Politiker aus dem Kreis Stormarn bewerten die Ergebnisse in den Ländern Thüringen, Sachsen und Saarland.

Ahrensburg. Heiko Winckel-Rienhoff hat "ein größeres Glas Rotkäppchen-Sekt" getrunken, Karl-Reinhold Wurch "eine gute Flasche Rotwein" entkorkt: Auch in Stormarner Wohnzimmern wurde am Wahlsonntag gefeiert. Dass die Wähler doch ziemlich weit entfernt von Schleswig-Holstein votiert haben, spielte dabei keine Rolle. Karl-Reinhold Wurch, Fraktionschef der FDP im Stormarner Kreistag, freute sich ebenso wie sein Kollegen von den Linken, Heiko Winckel-Rienhoff, über das gute Abschneiden ihrer Parteien in Thüringen, Sachsen und dem Saarland.

"Mit diesem Ergebnis steigen unsere Chancen bei der Landtagswahl", findet Winckel-Rienhoff. "Ich erhoffe mir den Einzug ins Kieler Parlament." Die SPD müsse dann den Mut haben, Koalitionsoptionen wahrzunehmen. "Der Schwarze Peter liegt bei den Sozialdemokraten."

Karl-Reinhold Wurch erhofft sich nach dem Wahlergebnis auch so einiges -aber gewiss nicht eine rot-rote Koalition. "Wenn wir hier auch vier Prozent dazugewinnen wie bei den drei Landtagswahlen, wäre das doch nicht schlecht", sagt der Verfechter einer schwarz-gelben Koalition im Kieler Landtag. Sorgen macht ihm das Abschneiden der CDU. "Schade, dass die so stark verloren hat." Für die schleswig-holsteinischen Christdemokraten schaut es aber deutlich besser aus, findet Wurch: "Ich glaube doch, dass der Ministerpräsident Peter Harry Carstensen bei den Wählern beliebt ist."

Joachim Wagner, CDU-Fraktionsvorsitzender im Kreistag, hat am Wahlabend hauptsächlich gestaunt. "Man ist immer wieder überrascht, wie unterschiedlich solche Wahlen verlaufen. Hier wird die CDU abgestraft, da nicht, hier ist die Wahlbeteiligung unerwartet hoch, da extrem niedrig. Das ist schon eigenartig."

Es gebe Wahlen, da könne man einen Trend erkennen. "Aber hier ist so gar nichts Trendiges dabei", sagt Wagner. Auch und gerade für seine Partei nicht. "Ob es in Schleswig-Holstein für eine bürgerliche Mehrheit, weiß man nicht." Und auch für die Bundestagswahl würde Wagner "keine Wetten abgeben" wollen.

Stefan Kehl, der Fraktionschef der Grünen in Stormarn, war alles andere als überrascht vom Wahlergebnis. "Von der Tendenz her habe ich das so erwartet", sagt er. In Schleswig-Holstein werde der Wahlkampf nun erst richtig anlaufen. "Bislang war das ja eher schleppend", sagt er. Dass die Grünen nun wieder in den Landtagen von Thüringen, Sachsen und Saarland vertreten seien, werde der Partei Auftrieb geben. "Wir wollen drittstärkste Kraft im Kieler Parlament werden", sagt er. "Dann muss man sehen, welche Koalitionsoptionen es gibt."

Bei der SPD bleibt die Einordnung der Wahlergebnisse Stimmungssache. "Man könnte sagen, es ginge für die SPD in zwei Bundesländern bergauf", sagt der SPD-Kreisvorsitzende Martin Habersaat. Die Verwendung des Konjunktivs signalisiert allerdings, dass man die Lage der einstigen Volkspartei auch ganz anders einschätzen könnte. Eines ist für den SPD-Chef klar. "Die Linken werden hier nicht so stark wie im Saarland. Ich glaube nicht, dass sie in den Landtag kommen." Und an einen Sieg von Schwarz-Gelb bei der Landtagswahl mag er auch nicht glauben: "Ich habe das Gefühl, dass die Stimmung kippt."