Stormarner Brandschützer kritisieren die neue Altersgrenze. Der Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands hat zugestimmt.

Ahrensburg. "Mitglieder der Jugendfeuerwehr nehmen nicht an Einsätzen teil." Dieser schlichte Satz aus den neuen Landes-Bestimmungen für die schleswig-holsteinischen Wehren beendet eine jahrzehntelang ausgeübte Praxis - und sorgt für Empörung bei den Wehren. "99 Prozent der Feuerwehrleute sind dagegen, dass die unter 18-Jährigen jetzt nicht mehr mit zum Einsätzen dürfen", sagt Norman Schumann, der Chef der Barsbütteler Feuerwehren. "Wir verlieren die Jugendlichen in einer für sie ohnehin schwierigen Lebensphase, wenn sie nicht dabei sein dürfen, wenn es Ernst wird. Das hat katastrophale Folgen für unsere Nachwuchsarbeit."

Die bisher geltende Regelung habe sich bewährt. "Wir haben 16- und 17-Jährige, sofern sie die Ausbildung hatten, zu einfachen Einsätzen mitgenommen", sagt er. Im "rückwärtigen Bereich" hätten sie dann Aufgaben erledigt. Damit ist es nun vorbei, die Landesbestimmungen sind bindend. Schumann: "Ab sofort werden wir die Jugendlichen zu Hause lassen müssen."

Beim Landesfeuerwehrverband versteht man die Aufregung nicht. "Wir haben alle Kreisfeuerwehrverbände beteiligt, die neuen Bestimmungen sind Ergebnis eines demokratischen Prozesses", sagt der Landesjugendfeuerwehrwart Hauke Ohland. Man habe auch eine Schutzfunktion gegenüber den jungen Leuten, findet er. "Ein Einsatz ist ein schmaler Grat, man weiß nie genau, was die Feuerwehr vor Ort wirklich erwartet."

Feuerwehrintern spielt in der Diskussion um Altersgrenzen ein Vorfall in Lensahn (Kreis Ostholstein) aus dem vergangenen Jahr eine besondere Rolle. Dort war ein Mitglied der Jugendwehr bei einem Unfalleinsatz mitgefahren. "Er hat nicht mitgearbeitet, aber er hat aus 50 Meter Entfernung mit angesehen, wie eine Frau in einem Auto verbrannt ist", sagt Ralf Thomsen, Kreisbrandmeister in Ostholstein. Folge: Bei dem Jugendlichen wurde ein "posttraumatisches Belastungssyndrom" diagnostiziert, er kam in ärztliche Behandlung. Thomsen folgert daraus: "Wir müssen die Jugendlichen schützen. Die Verantwortung, dass denen bei einem Einsatz etwas passiert, die kann keiner tragen." Ihm ist klar, dass die neue Regelung "einen großen Streit" hervorrufen wird.

Norman Schumann, Barsbüttels Wehrführer, findet, dass das Lensahner Ereignis nicht dazu taugt, eine bewährte Praxis umzustoßen. "Was da passiert ist, war ein ganz klares Fehlverhalten des örtlichen Wehrführers und der Einsatzleitung", sagt er. "Man hätte den Jugendlichen beiseite nehmen müssen."

Der Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands Stormarn war anderer Ansicht. Er hat die neue Altersgrenze für Einsätze mehrheitlich gebilligt. Der Kreisbrandmeister Gerd Riemann bedauert das. "Die Integration von Jugendlichen ins Einsatzgeschehen war ein gewisses Plus, wenn es um die Frage ging, ob man bei der Jugendwehr mitmacht oder nicht", sagt er.