg. Matthias Timm: " Es ist wichtig für die Stadt, dass diese inhabergeführten Geschäfte weiter bestehen. Das ist auch identitätsstiftend für das Rondeel. Bestehende Strukturen zu zerstören, ist nicht gut für Ahrensburg. Große Filialisten sind in Ordnung, wenn sie keine andere anderen Anbieter verdrängen." Es gebe genug leerstehende Flächen, die Filialisten beziehen könnten.

Der Hamburger Investor hätte die alteingesessenen Läden sicherlich verdrängt. "Projektentwickler aus anderen Städten gehen da emotionslos ran", meint der neue Eigentümer. Bei ihm sei das anders. Gerade kleine Läden, die viele Jahre von Inhabern geführt werden, machten den Charme einer Stadt aus. Timm ist sich sicher: "Dann kommen auch Menschen aus Volksdorf und anderen Orten gern zum Einkaufen hierher." Ein Café wie das Caligo ist ihm viel lieber als eine große Kette wie Starbucks. Eine Innenstadt mit 30 Filialisten wirke austauschbar, und davor möchte Matthias Timm Ahrensburg bewahren. Über den Kaufpreis sagt er nur: "Es war nicht günstig."