Investition sichert 80 Arbeitsplätze. Jährlich werden 150.000 Blutkonserven an Kliniken im Norden ausgeliefert - und die Nachfrage steigt.

Lütjensee. Das Institut des Blutspendedienstes Nord in Lütjensee wird erweitert und modernisiert. Auf dem Gelände an der Hamburger Straße entsteht ein gut 1000 Quadratmeter großes, zweigeschossiges Produktionsgebäude mit gläserner Fassade und neuen Laborräumen, Tiefkühllagern und Räumen für den Vertrieb sowie ein rund halb so großer Garagentrakt mit Platz für sechs Team-Fahrzeuge, Lager und Logistik. Acht Millionen Euro investiert die gemeinnützige DRK-Blutspendedienst GmbH in das Vorhaben. Der Rohbau soll Ende Oktober stehen. Die Produktion könnte im kommenden Frühjahr losgehen, sobald die neuen Laborgeräte technisch abgenommen sind.

Anfang Juli wurden die alten Bungalows, die früher unter anderem als Schwesternheim dienten, und die Schuppen abgerissen. Das Trafohäuschen, über das die Gemeinde mit Strom versorgt wird, musste auf die gegenüberliegende Straßenseite umgesetzt werden. Jetzt heben Bagger die Baugrube aus.

Der Blutspendedienst Nord stellt mit dem Millionenprojekt die Weichen für die Zukunft. Das alte Gebäude platzte aus allen Nähten, trotz verschiedener Um- und Ausbauten in den vergangenen Jahren. "Die steigende Nachfrage nach Blutkonserven können wir mit der Kapazität des Hauses nicht mehr decken", sagt Geschäftsführer Axel Huck. Der Neubau wird nicht nur mit modernster Labor- und Kühltechnik ausgestattet, sondern auch die energetischen Standards erfüllen. Eine Brücke verbindet den Alt- mit dem Neubau.

Bürgermeister Andreas Körber betont, dass die Gemeinde die Planung unterstützt: "Wir sind froh, dass das alte, ortsbildprägende Gebäude erhalten bleibt." Es sei eine "schöne Sache", Kultur und Wirtschaft zu verbinden. Körber: "Es ist auch in unserem Interesse, dass ein Betrieb am Ort zeitgemäß produzieren kann."

150 000 Blutkonserven pro Jahr liefert der Blutspendedienst Nord an Krankenhäuser in Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin. Die Nachfrage steigt ständig, was unter anderem an der steigenden Zahl von Therapien liegt, bei denen Blutkonserven eingesetzt werden. "Für uns ist das eine Herausforderung, der steigenden Nachfrage zu folgen", sagt Axel Huck.

Vor 50 Jahren floss zum ersten Mal Blut für den DRK-Blutspendedienst in Lütjensee: 160 freiwillige Spender waren zum ersten öffentlichen Blutspendetermin in Bad Oldesloe gekommen. Kurze Zeit vorher hatten die DRK-Landesverbände Schleswig-Holstein und Hamburg den DRK-Blutspendedienst gegründet und das über 100 Jahre alte Haus am Ufer des Lütjensees, das früher einmal ein beliebtes Ausflugslokal war und später als Krankenhaus genutzt wurde, bezogen. Das Institut in Lütjensee war jahrelang das einzige Haus innerhalb des DRK, von dem die Krankenhäuser mit Blut versorgt wurden. 1983 nahm das Institut Schleswig seine Arbeit auf, um die Versorgung im nördlichen Landesteil schneller und weniger kostenintensiv zu übernehmen.

Heute arbeiten in der Lütjenseer Zentrale rund 80 Mitarbeiter in der Organisation, im Labor, in der Produktion, im Qualitätsmanagement sowie in der EDV-Abteilung. Das Institut ist Sitz der Hauptverwaltung des Blutspendedienstes Nord. Die Sanierung des Altbaus ist mittelfristig ebenfalls geplant.

Jährlich organisieren die acht mobilen Teams (Ärzte, Krankenschwestern, Arzthelferinnen und technische Angestellte) circa 1600 Blutspendetermine im Land. An den Einsatzorten werden sie von den ehrenamtlichen Helfern der jeweiligen DRK-Ortsvereine unterstützt. "Sie haben einen großen Anteil an unserem Erfolg", sagt Axel Huck. Die Hilfe der Ehrenamtlichen macht es auch möglich, dass das DRK die hochwertigen Blutkonserven zu einem relativ günstigen Preis von rund 85 Euro pro Stück anbieten kann. In Frankreich zum Beispiel koste die Konserve doppelt so viel, in Amerika werde sogar das Dreifache verlangt, sagt Huck.

Um die steigende Nachfrage zu decken, reicht modernste Labortechnik allein aber nicht aus. Das DRK denkt daher auch über zusätzliche Blutspendetermine und die verstärkte Werbung um neue Spender nach. Wer beim DRK Blut spendet, tut das unentgeltlich. Im Gegensatz zu den universitären Spendediensten, die dafür Geld bezahlen. Axel Huck sagt: "Blutspenden ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Das ist für DRK-Spender Motivation genug. Sie brauchen keinen finanziellen Anreiz."