Bürgermeister Janhinnerk Voß bestätigt: Bebauungspläne werden überarbeitet, weil der ursprüngliche Charakter der Waldgemeinde verloren gehen könnte.

Großhansdorf. Mehr als fünf Jahrzehnte lang wurden Großhansdorf und Schmalenbeck von der Stadt Hamburg verwaltet. Seit 1937 gehört die Gemeinde zum Kreis Stormarn. Der idyllische, grüne Ort vor den Toren der Hansestadt war von jeher ein beliebtes Ziel - nicht nur für die Ausflügler, sondern auch für wohlhabende Städter, die es dauerhaft aufs Land zog. Wohnstraßen mit Alleen-Charakter, Villen und Einfamilienhäuser auf großzügigen Grundstücken prägen bis heute das Ortsbild der Waldgemeinde. Damit das so bleibt, werden zurzeit die Bebauungspläne der Gemeinde überarbeitet. Für drei B-Plangebiete hat die Verwaltung eine Veränderungssperre erlassen, um zu verhindern, dass während der Überprüfungsphase weitere Fakten geschaffen werden. Bürgermeister Janhinnerk Voß sagt: "Wir wollen unser Ortsbild bewahren." Zum Hintergrund: In jüngerer Vergangenheit war es immer wieder vorgekommen, dass große Grundstücke aufgekauft, ein altes Haus abgerissen und durch mehrere neue Häuser ersetzt wurde. Ein Beispiel: Ecke Tannenhain/Bei den Rauhen Bergen, wo statt eines Einfamilienhauses sechs Neubauten entstehen. Auch am Wöhrendamm gegenüber dem Krankenhaus-Parkplatz zeigt sich ein ähnliches Bild. Im Barkholt wird auf einem Grundstück gerade gebaut. Janhinnerk Voß sagt: "Statt der zwei Häuser stehen hier demnächst vier." Viele Großhansdorfer betrachten diese massive Bebauung mit großer Sorge. Stimmen wie "Das ist nicht mehr unser Großhansdorf" wurden laut.

Verwaltung und Politik haben diese Klage ernst genommen und eine Arbeitsgemeinschaft gegründet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle 40 und größtenteils mehr als 30 Jahre alten Bebauungspläne zu durchforsten und den ortsuntypischen Großbauten Einhalt zu gebieten. Man hat Grundstücksgrößen festgelegt, die nicht unterschritten werden dürfen: 800 Quadratmeter für ein Einzelhaus und 1000 Quadratmeter für ein Doppelhaus. Auch die Anzahl der Wohneinheiten wird beschränkt: auf zwei je Haus. Voß: "Das war in den alten B-Plänen überhaupt nicht festgelegt." Die meisten B-Pläne hat der Arbeitskreis bereits abgearbeitet. Zehn stehen jetzt noch aus. Darunter sind der B-Plan Nr. 8 (Eilbergweg), der B-Plan 40 (Gebiet Alter Achterkamp, Babentwiete und ein Teil der Sieker Landstraße) sowie ein Teilbereich des B-Plans 2 (Gebiet rund um den Groten Diek), für die die Veränderungssperre gilt. "Mit dieser Maßnahme wollen wir vermeiden, dass der nächste Investor kommt und für drei aufgekaufte Grundstücke einen Bauantrag stellt", sagt der Bürgermeister. Kleinere Vorhaben, wie der Ausbau eines Daches oder der Bau eines Carports, seien davon ausgenommen. "Das würden wir trotz Sperre genehmigen", sagt Voß. Der Bürgermeister weiß, dass dieses Vorgehen nicht allen Großhansdorfern gefällt. Besonders denen nicht, die sich mit dem Gedanken an den Verkauf ihres Grundstücks tragen. Es sei schwierig, alle Interessen unter einen Hut zu bringen, zumal Wunsch und Wirklichkeit manchmal auseinandergingen. Voß: "Die Bürger möchten eine zurückhaltende Bebauung, außer wenn es um ihr eigenes Grundstück geht." Und dann sind da noch die Kritiker, die das Argument anführen, dass die festgelegten Grundstücksgrößen nicht mehr zeitgemäß seien. Das könnten sich junge Familien finanziell gar nicht mehr leisten. Auch die Zeit, die man in die Pflege eines 800 Quadratmeter großen Grundstücks investieren muss, seien viele nicht mehr zu investieren bereit.

Der Bürgermeister will die Argumente nicht von der Hand weisen. Die Grundstückspreise in der Waldgemeinde gehören nach wie vor zu den höchsten in Stormarn. Der Bodenrichtwert in Schmalenbeck liegt bei 285 Euro für den Quadratmeter, in Großhansdorf bei 265 Euro. Für Grundstücke in Top-Lagen lassen sich durchaus bis zu 330 Euro pro Quadratmeter erzielen. Verwaltungschef Janhinnerk Voß: "Andere Gemeinden können ja kleinere Flächen anbieten. In Großhansdorf gibt es unverändert einen Markt für große Grundstücke."

Dass die Waldgemeinde so beliebt ist, liegt auch an der guten Infrastruktur. Die Tatsache, dass die U-Bahn nach Großhansdorf fährt und die Autobahn die Möglichkeit bietet, schnell nach Hamburg oder nach Lübeck und an die Ostsee zu kommen, spielt dabei eine wesentliche Rolle. Die Großhansdorfer legen Wert darauf, dass ihre Waldgemeinde auch weiterhin den Namen verdient. Der Protest gegen den Supermarkt am Kreisel Hansdorfer Landstraße, für den Bäume gefällt werden müssten, ist auch Ausdruck dafür.