In Longaweng fällt Felix Fritze bestimmt auf. Der schlanke, fast zwei Meter große Barsbütteler wird ein Jahr lang in Papua-Neuguinea leben - nicht gerade die Heimat hochgewachsener Hellhäutiger.

Barsbüttel. Am 9. September geht sein Flug. "So langsam spüre ich doch die Aufregung", sagt Felix Fritze.

Schon seit Februar weiß der 18-Jährige, dass er im Auftrag des Nordelbischen Missionszentrums, einer Einrichtung der evangelischen Kirche, nach Papua-Neuguinea reisen wird. Jetzt rückt der Abflugtermin unaufhaltsam näher. Wenn Felix Fritze von dem Inselstaat im Pazifik erzählt, hat man fast das Gefühl, er sei vor 20 Tagen zurückgekommen: So viele Informationen hat er parat. Via Internet hat er natürlich schon gesehen, wo der Ort liegt, der für ein Jahr sein Zuhause wird. Es ist ein Straßendorf auf einem Hügel unweit des Pazifiks: das Seminar Longaweng, in dem etwa 100 Schüler und Lehrer leben.

Die evangelische Kirche bildet dort Pastoren aus, und Felix Fritze wird unter anderem die Aufgabe haben, die Bibliothek des Seminars in eine systematische Ordnung zu bringen. Kann er denn das? "Beim Missionszentrum hat man mir gesagt, ich könnte logisch genug denken, um das hinzubekommen", sagt er, der sein Abitur am Gymnasium Marienthal mit der Note 1,1 gemacht hat. 500 bis 700 Bücher gibt es in Longaweng. Einiges sei veraltet und könne aussortiert werden, hat er gehört, anderes müsse neu angeschafft werden. "Zum Beispiel Bücher über die Gleichberechtigung von Frauen", sagt er. "Da ist auf Papua-Neuguinea wohl noch viel zu tun."

Der 18-Jährige wird nicht nur in diesem Punkt in eine komplett andere Welt eintauchen müssen. Gibt es überhaupt Fernsehen in Longaweng? Fritze zuckt die Schultern. Gibt es dort Bücher, die er lesen mag? Englischsprachiges vielleicht, Felix ist in der Schule gut in Englisch gewesen. Dennoch will er sich Bücher mitnehmen, aber bei einem auf insgesamt 35 Kilogramm begrenzten Reisegepäck stellen gewichtige Bände ein Problem dar. Auch auf ein ganz anderes Klima muss er sich einstellen: Er wird mit hoher Luftfeuchtigkeit und großer Hitze leben müssen. Er wird sich vermutlich selbst versorgen, er wird selbst waschen und kochen müssen. Dass er dort eine Waschmaschine mitbenutzen kann, hat er schon geklärt.

Wäscht er in Barsbüttel auch? "Na ja", sagt er und macht eine Handbewegung, aus der abzulesen ist, dass seine Leidenschaft anderen Tätigkeiten gehört. Dem Kochen zum Beispiel. Auch das wird er in Longaweng, wo er wohl in einem eigenen kleinen Haus wohnt, selbst machen müssen. Eine Kantine gibt es dort nicht. "Die Schüler wohnen mit ihren Familien im Seminar, sie haben Häuser mit Gärten. Vormittags läuft der Unterricht, mittags wird zu Hause gegessen, danach wird der Garten beackert."

Felix hat schon mal in Erfahrung gebracht, was man sich dort zubereiten könnte. Zum Beispiel eine Brotfrucht. "Das ist ganz einfach: Die wirft man ins Feuer, dann macht es Knack, und dann kann man die Kerne essen." Klar ist auch schon, dass eines seiner Lieblingsessen dort nicht zu bekommen ist: Pizza.

Dass er für ein Jahr auf diese und andere Annehmlichkeiten verzichten will, hat seine Freunde zunächst verwundert. Mittlerweile spürt er Anerkennung. Für Felix ist sein Auslandsjahr, das als Zivildienst anerkannt wird, eine gute Alternative zum Wehrdienst, den er ohnehin verweigern wollte. "Es gibt nicht so viele Freunde, die nach der Schule erst einmal ins Ausland gehen. Die meisten studieren gleich", sagt er. Er wird das mit Verzögerung tun. Den Studienplatz für Medizin in Greifswald hat er schon in der Tasche. In einem Jahr geht es deshalb von Papua-Neuguinea fast direkt nach Mecklenburg-Vorpommern.

Der Einsatz fürs Nordelbische Missionszentrum ist mit dem Aufbau eines Förderkreises verbunden, der die jungen Leute mit einem kleinen finanziellen Beitrag unterstützen soll. Wer Felix Fritze helfen möchte, kann sich bei ihm melden (Telefon 01577/526 08 87, Email Felix.Fritze@googlemail.com ).