Doch der Verband des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein hält die Sorgen vieler Firmenchefs für unbegründet.

Reinfeld/ Bad Oldesloe. Ganz alte Fahrzeuge seien kaum in den Werkstätten repariert worden. Für den Neuwagenhandel ist sie ein voller Erfolg, aus Sicht der Autowerkstätten offenbar eher Schrott: die Abwrackprämie. "Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der grandiose Erfolg dieser Prämie die kleinen freien Kfz-Werkstätten vor große Probleme stellt", sagt Adelbert Fritz (60), Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Stormarn. "Denn freie Werkstätten leben nun mal von der Reparatur alter Autos. Und die sind nun in der Schrottpresse gelandet." Fritz geht davon aus, dass die kleinen Betriebe auch in den kommenden Jahren noch unter dieser Situation leiden werden.

Harald Gerth, Inhaber der freien Kfz-Werkstatt Automobile und Service Harald Gerth in Reinfeld, ist einer der Leidtragenden. "Wir haben weniger Aufträge für Reparaturen an älteren Autos", sagt Gerth, der die Werkstatt vor zehn Jahren eröffnet hat und heute zwei Festangestellte, zwei Auszubildende und eine Halbtagskraft beschäftigt.

Droht freien Werkstätten nun die Insolvenz? "Definitiv nicht. Aufgrund der Abwrackprämie wird kein Betrieb pleitegehen", sagt Bernd Schweitzer (62), Geschäftsführer des Verbandes des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein: "Wenn eine Werkstatt jetzt oder in den kommenden Monaten schließen muss, dann hat das andere Gründe. Die Abwrackprämie dürfte dann nur der letzte Tropfen gewesen sein."

Schweitzer rechnet vor: In der Bundesrepublik gebe es rund 43 Millionen Autos. Davon seien 16 Millionen Fahrzeuge älter als neun Jahre. Für diese Autos könnte der Halter theoretisch die Abwrackprämie kassieren. Praktisch täten das aber nur zwei Millionen Halter. "Denn nur für so viele Autos reicht die Umweltprämie", sagt Schweitzer. Hinzu komme, dass geschätzt die Hälfte der Autos, die jetzt abgewrackt werden, in der Vergangenheit kaum oder nie in eine Werkstatt gebracht worden seien. Denn insbesondere Autos, die älter als neun Jahre seien, würden oft von ihren Besitzern selbst oder von Freunden und Verwandten repariert. Oder von Schwarzarbeitern.

Dass die Aufträge zurückgehen werden, hält Bernd Schweitzer in Einzelfällen dennoch für denkbar. Karl Ritter (52) betreibt in Mollhagen eine freie Werkstatt. Er hat einen Angestellten, und er hat neuerdings Sorgenfalten auf der Stirn: "Jetzt mag alles noch in Ordnung sein, doch ich glaube, dass auch bei uns Kunden wegbleiben werden." Bislang seien die Aufträge jedoch konstant geblieben.

Doch nicht nur die Besitzer kleiner Werkstätten fühlen sich als Verlierer der Abwrackprämie. Gebrauchtwagenhändler tun das auch. Harald Gerth aus Reinfeld ist insofern gleich zweifach betroffen: Gebrauchwagenverkauf ist sein zweites Standbein. "Die Autos, von deren Verkauf wir leben, sind vor allem gute Gebrauchtwagen und Jahreswagen. Es ist so frustrierend. Manche Neuwagen sind jetzt schon billiger als Jahreswagen."

Bernd Schweitzer vom Verband hält auch das nur für eine gefühlte, viel zu pessimistische Wahrheit: "Eine Studie belegt, dass der Gebrauchtwagenmarkt im ersten Halbjahr 2009 verglichen mit dem ersten Halbjahr 2008 um nur 1,1 Prozent zurückgegangen ist. Vergleicht man die Jahre 2007 und 2008 miteinander, ist auch da ein Rückgang von 0,9 Prozent zu verzeichnen."