Bakterien, Keime, Algen: Dieses Jahr sind alle Werte im grünen Bereich. Aber: Hunde und Pferde können zur Verunreinigung beitragen.

Bad Oldesloe. Andrea Gasché hat ihre Tasche ausgepackt, hat die leere Ein-Liter-Flasche mit amtlichem Etikett herausgeholt und die Zange, mit der sich das Glasgefäß am Ende einer Teleskopstange befestigen lässt. Die Frau vom Kreisgesundheitsamt geht auf einem schmalen Holzsteg einige Schritte hinaus in Richtung Wasser, dann taucht sie die Flasche unter. Ein großer Schluck Poggensee strömt hinein. Eine Wasserprobe.

Einmal im Monat, von Mai bis September, besuchen Gasché und ihre Kollegen die neun offiziellen Badestellen, die es in Stormarn gibt. Sie sind Bakterien auf der Spur. "Escherichia Coli und Intestinalen Enterokokken", sagt Gasché, "das sind unsere beiden Indikatorkeime." Was im Dickdarm von Mensch und Säugetier zu Hause ist, hat in einem Badesee nichts verloren. Wenn doch, gäbe es die rote Karte vom Amt, ein sofortiges Badeverbot wegen Fäkalienverseuchung, wegen akuter Gesundheitsgefährdung.

In diesem Jahr ist es wie zum Glück so oft. "Es gibt bisher keine Auffälligkeiten", sagt Andrea Gasché. Überall sind die Werte im grünen Bereich. Das bedeutet, dass die Keimkonzentration den gesetzlichen Grenzwert unterschreitet - dann ist von "guter" Wasserqualität die Rede - oder sogar unter dem noch strengeren Richtwert liegt. In diesem Fall bekommt das Badewasser die Note "sehr gut". Nach der letzten Messung haben sieben der neun Badestellen diesem strengsten aller Maßstäbe entsprochen.

Die Gefahr, dass sich daran etwas ändern könnte, lauert unterdessen überall an den Ufern. Gaschés Kollege Marco Boldt sagt: "Hunde und Pferde können zur Verunreinigung der Gewässer beitragen." Insbesondere dann, wenn sie ans Ufer oder ins Wasser urinieren und defäkieren. Die Hamburgerin Friedel Bräuer hatte das unlängst am Großensee beobachtet und sich darüber beklagt (wir berichteten). Dort hatten zwei Reiterinnen ihre Tiere ans Wasser geführt, eines hatte eine Ladung Pferdeäpfel ins Wasser plumpsen lassen. "So etwas sollten Tierbesitzer wirklich nicht zulassen", sagt Marco Boldt vom Gesundheitsamt, "aus Gründen der Hygiene ist das gar nicht gut."

Denn auch wenn momentan alles in Ordnung ist: Keime stellen eine alles andere als abstrakte Gefahr dar, die nur in der Theorie existiert. Gerade am Poggensee weiß man das nur zu gut. Im Sommer 2006 musste das Freibad wegen anhaltender Belastung des Wassers mit Kolibakterien geschlossen werden. 2001 wurden der Grenzwert am Wilstedter Baggersee, 2002 am Reinfelder Herrenteich und 2004 abermals am Poggensee je einmal überschritten.

Hunde und Pferde mögen ihren Teil dazu beigetragen haben. Sie gelten für die Bediensteten vom Gesundheitsamt allerdings längst nicht als einzige Keimquelle. Eine weitere ist die Landwirtschaft. Andrea Gasché: "Wenn auf einem Feld Gülle ausgebracht wird, es dann stark regnet und das Gelände womöglich noch zu einem Gewässer hin abfällt, kann schnell mal eine höhere Bakterienkonzentration ins Wasser gelangen."

Auch Wasservögel könnten, wenn sie in großer Anzahl auftreten und ins Wasser koten, zu einer Verminderung der Wasserqualität führen.

Doch es sind nicht nur die Bakterien, denen die Mannschaft vom Gesundheitsamt ihre Aufmerksamkeit schenkt. Auf Algen achten sie ebenso. Marco Boldt sagt: "Sie sind zwar nicht wirklich gesundheitsschädlich. Aber sie gefährden die Badesicherheit." Denn ein Algenteppich nimmt die Sichttiefe. "Wenn jemand untergeht, ist er darunter verschwunden. Die Retter haben es schwerer, ihn zu finden", sagt Boldt.

Im Sommer 2009 haben Algen bislang aber auch keine Probleme bereitet. "Grundsätzlich wachsen sie bei anhaltender Hitze gut", sagt Andrea Gasché, "aber Faktoren wie Wind und Niederschlag können auch eine Rolle spielen."

Für fünf der neun Badestellen in Stormarn gelten noch strengere, europaweite Richtlinien, bei denen beispielsweise auch die Beschaffenheit des Ufers und die Infrastruktur zählen: Die Strandbäder am Bredenbeker Teich, am Herrenteich, am Poggensee und am Südstrand des Großensees sowie die Baggerkuhle in Wilstedt sind wegen ihrer überregionalen Bedeutung "EU-Badestelle".

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