Jetzt absteigen

Zum Bericht "Am Erlenhof soll jetzt doch gebaut werden"

Im April 2008 waren die Ahrensburger von der Bürgermeisterin Frau Pepper "herzlich eingeladen, ... in Form einer Zukunftswerkstatt ... die Ziele für eine zukünftige Stadtentwicklung" zu diskutieren und zu definieren. Die würden dann in das integrierte Stadtentwicklungskonzept, in den Masterplan Verkehr und in die Bebauungspläne einfließen. Sehr viele Menschen folgten dieser Einladung. In den folgenden Monaten wurde mit großem Einsatz in tagelangen Sitzungen gelernt, debattiert und konzipiert. Für die Stadtentwicklung lautete die Empfehlung: zusätzliche Wohneinheiten nur innerhalb der vorhandenen Bebauungsgrenzen, Innenverdichtung vor Außenentwicklung und vorerst keine Bebauung des Erlenhofgeländes, später nur ganz nachrangig bei zwingenden Bedarf. Die Zukunftswerkstatt wurde als großer Erfolg gefeiert.

Jetzt hat die Stadtverordnetenversammlung die Bebauung des Erlenhofs ab Frühjahr 2011 beschlossen. Außenentwicklung geht vor Innenverdichtung, Bauausführung geht vor Planung, es gibt kein Stadtentwicklungskonzept, keinen Masterplan Verkehr, keine Kostenplanung, und Investoreninteresse geht vor Bürgerwillen.

Für die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt kam der schlimmste Moment, als die Bürgermeisterin die Versammlung darüber belehrte, dass die Erlenhofbebauung durch die Bodenbevorratung in den Jahren 1974 und 1994 schon beschlossen sei und zwingend umgesetzt werden müsse. Als die Bürgermeisterin neulich mit der missverstandenen Vokabel "totes Pferd" in Verbindung gebracht wurde, hat sie sich bitter über den im Publikum aufbrandenden Beifall beklagt. Es steht aber fest: Die Bürgermitwirkung in Ahrensburg ist ein "totes Pferd", und es ist an uns, jetzt abzusteigen!

Jens-Karsten Offen, Ahrensburg

Zeit zum Umdenken

Das Gebiet Erlenhof in seiner jetzigen Form ist so gut wie verloren. Zum einen deshalb, weil Anträge, die mit demokratischer Abstimmung beschlossen werden, beim nächsten Mal wieder auf der Tagesordnung stehen, nur weil einigen das Ergebnis der ersten Abstimmung nicht gefällt. Gelebte Demokratie beinhaltet auch, verlieren zu können und vor allem zu wissen, wann man verloren hat.

Selbstverständlich sind vier Millionen Euro viel Geld. Aber an anderer Stelle wird es in vergleichbaren Höhen mal rausgehauen. Geld ist nicht alles.

Die Zeiten ändern sich, wir leben in einer globalisierten Zeit. Die Verantwortung beginnt vor der Haustür. Mit welcher Selbstverständlichkeit roden und bebauen wir, die Stadt Ahrensburg, unsere Grüngürtel? Ein Blick auf die Karte reicht, bald ist die gesamte Erdoberfläche von Deutschland mit Straßen und Siedlungen versiegelt. Ahrensburg ist da keine Ausnahme. Wir verurteilen die Asiaten, Afrikaner und Amerikaner, dass sie ohne Rücksicht auf Klima und die Umwelt ihre Wälder roden. Gilt das für uns nicht?

Wo ist denn der Bedarf? Es ist einzig und allein das Anspruchsverhalten der Menschen. Sind wir nicht unseren Großeltern und Eltern verpflichtet, ihr Erbe zu hegen zu pflegen? Bestehende Stadtstrukturen zu erhalten und nicht verfallen zu lassen? Wieso muss es immer ein neues Haus auf neuem Boden sein?

Am Ende haben wir innerhalb einiger Stadtgebiete (zum Beispiel Teile Hagen, Ahrensburg-West) zig leere Häuser/Grundstücke und überall am Stadtrand aber Gebiete mit jungen Familien, weit ab von Schulen, Bahnhöfen, der Innenstadt. Zu wenig Hort- und Krippenplätze für die Kinder, viel zu große Gruppen.

Wir sollten uns erst mal mit den aktuellen Problemen beschäftigen und etwas zu Ende bringen (Buchenweg-Gebiet, Bau des Peter-Rantzau-Hauses, Ausbau Große Straße, Restaurierung und Instandsetzung der bestehenden Straßen, Rad- und Fußwege), bevor wir neue Projekte angehen.

Es ist an der Zeit umzudenken. Der Natur zu ihrem Recht zu verhelfen, ohne sie gäbe es uns nicht.

Nina Holers, Ahrensburg

Bürgermeinung egal

Als Vater eines Erstwählers und zweier weiterer künftiger Wählberechtigter kann ich anderen Eltern nur empfehlen, niemals mit ihren Kindern eine Stadtverordnetenversammlung zu besuchen. Die Lust an Politik könnte sich sofort für immer verflüchtigen.

Was denkt sich die SPD dabei, einen Antrag zu wiederholen, der abgelehnt war, nur weil einige politische Gegner krank im Bett liegen? Es ist allen Beteiligten klar, dass das Abstimmungsergebnis bei voller Anwesenheit andersherum ausgefallen wäre. Ist das das Demokratieverständnis, das wir unseren Kindern beibringen sollen?

Was denken sich fachkundige Stadtverordnete dabei, wenn sie behaupten, dass nur ein Rahmenplan beschlossen werden soll, im Text des Antrags aber ein Bebauungsplan mit Terminplanung für den Baubeginn vorgesehen ist? Meinen Kindern habe ich beigebracht, dass man so etwas Lüge nennt. Glauben diese Vertreter des Volkes wirklich, dass wir alle nicht lesen können?

Mehrere Hundert Ahrensburger haben in einer Zukunftswerkstatt hart diskutiert und beschlossen, dass der Erlenhof als letzte Baureserve zurückzuhalten sei. Nun konnte man sehen, welchen Stadtverordneten die Bürgermeinung egal ist und welchen nicht.

Dr. Detlef Steuer, Ahrensburg

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