Nach drei Tagen findet ein Hund den vermissten Haflinger Stanley im Moor. Bis zum Kopf war das völlig erschöpfte Tier eingesunken.

Stormarn. Ich habe ihn immer wieder angeschrien, er solle nicht aufgeben, sondern weiterkämpfen", sagt Alexandra Nicolas. Doch ihr Pferd hatte den Überlebenskampf offenbar schon aufgegeben: Die Augen waren geschlossen, der Kopf lag im Schlamm. "Ich dachte, er müsse sterben", sagt die Reiterin. Doch der dreitägige Kampf um Leben und Tod geht gut aus: Feuerwehrleute können den Haflinger Stanley retten.

Rückblick: Sonnabendfrüh auf einer Koppel in Bad Oldesloe. Alexandra Nicolas kann ihr 23 Jahre altes Pferd nirgendwo sehen. "Wir haben überall nach ihm gesucht", sagt sie, "ich habe sogar in den Gräben nahe der Koppel nachgesehen." Drei Tage später - nach weiteren vergeblichen Suchen mit Freunden und Bekannten - stellt sie fest, dass ihr Pferd doch im Graben lag. Bis zum Hals im Moor. "Ich muss ihn zwischen den Gräsern übersehen haben. Mich plagen schreckliche Schuldgefühle", sagt die junge Frau. Ihr Rottweiler Nico hatte sie zum Pferd geführt. Die anderen Pferde müssen die Gräser am Graben weggefressen haben, vermutet Nicolas. "Ich sah, wie mein Hund am Graben stand, bellte und ganz wild wurde", sagt die 32-Jährige, "dann sah ich schon die braunen Ohren und lief sofort hin." Sie nahm das Pferdegeschirr und versuchte, Stanley mit einem Jeep aus dem Moor zu ziehen. "Er hat gekämpft. Gemeinsam haben wir es sogar geschafft, dass seine Vorderbeine draußen waren." Doch das völlig erschöpfte Tier fiel wieder zurück.

Die Oldesloerin alarmierte die Feuerwehr. Doch Wehrführer Bernd Schmidt war zunächst ratlos: "Wir hatten keine Möglichkeit, das Tier aus dem Graben zu heben. Wir hätten es nur rausziehen können." Dabei hätte sich das Pferd das Genick brechen können. "Der Tierarzt sprach in diesem Moment vom Einschläfern", sagt Alexandra Nicolas mit zittriger Stimme. Dann hatte der Wehrführer die rettende Idee: Er forderte einen Teleskoplader vom Gut Blumendorf an, der das Tier herausheben sollte. Die Helfer legten Gurte um den Bauch. Und Stanley richtete sich mit letzter Kraft noch einmal auf. "Es ist ein kleines Wunder, dass das Pferd noch lebt", sagt Tierarzt Maik Neßmann (47), "Pferde kühlen innerhalb weniger Stunden aus, wenn sie im Wasser stehen. Stanley hatte Glück, denn der Schlamm war warm.