Es gab keinen Festakt, niemand schnitt ein rotes Band durch. Dennoch dürfen Autos seit heute über den neuen Teilabschnitt der A20 rollen.

Kiel/Lübeck. Freie Fahrt auf der Autobahn 20 zwischen Lübeck und Geschendorf: Mit drei Wochen Verzögerung ist am Dienstag ein rund 16 Kilometer langer neuer Abschnitt für den Verkehr freigegeben worden. Ein ursprünglich für Anfang Juli vorgesehener Festakt mit Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) war angesichts von Mängeln im Asphalt abgesagt worden. Motorradfahrer dürfen auf der neuen Strecke im Sommer höchstens 120 Kilometer pro Stunde fahren, weil bei starker Hitze durch verdampfendes Wasser Blasen im Asphalt entstehen können. Der Bund finanzierte die Baumaßnahmen mit rund 103 Millionen Euro.

Statt des „großen Politiker-Bahnhofs“ gab es Proteste von Bauern, die gegen Landverlust infolge des Autobahn-Baus demonstrierten. „Boden ist nicht vermehrbar. Wir müssen dieses knappe Gut besser schützen, denn es ist die Grundlage allen Lebens auf dieser Erde“, erklärte Dietrich Pritschau vom Kreisbauernverband Segeberg. Jeden Tag gingen der deutschen Landwirtschaft mehr als 100 Hektar Fläche unwiederbringlich verloren, was etwa 125 Fußballfeldern entspreche.

Wegen der Asphalt-Mängel wurden laut Kieler Verkehrsministerium zwischen dem Autobahnkreuz Lübeck und der Anschlussstelle Geschendorf 44 Warnschilder aufgestellt. Der Streckenabschnitt soll kontinuierlich von dem zuständigen Landesbetrieb kontrolliert und überwacht werden. Auf der gesamten Länge des neuen Autobahn- Teilstücks waren Blasen mit einem Durchmesser von jeweils 20 bis 30 Zentimetern und einer Höhe von bis zu 6 Zentimetern entstanden.

Die A 20 soll an Bad Segeberg vorbei weiter in Richtung Westen gebaut werden, bei Glückstadt die Elbe queren und dann in Niedersachsen an das dortige Autobahnnetz angeschlossen werden.