Noch am Sonnabend war Reinhard Mendel beim Kreisparteitag in Elmenhorst mit 150 Teilnehmern. Haben sich Genossen angesteckt?

Tangstedt/Bad Oldesloe. In Stormarn ist ein vierter Mensch an der Mexikogrippe erkrankt. Es ist ein bekannter Politiker: Reinhard Mendel, Fraktionsvorsitzender der Kreis-SPD. Noch am Sonnabend war Mendel mit etwa 150 weiteren Sozialdemokraten auf dem Kreisparteitag in Elmenhorst. Hat er dort womöglich Dutzende Menschen angesteckt?

Reinhard Mendel ist nach einer Nacht in der Oldesloer Asklepios-Klinik jetzt wieder zu Hause in Tangstedt. Er darf das Haus nicht verlassen und auch keine Besucher empfangen. "Bekannte stellen mir Essen vor die Tür", sagte er der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes am Telefon. Und weiter: "Es geht mir schon wieder besser. Bis Ende der Woche bleibe ich aber in der Isolation."

Am Sonnabend Morgen hatte er zu husten angefangen. "Ich dachte an eine leichte Erkältung." Weil sich Reinhard Mendel auf dem Kreisparteitag dann immer schlechter fühlte, verließ er die Veranstaltung bereits am Vormittag. Er rechnete mit einer Grippe. "Am Nachmittag wurde es aber immer schlimmer." Der Politiker rief seinen Hausarzt an, der vorbeikam und Mendel sofort in die Klinik nach Bad Oldesloe einwies. Dort wurden gleich Blutproben genommen und ins Labor geschickt. Vorsichtshalber verbrachte Mendel die Nacht in einem abgeschirmten Einzelzimmer in der Klinik. Selbst die Ärzte hielten die Wahrscheinlichkeit, das sich der Patient mit dem H1N1-Virus infiziert hatte, für eher gering. Mendel war zwar in den USA, aber schon vor zwei Wochen zurückgekehrt. Die Inkubationszeit beträgt nur einen bis fünf Tage.

Am Sonntag entschied sich Reinhard Mendel dafür, in die heimischen vier Wände zurückzukehren. Da er allein lebt, gaben die Mediziner ihr Einverständnis. Sie rieten dem Tangstedter aber, einen Mundschutz zu tragen und regelmäßig die Hände zu desinfizieren. "Am späten Nachmittag kam dann der Anruf, dass ich tatsächlich erkrankt war", sagt Mendel.

Zeitgleich wurde das Gesundheitsamt des Kreises informiert. Von Freitag nach Dienstschluss bis Montag früh kommen diese Faxe in der Oldesloer Einsatzleitstelle ("112") an, die rund um die Uhr besetzt ist. Da der Patient bereits isoliert war, verzichteten die Mitarbeiter darauf, die Rufbereitschaft des Gesundheitsamts zu alarmieren. Dies geschah am gestrigen Morgen.

Die Verwaltungsmitarbeiter erstellten eine Liste mit möglicherweise gefährdeten Personen. Die SPD selbst informierte alle Kreisparteitagsteilnehmer per E-Mail von dem Fall. Schon am Sonntag Abend hatte Mendel selbst einige Bekannte benachrichtigt. Unter ihnen auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Sigrid Kuhlwein. In den vergangenen Wochen gab's mehrere gemeinsame Sitzungen. Kuhlwein sagt: "Wir machten noch Scherze über die Mexikogrippe, als er aus Amerika zurückkam." Sie denkt nicht, dass große Teile der Stormarner SPD infiziert sein könnten. Die Sprecherin der Kreis-SPD, Angela Batty, meint: "Es kann jeden von uns treffen." Sie rät allen, auf erste Krankheitssymptome zu achten.