“Misstrauen und Konkurrenzangst“: Bedenken anderer Familienhilfeträger in der Stadt führen zum Aus.

Glinde. Der Deutsche Kinderschutzbund (DKSB) wird doch kein Kinderhaus in Glinde eröffnen. Das geplante vierte Kinderhaus "Blauer Elefant" wird von den Trägern bereits bestehender Angebote zur Familienhilfe kritisch gesehen. Sie befürchten eine Konkurrenz um finanzielle Mittel.

In einer Stellungnahme von Silke Löbbers (Sönke-Nissen-Park-Stiftung), Anette Schmidt (Awo), Dietrich Blonski (Beratungszentrum Südstormarn) und Matthias Richter (Kinderhaus der Südstormarner Vereinigung für Sozialarbeit) heißt es, die Arbeit des Kinderschutzbundes werde durchaus geschätzt: "In der Schaffung von Parallelangeboten zu bereits bestehenden Angeboten sehen wir jedoch für die Zukunft eine problematische Situation, insbesondere durch die Konkurrenz um die immer knapper werdenden öffentlichen Mittel." Der Kreisverband Stormarn des Deutschen Kinderschutzbundes hat daraufhin beschlossen, in Glinde keine Einrichtung zu eröffnen.

"Die Umstände vor Ort lassen den vertrauensvollen Aufbau einer weiteren Familienhilfeeinrichtung des Kinderschutzbundes Stormarn zurzeit nicht zu", sagt die DKSB-Vorsitzende Birgitt Zabel. Dies sei besonders bedauerlich, da ein hoher Bedarf für Glinde festgestellt worden sei. Auch die Unterzeichner der Stellungnahme, die im "Sozialpädagogischen Netzwerk Glinde" aktiv sind, sagen, dass das "vielfältige und effektive Angebot" in Glinde ausgebaut werden müsse. Sie betonen aber: "Dazu bestehen bei mehreren Trägern sowohl die Bereitschaft als auch die Möglichkeiten." Glinde sei in Sachen Kinderschutz kein "Entwicklungsgebiet, dem nur durch den Kinderschutzbund geholfen werden könne".

"Wir bedauern sehr, dass andere, wichtige Träger der Jugendhilfe unser Engagement in Glinde als Konkurrenz zur eigenen Arbeit und im Wettbewerb um finanzielle Ressourcen wahrnehmen", sagt Ingo Loeding, Geschäftsführer des Kinderschutzbundes. "In einer andauernden Atmosphäre des Misstrauens und der Konkurrenzangst ist eine konstruktive Zusammenarbeit im Interesse der betroffenen Kinder und Familien für den Kinderschutzbund nicht möglich." Nun seien die Glinder Jugendhilfeträger in der Verantwortung, umgehend weitere Angebote zu schaffen.

Die Pläne für ein weiteres Kinderhaus in Glinde hatten bereits zuvor für Probleme gesorgt. Streitpunkt war vor allem der als Standort angedachte Togohof, in dem zurzeit Obdachlose untergebracht sind. Der Sozialausschuss hatte im September beschlossen, dass eine Arbeitsgruppe den Bedarf für ein weiteres Kinderhaus prüfen solle (wir berichteten). Unterstützung kam von Anfang an von SPD und CDU. "Wir finden es außerordentlich bedauerlich, dass Frau Löbbers und Herr Richter das Engagement des Kinderschutzbundes in Glinde offenbar nicht als Chance, sondern als Bedrohung für ihre Arbeit sehen", sagt Ralf Reck, CDU-Ortsvereinsvorsitzender. Jetzt seien die Unterzeichner gefordert, die Lücken in der Familienhilfe zu füllen. "Sie sollen zeigen, wie sie den Kindern hier helfen werden."

"Das ist eine ziemlich verfahrene Situation", sagt der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Frank Lauterbach. "Wir werden uns aber weiterhin für ein Engagement des Kinderschutzbundes in Glinde einsetzen." Die Bedenken der Glinder Organisationen könne er zwar verstehen, aber nicht nachvollziehen. "Den Kindern ist es doch egal, wer ihnen hilft." Er sei zuversichtlich, dass sich noch eine Lösung finde - wenn nicht in Glinde, dann in Südstormarn. Lauterbach: "Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen."