Ole Thorben Buschhüter wirft Anja Hajduk vor, sie habe “mehr Freunde an der Straßenbahn“.

Ahrensburg/Hamburg. Der Hamburger SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Ole Thorben Buschhüter hat der Stadtentwicklungssenatorin Anja Hajduk vorgeworfen, sich nicht energisch genug für den Bau einer S-Bahnlinie nach Ahrensburg einzusetzen. Buschhüter sagte im Gespräch mit der Stormarn-Ausgabe des Abendblatts: "Das Stadtbahn-Projekt in Hamburg und die S 4 sollten gleichberechtigt nebeneinander stehen. Ich habe den Eindruck, dass das nicht der Fall ist. Die Behörde hat offenbar mehr Freude an der Straßenbahn als an der S-Bahn."

Der SPD-Verkehrsexperte hält diese Gewichtung für falsch. "Die S-Bahn hat eine ganz andere Bedeutung nicht nur für den Personenverkehr, sondern auch für den Wirtschaftsverkehr. Wenn die Brücke über den Fehmarnbelt 2015 fertig sein sollte, wird der Güterverkehr auf der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck-Puttgarden enorm anwachsen." Deshalb brauche man ein zusätzliches Gleis. "Das wird auch die Lage am schon jetzt überlasteten Hamburger Hauptbahnhof entspannen."

Buschhüter vermutet, dass die Stadtbahn auch deshalb forciert wird, "weil das das einfachere Projekt ist. Das ist eine rein Hamburger Angelegenheit, da muss man sich nicht mit anderen einigen." Bei der S 4 hingegen gebe es viele Akteure, die mitzureden hätten: die Bahn, der Bund, das Land Schleswig-Holstein.

Über eine separate S-Bahn-Strecke zwischen Hamburg und Stormarn wird schon seit Jahren diskutiert. Zuletzt hatte Kay Uwe Arnecke, Chef der S-Bahn Hamburg, mit Hinweis auf die Fehmarnbeltquerung Druck gemacht. Arneckes Konzept einer "neuen S - Bahn für Wandsbek und Stormarn" sieht vor, auf der 35 Kilometer langen Strecke vom Hamburger Hauptbahnhof bis Bad Oldesloe teilweise ein neues Gleis zu legen (19,7 Kilometer) und den Rest auszubauen. Das würde nach seinen Schätzungen rund 242 Millionen Euro kosten, wovon Hamburg etwa 60 Prozent und Schleswig-Holstein 40 Prozent zu bezahlen hätte.

Das wären für Hamburg rund 140 Millionen Euro. Bei der Stadtbahn verweigert die Stadtentwicklungsbehörde Angaben zu den Kosten. Vermutungen reichen von 150 bis 300 Millionen Euro für die Straßenbahnlinie von Bramfeld nach Altona. 300 Millionen Euro kostet die im Bau befindliche Hafencity-U-Bahn. "300 Millionen Euro für die kurze Strecke - ein Wahnsinn", sagt Buschhüter. Er hat nichts gegen die Stadtbahn, hat deutlich mehr Einwände gegen die Hafencity-Bahn - aber er findet, dass die S 4 den größeren Nutzen bringt. Auch und gerade für Hamburg, denn entlang der S-Bahn-Strecke sollen vier neue Bahnhöfe entstehen: Claudiusstraße, Bovestraße (in der Nähe des AK Wandsbek), Holstenhofweg und Pulverhof. Der derzeitige Bahnhof Wandsbek könnte dann geschlossen werden. Die neuen Haltepunkte werden nach Ansicht der S-Bahn Hamburg die Fahrgastzahlen der S 4 nach oben treiben. Deshalb fordert Buschhüter vom Senat: "Fangt endlich mit der Planung der S 4 an." Er ärgert sich darüber, dass man im Süden immer schneller ist, wenn es darum geht, Fördermittel des Bundes zu bekommen. "Die süddeutschen Bundesländer haben die Planung in der Schublade. Wir fangen an zu planen, wenn in Berlin Geld vorhanden ist, und sind dann mit den Plänen fertig, wenn das Geld weg ist."

Es deutet viel daraufhin, dass das bei der S 4 anders sein könnte. Nach einer bereits vorliegenden Machbarkeitsstudie soll nun eine weitere "vertiefende" Studie in Auftrag gegeben werden. Ole Thorben Buschhüter: "Aber noch ist nicht einmal klar, wer diese Studie machen soll, was sie kostet und wer sie bezahlt."