Meistens geht es um Hartz IV. Im Vorjahr konnte das Team der engagierten Kielerin in 85 Prozent der fast 3700 Fälle etwas für die Klienten erreichen.

Reinfeld. 16-seitige Bescheide über das Arbeitslosengeld II (Hartz IV), die kaum ein Mensch versteht. Krankenkassen, die eine Behandlung nicht bezahlen möchten. Kindergeldzahlungen, die plötzlich eingestellt werden: Immer wieder haben Bürger Ärger mit den Behörden. Birgit Wille-Handels, Bürgerbeauftragte für soziale Angelegenheiten des Landes Schleswig-Holstein, steht Hilfesuchenden zur Seite, berät sie und vertritt die Anliegen der Bürger gegenüber den Behörden. Jetzt war die Bürgerbeauftragte zu Gast in Reinfeld. Fünf Besucher nutzten die Sprechstunde. "Immer waren Fragen zum Thema Hartz IV dabei", sagt Wille-Handels: "Eine Dame brachte einen ganzen Batzen Belege und Bescheide der Arge mit. Zum einen konnte sie vieles, was dort aufgeführt war, nicht verstehen und somit auch nicht nachvollziehen, ob ihr Leistungssatz auch richtig berechnet worden war." Schon beim Durchsehen der Unterlagen fiel der Expertin ein Fehler auf: "Die Dame lebt in einer Bedarfsgemeinschaft. Zu ihrem Nachteil wurde eine Person dieser Bedarfsgemeinschaft bei der Berechnung nicht berücksichtigt."

Solche Fehler entdeckt die Bürgerbeauftragte ständig. "Wir beobachten einen Besorgnis erregenden Zuwachs der Nachfragen", sagt Wille-Handels. Im vergangenen Jahr bearbeitete die Bürgerbeauftragte gemeinsam mit ihrem neunköpfigen Team 3668 Fälle. Circa 85 Prozent der Menschen konnte geholfen werden. Rund 40 Prozent aller Fragen bezogen sich auf Hartz IV. "Ein gravierendes Problem ist der Aufbau der Arge. Die Betroffenen Menschen haben keinen festen Ansprechpartner. Der gesamte Verwaltungsablauf läuft nicht reibungslos. Es werden falsche Formulare verschickt, oder es gehen Einträge im EDV-System verloren. Ein Zustand, der inakzeptabel ist und nicht mehr hingenommen werden darf", sagt die Bürgerbeauftragte.

In Reinfeld ging es auch um Probleme mit der Krankenversicherung und das Schwerbehindertenrecht. Eine Frau bezweifelte, dass ihr Behinderungsgrad richtig berechnet worden ist. "Ich lasse mir die Unterlagen der Bürger, die mich in Reinfeld aufgesucht haben, jetzt in Kopie zuschicken. Dann werde ich mit meinem Team die Schreiben auswerten und anschließend Kontakt mit der entsprechenden Behörde aufnehmen. "Jeder in unserem Team hat einen Schwerpunkt. Einer kennt sich beispielsweise mit der gesetzlichen Renten- und Krankenversicherung aus, ein anderer ist Experte auf dem Gebiet der Ausbildungsförderung, und natürlich gibt es jemand, der sich gut mit Hartz IV auskennt."

Die Bürgerbeauftragte ist hauptamtlich tätig und wird alle sechs Jahre vom Landtag gewählt. Birgit Wille-Handels ist jetzt seit sieben Jahren im Amt. Regelmäßig gibt sie Sprechstunden in den Städten und Gemeinden. Hilfesuchende können sie auch in ihrem Büro in Kiel unter der Telefonnummer 0431/ 988 12 40 erreichen.