Warum der Ammersbeker Ortsverband der Grünen im Jahr 2007 rund 170 Euro für Fotos ausgegeben hat und warum das zwei Jahre später den Landesschatzmeister der Grünen, Markus Stiegler, beschäftigt, ist gar nicht so einfach zu erklären. Aber versuchen kann man es ja mal.

Ammersbek. Fangen wir mit Winfried Krahwinkel an, bis vor kurzem Kassenwart der Ammersbeker Grünen. Himmelkrähendes Unrecht sei geschehen, findet Krahwinkel. "In den letzten Monaten ist viel über Maßlosigkeit der Vorstände in der Finanzbranche geschrieben worden", schreibt er. Das sei aber nicht alles: "Schon einige Etagen tiefer geht es ähnlich zu: Leichtfertig wird mit fremden Geldern umgegangen." Ganz konkret: In Ammersbek, bei den Grünen. Ganz schön viele Etagen tiefer.

Ungewöhnlich hohe Ausgaben für Porto, Fotos und Büromaterial habe man festgestellt, sagt Krahwinkel - bei der im Jahr 2008 vorgenommenen Prüfung der Jahresrechnung 2007. Porto 120 Euro, Fotos 170 Euro, Büromaterial gar 250 Euro - das sind schon Kracherposten. Krahwinkel wollte wissen, wofür diese Riesensummen ganz konkret ausgegeben worden sind - und stieß damit bei seinem Ortsverbandsvorsitzenden Jan-Lübbers Johannsen auf Granit.

Doch der Kassenwart ließ nicht locker. Er informierte die Kreisschatzmeisterin Anne vor dem Esche. "Man denkt, das sind Pillepalle-Beträge, aber für einen kleinen Ortsverband ist das sehr hoch", sagt sie. "Andere Ortsverbände geben für Fotos nichts aus, und Portokosten haben die auch nicht, die verteilen ihre Post selber im Ort."

Es fehle in Ammersbek offenbar am Idealismus der frühen Jahre. Vor dem Esche: "Das tut schon weh. Ich habe den Ammersbeker Ortsverband ja mal mitgegründet." Jan-Lübbers Johannsen verspürt derartige Schmerzen ganz offenbar nicht. Mails von Anne vor dem Esche, die um eine Erklärung für die rätselhaft hohen Portokosten bat, ließ er unbeantwortet. "Das braucht sie nur sekundär was anzugehen, was wir da im Einzelnen gemacht haben", sagt er ein klein bisschen rüde. Und der wackere Kassenprüfer Winfried Krahwinkel kriegt auch gleich noch sein Fett weg. "Der hat da zu Dingen Stellung genommen, zu denen er gar nichts zu sagen hat."

Krahwinkel hat sich dann sogar gezwungen gesehen, an den Landesvorstand der Grünen in Kiel zu schreiben. Um die Sache zu einem Ende zu bringen, bat der Landesschatzmeister Markus Stiegler die Ammersbeker Grünen um Aufklärung. "Ich habe dann eine umfangreiche Dokumentation bekommen", sagt Stiegler - die Betonung liegt auf "umfangreich". "Ich habe sie noch nicht durchgearbeitet. Da sind auch viele Fotos dabei - von Flüssen und Heckendurchbrüchen und so. Das sind offenbar die fraglichen Fotoarbeiten."

Ansonsten misst er dem Zwist keine höhere Bedeutung bei. "Der Vorstand ist damals von den Mitgliedern entlastet worden. Und das ist entscheidend", sagt er. In einer Partei sei es manchmal eben auch wie in einem Verein. "Da streitet man sich schon mal, ohne dass man genau sagen kann, worum es eigentlich geht."

Ist jetzt wohl auch egal. Krahwinkel ist umgezogen, also nicht mehr Mitglied des Ammersbeker Ortsverbands, also nicht mehr dessen Kassenwart. Dem verschwenderischen Umgang mit fremdem Geld ist wieder Tür und Tor geöffnet: In der großen Finanzwelt wie auch "einige Etagen tiefer" - bei den Ammersbeker Grünen.