Anita Klahn (FDP), Mark-Oliver Potzahr (CDU) und Martin Habersaat (SPD) haben noch keine Büros - aber sie haben erste Erfahrungen gemacht.

Kiel. Anita Klahn ist in Klausur gegangen, Mark-Oliver Potzahr ist überrascht worden, Martin Habersaat ist beurlaubt worden. Diese drei Erlebnisse der neuen Stormarner Landtagsabgeordneten aus der vergangenen Woche stehen für einen Aufbruch: Auf nach Kiel, ins Landesparlament! Seit dem 27. Oktober sind Klahn (FDP), Potzahr (CDU) und Habersaat (SPD) gewählt, seit gut einer Woche versuchen sie nun, sich in ihrem neuen Leben als Volksvertreter zurechtzufinden.

Bei Anita Klahn (49), der Oldesloerin, ging es gleich mit einer dreitägigen Klausurtagung auf der Insel Sylt los. In Rantum hatten die 15 Fraktionsmitglieder und die Fraktionsmitarbeiter von Dienstag bis Donnerstag Gelegenheit, einander kennenzulernen und über Arbeitsverteilung und Aufgabenbereiche zu sprechen. Zu Hause sammelten ihre Parteifreunde die Klahn-Plakate von der Straße. Ihr Mann, Verwaltungsjurist, half auch mit. Er hatte sich extra freigenommen, um für die drei Söhne (13, 15-jährige Zwillinge) da zu sein. Da Anita Klahn zuletzt Hausfrau war, werden sich nun die familiären Lasten neu verteilen müssen.

In welchen Ausschuss die Oldesloerin in Kiel kommt, ist noch unklar. Ihr Wunsch wird möglicherweise nicht in Erfüllung gehen. "Ich wollte vorrangig Bildung machen, aber da gibt es viele Interessenten bei uns", sagt sie. "Im Bereich Sozialpolitik sieht es besser aus."

Klahn macht in diesem Punkt dieselbe Erfahrung wie ihre Kollegen Habersaat und Potzahr: Als Fraktionsneuling hat man nicht unbedingt das Recht des ersten Zugriffs. Entschieden ist aber noch in keiner Fraktion, wer in welchen Ausschuss kommt. Deshalb wäre auch die einigermaßen kuriose Variante denkbar, dass sich die drei Stormarner Neulinge allesamt im Bildungsausschuss wiedertreffen. Einen Sitz dort streben nämlich auch Habersaat und Potzahr an.

Auch die haben ihre Wünsche bereits geäußert: auf der ersten Sitzung ihrer Landtagsfraktionen. Wichtiger war allerdings die Wahl der Fraktionsvorsitzenden, wobei es sowohl bei der SPD als auch bei der CDU Gegenstimmen gab. Letzteres hat Potzahr (39) überrascht. "Das musste ich mir erst mal erläutern lassen", sagt er. "Dass da einige offenbar ihr Mütchen kühlen wollten, habe ich nicht verstanden. In der Kreistagsfraktion kann ich jedes Ergebnis erklären, aber hier . . . Eines ist jedenfalls klar: So viele Gegenstimmen wie bei der Wahl des Fraktionschefs darf es bei der Ministerpräsidentenwahl nicht geben."

Im Unterschied zu seinen anderen Kollegen aus Stormarn hat der Reinbeker sogar schon einen Blick in das Büro werfen können, das das Seine werden könnte. Es ist das des Ahrensburger Landtagsabgeordneten Tobias Koch. Dort ist noch ein Platz frei - mit Blick auf die Förde. "Der Fördeblick steht einem Neuling ja normalerweise nicht zu, aber vielleicht klappt es ja", sagt Mark-Oliver Potzahr.

Auch Martin Habersaat (32) hat seinen Fraktionsvorsitzenden schon gewählt. Die erste Woche sei ansonsten "unspektakulär" verlaufen, sagt der Barsbütteler. Habersaat, der als Lehrer in Hamburg arbeitet, hat seine Beurlaubung beantragt - und bekommen. Zugleich haben ihn aber schon Kollegen angesprochen, die sich seine Dienste sichern wollen. "Die möchten, dass ich in ihren Unterricht komme und den Schülern erzähle, was man als Landtagsabgeordneter so machen muss", sagt Habersaat. Er will das tun - vielleicht auch, um nicht ganz den Kontakt zu seinem bisherigen Berufsleben zu verlieren.

Wie sich die SPD-Fraktion auf die Oppositionsrolle einstellen wird, ist Thema einer Klausurtagung in Hohwacht - am 22. und 23. Oktober. Das liegt mitten in den Herbstferien. Habersaat will sie noch nutzen, um Klausuren zu korrigieren. Am 26. Oktober, dem Montag nach den Herbstferien, ist sein letzter Arbeitstag als Lehrer - vorerst. Am Tag darauf tritt der Landtag erstmals zusammen. Es ist die 47. Sitzung, zugleich die erste der 17. Wahlperiode. Die neuen Mitglieder werden vereidigt - für Anita Klahn, Martin Habersaat und Mark-Oliver Potzahr der durchaus feierliche Moment des Aufbruchs in eine neue Lebensphase.