Beruhigung, Inspiration, Lebenselixier: Wer an den Ufern von Trave, Großensee und Lütjensee lebt, weiß die Natur direkt vor der Haustür zu schätzen.

Ahrensburg. "Das Besondere am Wasser ist seine unendliche Lebendigkeit", sagt Tamara Thiesen, "Wasser ist so hübsch." Sie wohnt seit drei Jahren mitten in Bad Oldesloe, im historischen Gängeviertel der Innenstadt. Direkt an der Trave. Und wie hübsch es dort ist! Der Fluss plätschert vorbei, ein paar Bienen umschwirren summend die Blüten, die üppig das Ufer säumen. Mehr ist nicht zu hören. Die Geräusche der Stadt sind plötzlich ganz weit weg. Das Wasser ist der Garten von Familie Thiesen.

Wohnen am Wasser - für diejenigen, die es verwirklicht haben, ist es alternativlos. "Wenn wir auf das Wasser blicken, dann kommt bei uns Urlaubsgefühl auf", sagt Thiesen. Oft beobachtet sie Enten mit ihren Jungen oder die bis zu einen Meter langen Lachse, die den Fluss zum Laichen hinaufziehen. "In der Fischsaison sitzt alle 50 Meter ein Angler", erzählt sie. Ein Boot haben sich die Thiesens noch nicht gekauft, aber geplant ist es schon. "Für ein Ruderboot ist das Wasser zu flach. Wir wollen uns ein Kanu holen." Die Wasserqualität der Trave ist sehr gut, aber auch zum Schwimmen reicht die Wassertiefe bei den Thiesens nicht aus. "Da kann man höchstens drin waten", sagt Tamara Thiesen. Sie selbst tut das allerdings nicht - wegen der Lachse. Aber ihr Mann geht gern durchs Wasser.

Ein Stück flussaufwärts sitzen abends oft Jugendliche am Wasser. "Da ist die Trave etwas tiefer, und man kann schwimmen", erzählt Thiesen. Selbst wenn es regnet, können sie und ihr Mann den Blick auf die Trave genießen. Dann sehen sie, wie die Regentropfen auf dem Wasser Kreise bilden. Sie haben ihre Sitzecke im Wohnzimmer auf die große Fensterfront zum Fluss ausgerichtet.

Eine Reihe von Menschen in Stormarn denkt so wie die Thiesens. Helmut Friedrich aus Großensee gehört dazu. "Für mich ist das Wasser Lebenselixier. Ich genieße es in vollen Zügen", sagt er, der früher Bürgermeister in dem Dorf gewesen ist. Für ihn ist der See eine Inspirationsquelle. Er hat schon zwei dicke Bücher mit Gedichten geschrieben. Seit mehr als 40 Jahren wohnt Friedrich mit seiner Frau Marlene in einem Haus, das auf einem 1800 Quadratmeter großen Grundstück direkt am See steht. Trotzdem sitzen die beiden nicht nur auf der Terrasse. Die Friedrichs spazieren fast täglich um den See oder fahren Fahrrad. In ihrem Wohnzimmer haben sie ein Panoramafenster. "Allein schon das Wasser zu sehen, ist wunderbar", schwärmt Marlene Friedrich und fügt hinzu: "Das Baden natürlich auch."

Unten am Ufer haben die beiden eine Sitzecke, ein eigenes Bootshaus und einen Steg mit Badeleiter. Dass sie oft schwimmen gehen, ist da selbstverständlich. Ihre Enkelkinder mögen das auch. "Selbst der Kleine springt total gern vom Steg ins Wasser", sagt Marlene Friedrich und lacht. Ihr Sohn fährt lieber mit dem Boot raus und angelt.

Ein anderer See, dasselbe Gefühl: Claudia Retter sitzt auf einer Holzbank keinen halben Meter vom Lütjensee entfernt und genießt den Ausblick. "Der See ist unser Garten. Mein Urgroßvater hat ihn vor 90 Jahren gekauft", sagt sie. Trotzdem haben die Retters nichts dagegen, wenn andere in ihrem See baden.

Angeln darf man aber nur nach Rücksprache. "Die Fischpflege ist sehr aufwendig. Ich gehe ja auch nicht in einen anderen Garten und rupfe Blumen aus", sagt Claudia Retter. Sie ist am Lütjensee aufgewachsen und weiß, dass im Sommer nichts schöner ist, als hier zu schwimmen. "Aber jede Jahreszeit hat etwas Schönes", ergänzt sie und denkt dabei an frostige Winter, in denen manchmal eine zarte Eisschicht das Wasser bedeckt.

Die letzten fünf Jahre war sie in Berlin. Erst seit Beginn des Jahres wohnt sie mit ihrem Mann Gerhard und Tochter Elisa wieder am Wasser. "Das hat so etwas Beruhigendes und Entspannendes", meint Claudia Retter. Außerdem gebe es immer etwas Neues zu entdecken. "Neulich haben wir eine kleine Wasserschlange gesehen", erzählt sie. Enten und Haubentaucher kann sie täglich beobachten, direkt vor ihrer Haustür. Ihr Mann Gerhard fährt oft mit einem Ruderboot auf den See und genießt die Ruhe. Dann kann er abschalten und die Seele baumeln lassen.

Zurück zur Trave, ein paar Kilometer weiter flussabwärts. Dort lebt im Dorf Groß Barnitz Frank Trunkler. Einmal im Monat fährt er mit seinem Kanu hinaus. "Ich wollte unbedingt ein Wassergrundstück, weil es schön ist und man Ruhe findet", sagt er. Das moderne, große Holzhaus hat er vor neun Jahren selbst gebaut. Hinter dem Haus tollt Hund Anton herum. Unten am Wasser steht ein kleines Saunahäuschen. "Wenn man drinnen sitzt, kann man auf das Wasser gucken", erzählt Trunkler. Die Terrasse vor dem Häuschen ist über die Trave gebaut. Wenn er so über dem Wasser sitzt und eine Tasse Kaffee trinkt, kommt er zur Ruhe und schaut auf seinen "Garten": die Trave.