Die Meddewader Bürgermeisterin Marleen Wulf zählt zu den Unterstützern der Idee. Andere Vereinigungen wie die in Ahrensburg und Jersbek sind dagegen skeptisch.

Ahrensburg. Die Freien Wähler Schleswig-Holstein rüsten sich für den Wahlkampf zum Landtag. Nach dem Krach in Kiel erhofft sich die im September gegründete Partei aus dem Stand den Sprung ins Parlament. Freie-Wähler-Sprecher Vito von Eichborn verspricht: "Wir wollen basisnahe Politik machen." Die 1200 Wählergemeinschaften in Schleswig-Holstein, die in vielen Parlamenten stark vertreten sind, sollen der Partei in die Steigbügel helfen.

Die Freien Wähler haben sich einiges vorgenommen. Vito von Eichborn: "Wir wollen alle 40 Wahlkreise mit Direktkandidaten besetzen." Die drei Stormarner Wahlkreise sind zwar noch weiße Flecken, doch das werde sich ändern. Es stünden bereits Kandidaten fest, die am 1. August beim Parteitag in Molfsee gewählt würden. Eine mögliche Bewerberin wäre Marleen Wulf von der Wählergemeinschaft Team in Meddewade. Seit elf Jahren ist sie Bürgermeisterin. "Als wir anfingen, dachten wir, wir kriegen vielleicht drei Sitze. Und dann waren es auf Anhieb fünf." Jetzt sind es sieben. Marleen Wulf ist kämpferisch: "Gemeinschaftsschulen, freies Kindergartenjahr: Das zahlen wir doch alles. Es kann nicht sein, dass das Land alles entscheidet, und wir müssen sehen, wie wir das umsetzen." Zwei Mitglieder ihrer Wählergemeinschaft sind im Landesverband engagiert. Wulf: "Vielleicht kandidiert auch einer von ihnen. Wir werden auf jeden Fall aktiv einsteigen."

Zurückhaltender ist die Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB). "Wir haben gar nicht die finanziellen und personellen Mittel, uns aktiv am Wahlkampf zu beteiligen", sagt der WfB-Stadtvertreter Norbert Muras. Wie die WfB die Freien Wähler unterstützen könnte, habe die Fraktion noch nicht beraten. Muras: "Wir arbeiten an Themen vor Ort. Wir wollen Politik auch nicht zum Lebensinhalt machen. Trotzdem ist es legitim, Einfluss zu nehmen und in die Landespolitik zu gehen. Zumal die Wählergemeinschaften ein Spektrum anbieten, dass die großen Parteien nicht abdecken." Wichtig sei, dass es nicht nur um Posten gehe.

Die Wählergemeinschaft Ahrensburg für Bürgermitbestimmung (WAB) will sich dagegen völlig aus der Landespolitik heraushalten. "Wir sind nur für Ahrensburg da. Da macht es keinen Sinn, sich überregional zusammenzuschließen", sagt Dieter Heidenreich. "Das hört sich zwar immer ganz toll an, dass wir zusammen 20 Prozent holen könnten. Aber am Schluss ist es dann doch nur ein Prozent."

Skepsis herrscht auch in Jersbek. Hier stellt die Wählergemeinschaft für Jersbek (WfJ) mit Herbert Sczech den Bürgermeister: "Wir kümmern uns gerade um den Ausbau der Straßen und um eine neue Trägerschaft für den Park am Torhaus. Das hat mit Landespolitik nichts zu tun. Es geht um die Versorgung der Bürger."

Die meisten Stormarner Wählergemeinschaften haben daher noch nicht einmal wie die WfB den Schritt gemacht, Mitglied im neu gegründeten Landesverband Freie Wähler zu werden. Er soll die Partei unterstützen. "51,8 Prozent der Mandatsträger in den kommunalen Parlamenten stammen aus Wählergemeinschaften", sagt der Vorsitzende Helmut Andresen. Das müsse sich in der Landespolitik widerspiegeln. Allerdings habe der Verband erst 40 Mitglieder. "Das Problem ist, rüberzubringen, was wir wollen", sagt Andresen. "Erst wenn ich vor Ort mit den Leuten rede, leuchtet es ihnen ein", sagt der 56 Jahre alte ehemalige Soldat, der die Idee schon im Jahr 2000 verfolgte. Andresen: "Damals sind wir gescheitert. Aber nachdem, was sich jetzt in Kiel abgespielt hat, ist die Zeit reif." Sieben Prozent wollen die Freien Wähler holen. Andresen: "Ursprünglich hatten wir ein zweistelliges Ergebnis angepeilt. Aber durch die vorgezogenen Neuwahlen werden Bundesthemen den Wahlkampf prägen." Das mindere die Erfolgschancen.