“Sieh mal, ich habe einen Molch gefunden“, sagt David zu seinem Freund Alan. Der Achtjährige zeigt ihm das kleine Tier, das er unter einem Stubben gefunden hat. Zum Betrachten hat es in eine Becherlupe befördert.

Bargfeld-Stegen. "Molche leben an Land", sagt David, "nur ihre Eier legen sie im Wasser ab." Das hat er in der "Draußenschule" gelernt. Jetzt entlässt er das Jungtier wieder dort, wo er es gefunden hat. "Und wir haben eine Schnecke aus dem Wasser gerettet", erzählt Vanessa, bevor sie zurück in ihre Schule geht.

Seit sieben Monaten geht die zweite Klasse der Grundschule Bargfeld-Stegen jeden Montag ins Grüne. Drei Stunden Unterricht im Freien vergehen für die Schüler wie im Fluge. Mit ihrer Lehrerin Kiene Bertram und dem Umweltpädagogen Johannes Plotzki erkunden sie ihre Umgebung. Das bewaldete Tal am Bargfelder "Hundeberg" bietet ideale Voraussetzungen. Die Kinder führen Natur-Tagebücher, ihre Erlebnisse werden im Unterricht besprochen. Für dieses Projekt wurde die Schule Alte Alster jetzt mit dem Titel "Zukunftsschule. SH - wir sind aktiv" ausgezeichnet. Das Institut für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holsteins hatte diesen Wettbewerb ausgeschrieben. Der Naturkunde-Unterricht im Freien gilt damit als ein "Leuchtturmprojekt" im Land.

"Die Kinder können hier lebensnah Wildtiere erleben", sagt Plotzki. Das werde immer wichtiger, weil sie zunehmend den Bezug zu ihrer natürlichen Umgebung verlören. "Heute verdrängen künstliche Erlebniswelten wie Indoor- Spielplätze und elektronische Medien diesen direkten Kontakt", sagt Plotzki. Die "Draußenschule" ermögliche echte Naturerlebnisse und wecke den Wunsch, die Umwelt zu schützen. Doch der Unterricht im Freien leiste noch viel mehr. "Er verbindet Sport und Bewegung mit Naturkunde", sagt Plotzki, "auch Mathematik spielt eine Rolle, etwa beim Messen von Größen und Entfernungen." Und beim An- und Abmarsch lernen die Kinder auch, wie sie sich im Straßenverkehr verhalten müssen.

Das Konzept hat der Erdkundelehrer selbst entwickelt. "Es ermöglicht den Lehrern, Naturkunde und den Lehrplan in Einklang zu bringen." Der Ammersbeker hat sich als Umweltpädagoge selbstständig gemacht und unterrichtet vor allem an Hamburger Schulen. Die Grundschule in Bargfeld-Stegen ist Vorreiter in Stormarn. Das ermöglichen Zuschüsse der Eltern, Spenden des Schulvereins und von Naturschutzorganisationen.

Er orientiert sich am skandinavischen Vorbild. "Dort ist dieser Unterricht fest im Schulwesen verankert." Schule müsse sich heute öffnen, auch um die Lebenswelten und die Betriebe zu erkunden.

www.landschaftsabenteuer.de