Die Hamburger Firma Concept-Immobilien investiert 14 Millionen Euro. Es gibt nicht nur Zustimmung für das Einkaufszentrum.

Glinde. Ein staubiger Platz an einer Straßenkreuzung: Mehr ist vom Mühlencenter, dem neuen Glinder Einkaufszentrum, bislang noch nicht zu sehen. Die Fantasie regt das nicht gerade an, aber die großen Lebensmittelketten reagieren offenbar auf andere Reize. "90 Prozent der Flächen sind bereits vermietet", sagt Arne Hopmann, Projektentwickler von der Hamburger Firma Concept-Immobilien. Edeka kommt und wird mit 3000 Quadratmetern riesengroß, Lidl kommt, die Drogeriekette DM kommt. Schon ist das Mühlencenter nahezu voll.

Was Hopmann nicht verwundert. "Ich kenne nicht viele kleine Orte, die eine richtige Fußgängerzone haben", sagt der schlanke Mittvierziger. "Glinde ist schon eine Idealbesetzung." Die Stadt sei "Wohnvorort von Hamburg", habe eine hohe Kaufkraft und viele Familien. "Da werden die Einkaufswagen richtig vollgepackt." Außerdem habe der Ort ein großes Einzugsgebiet. "In Reinbek gibt es keine schlüssige Innenstadtsituation wie in Glinde." Dort fehlten zum Beispiel die Parkplätze, die Glinde in ausreichendem Maß habe. Dort fehle der Wochenmarkt, der hier viele Kunden anziehe.

Zurzeit ist der Markplatz allerdings auch eine Baustelle, er soll umgestaltet werden. "Wenn das Mühlencenter fertig ist, könnte sich das Zentrum nach dort verschieben", sagt Maxwell Zanotto vom Eiscafé Le Fontane am Markt. Die Stammkunden wollen ihm aber die Treue halten. "Wir sind hier jeden Mittag", sagt Horst Kreutz. "Und das bleibt bestimmt auch so." Trotzdem werde er wohl im neuen Einkaufszentrum einkaufen. "Wenn Edeka hier zumacht und Lidl dahin zieht, ist hier ja nichts mehr." Das Mühlencenter entsteht am anderen Ende der Fußgängerzone. "Ich weiß nicht, ob wir die neuen Geschäfte wirklich noch brauchen", sagt Elke Spangenberg, die seit 30 Jahren in der Nähe wohnt. An Supermärkten fehle es der Stadt wirklich nicht, sie vermisse eher Bekleidungsgeschäfte. Auch könnten Geschäfte und Markthändler bald Kunden verlieren. "Der Parkplatz, der hier bisher war, wird bestimmt fehlen. Zum Markt war der immer voll."

Das Mühlencenter, das im Mai oder Juni kommenden Jahres eröffnet werden soll, hat eine längere Vorgeschichte. Zeitweise war der Spott-Begriff "Mühencenter" durchaus gerechtfertigt. Anfangs hatten die Stadtvertreter die Idee, auf dem ehemaligen Sportplatz an der Möllner Landstraße ein fünf- oder sechsgeschossiges Gebäude errichten zu lassen: unten Läden, oben betreutes Wohnen. Investoren fanden sich durchaus, aber sie scheiterten. "Das Konzept war falsch", sagt Hopmann. "Wenn Sie ein mehrgeschossiges Haus bauen, brauchen Sie Stützpfeiler, die stören aber im Erdgeschoss." Zudem sei die Lage an der Möllner Landstraße zwar gut für Geschäfte, aber schlecht fürs Wohnen.

Nach Jahren der Stagnation kam Hopmann. Seine Idee: ein Stadtrandkonzept auf eine Innenstadtlage übertragen. Aus dem typischen eingeschossigen Stadtranddiscounter langweiligster Architektur, der sich aus einem geräumigen Parkplatzareal erhebt, sollte ein zweigeschossiger Bau mit attraktiver Fassade werden, der trotzdem ausreichend ebenerdige Stellplätze bietet. Komplizierte Verhandlungen mit den Vorgänger-Investoren begannen. Die Erinnerung daran fordert dem Glinder Bürgermeister Uwe Rehders heute noch einen tiefen Seufzer ab. Hopmann versprach den Stadtvertretern eine schmucke Fassade - und hielt sich dran. Das 14 Millionen Euro teure Gebäude wird mit seiner metallischen Oberfläche ein wenig an ein Raumschiff erinnern, das vor der Glinder Fußgängerzone den idealen Landeplatz gefunden hat.

"Ich finde die Architektur super", sagt Hopmann. Dass sein Neubau den alteingesessenen Geschäften in der Fußgängerzone die Kunden wegnehmen könnte, bestreitet er vehement. "Das wird die Innenstadt befruchten", sagt er. Vom momentanen Geschäftsniveau dort hält er nicht viel. "Wenn man schon an einen Textildiscounter wie Takko vermieten muss, ist das der Anfang vom Ende." Die Eröffnung des Mühlencenters, glaubt Hopmann, werde die gesamte Innenstadt nach oben ziehen. "Klar, der jetzige Edeka am Markt wird aufgegeben, und Aldi zieht ja auch von dort weg, aber eine höherwertige Besetzung dieser Flächen ist möglich." Die Geschäftslage zwischen dem Mühlencenter auf der einen und dem Wochenmarkt auf der anderen Seite sei dann hervorragend.

In einem Jahr wird man sehen, ob Arne Hopmann Recht hat. Für ihn soll das Gebäude auch ein bisschen eine Visitenkarte werden. "Wenn wir woanders etwas Ähnliches bauen wollen und dabei auf Glinde verweisen, dann sollen die Leute, wenn sie im Glinder Rathaus nachfragen, die Auskunft bekommen: 'War gut, was der Hopmann hier gemacht hat'." Dafür nimmt er auch in Kauf, dass allein das Lichtkonzept fürs Mühlencenter etwa 130 000 Euro verschlingt. Ein Beleuchtungsplaner hat es entwickelt. "Das hab' ich noch nie gemacht", sagt der Projektentwickler - und wirkt einen Moment lang so, als sei er über sich selbst verwundert.