Bis 19. September fahren keine Züge. Haltestelle für die Ersatzbusse ist rund 600 Meter vom Bahnhof entfernt. Kunden vermissen Fahrradständer.

Ammersbek. An vier dicken Stahlseilen ist es eingeschwebt: ein 17 Meter langes Brückenteil, 42 Tonnen schwer. Die Bahnbrücke am U-Bahnhof Hoisbüttel, die von der Hamburger Hochbahn erneuert wird, nimmt langsam wieder Gestalt an.

Sonnabendmittag an der Hamburger Straße. Nachdem früh am Morgen bereits ein erstes Brückensegment eingesetzt worden ist, verfolgen nun viele Zuschauer gebannt die Montage des zweiten.

"Das ist irre, was hier bewegt wird", sagt Ralf Wend (41). Der Hoisbütteler ist mit seinem Sohn Luis (5) zum Gucken gekommen. "Hier passiert so etwas ja nicht so oft", sagt er und lacht. Auch Jörg Hausendorf (45) und sein Sohn Jost (9) sind zur Baustelle geradelt. "Jetzt sehen wir im Großen, was wir sonst mit dem Baukasten bauen", sagt der Vater, "das ist schon spannend."

Bereits am Wochenende zuvor ist die alte Brücke aus dem Jahr 1914 abgebaut worden, am Freitagabend der Ersatz aus Thüringen eingetroffen. Torsten Lenz, der Bauleiter in Hoisbüttel, sagt: "Die neue Brücke wird in 4,80 Meter Höhe über der Straße montiert." Etwa 42 Tonnen wiege jedes der beiden 4,50 Meter breiten Brückenteile. Mit dem Einbau seien zehn Mitarbeiter einer Stahlbaufirma, fünf Betonbauer sowie die Vermesser und der Kranführer beschäftigt. Die Arbeiter haben auch den Übergang zwischen der Brücke und der Fahrstrecke betoniert. In den nächsten Wochen folgen die Gleise.

Bauleiter Lenz sagt: "Das Projekt planen wir seit zwei Jahren." Bis zum Herbst erneuert die Hamburger Hochbahn insgesamt vier Brücken sowie Schwellen und Stromschienen auf einer sieben Kilometer langen Strecke zwischen Volksdorf und Ohlstedt. Neun Millionen Euro kostet das insgesamt. Davon fließen etwa fünf Millionen Euro in die Erneuerung der Brücken. Die U-Bahn-Brücke in Hoisbüttel ist als erste der vier dran.

Ein unvermeidlicher Nebeneffekt während der Bauphase: Auf der Strecke zwischen den Hamburger U-Bahnstationen Volksdorf und Ohlstedt fahren bis zum 19. September keine Bahnen. Bis sie wieder durch Hoisbüttel rollen, müssen die Ammersbeker auf den sogenannten Schienenersatzverkehr umsteigen. Doch die Busse halten nicht direkt am U-Bahnhof, sondern 600 Meter von der Hoisbütteler Station entfernt auf Hamburger Gebiet am Volksdorfer Grenzweg.

Für einige Ammersbeker ist das inakzeptabel. "Gehbehinderte Menschen können diese Strecke nicht laufen", sagt Rita Jacobs. Die Heilpraktikerin hat am Moorweg eine Praxis. Sie befürchtet, dass Patienten aus Hamburg nicht mehr kommen. "Eine 82 Jahre alte Frau aus Horn schafft die Strecke aufgrund ihrer Asthmaerkrankung nicht. Außerdem leben viel gehbehinderte Menschen im Wohngebiet am Moorweg. Die können jetzt nicht mehr zu ihren Fachärzten nach Hamburg fahren", meint die Heilpraktikern.

Dabei gibt es sogar eine Busverbindung vom U-Bahnhof zum Volksdorfer Grenzweg - allerdings nur mit stündlichen Abfahrten. Mehr wäre nicht möglich, meint Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén: "Wir können nicht 160 Busse täglich durch den engen Baustellenbereich fahren lassen", sagt er. Zudem müssen die Busse an der Hamburger Straße wenden, um zurück zum Volksdorfer Grenzweg zu fahren. Ansén: "Wir haben uns mit der Hochbahn abgestimmt. Dies ist die beste Lösung."

Und vielen Ammersbeker machen die 600 Meter Fußmarsch auch gar nichts aus. "Ob wir zum Bahnhof oder zur Bushaltestelle laufen, ist egal", sagt Maria Hemkendris. Sie betreut gehbehinderte Menschen im Senator-Neumann-Heim und fährt mit ihnen regelmäßig nach Hamburg zum Einkaufen. Auch Gertrud von der Reith machen ein paar Gehminuten extra nichts aus: "Das ist doch gar nicht so schlimm."

Ein Problem gibt es dennoch. Am Volksdorfer Grenzweg fehlen Abstellplätze für Fahrräder. An einem Metallgeländer nahe der Bushaltestelle sind Dutzende von Rädern angeschlossen. Ulrich Rossbach: "Einmal habe ich den Bus verpasst, weil ich keinen Platz finden konnte, an dem ich mein Fahrrad hätte abstellen können."