Sie leben in Bargteheide, Großhansdorf, Ammersbek und Ahrensburg. Sie sind zwischen 18 und 19 Jahre jung. Sie haben die unterschiedlichsten Hobbys und Träume. Doch eines eint sie: Sie haben die Hochschulreife in der Tasche.

In der Regionalausgabe Stormarn des Hamburger Abendblattes sprechen fünf von insgesamt mehr als 700 Stormarner Abiturienten des Jahrgangs 2009 über ihre Zukunftspläne, ihre Sorgen und ihre Hoffnungen mit Janina Heinemann.

Gesa Feigl will Koreanistik studieren

"Ich muss mich oft für meine Studienwahl rechtfertigen", sagt Gesa Feigl (19 Jahre), die gerade ihr Abitur mit der Note 2,5 an der Heimgartenschule bestanden hat. In der Tat hört man von wenigen Abiturienten, dass sie Koreanistik studieren wollen. Aber in ihrem Jahrgang ist Gesa als Asien-Fan bekannt. Sie trifft sich jede Woche mit fünf Freunden, um in ihrer großen Küche asiatisch zu kochen. "Ich kann gar nichts dafür", sagt sie lächelnd. "Ich wurde da so reingezogen."

Ihre Asien-Liebe begann mit 14 Jahren, als sie ihre ersten Mangas (japanische Comics) las. Die Verfilmungen sah sie sich ihn mit ihren Freunden an, "natürlich auf Japanisch, allerdings mit englischen Untertiteln". Mit der Zeit interessierte sie sich immer mehr für asiatische Filme und Musik und lernte dadurch einige Wörter japanisch, chinesisch und koreanisch. "Annyeonghaseyo heißt hallo auf Koreanisch, und paegop'ayo ich habe Hunger", erklärt Gesa und lächelt, wie fast die ganze Zeit. Sie besuchte zwei Jahre lang eine Chinesisch-AG an ihrer Schule und fuhr mit dieser Gruppe im März 2006 für zehn Tage nach Peking. "Unsere Lehrerin versuchte, uns weniger bekannte Orte zu zeigen." So machte Gesa eine Mauerwanderung abseits der anderen Touristen und aß auf einem Nachtmarkt Heuschrecken und Mini-skorpione. "Die waren knusprig und schmeckten nur nach Gewürz, aber es war eine interessante Erfahrung." Mit der asiatischen Küche kennt sie sich aus: "Es gibt viele Gerichte in allen asiatischen Ländern und überall werden ähnliche Gewürze benutzt, aber jedes Land hat seine Spezialitäten." In Korea sei das Kimchi, scharf eingelegtes Gemüse, das zu allen Gerichten serviert würde. Doch nicht nur die Esskultur fasziniert sie, sondern vor allem die Sprache. "Koreanisch ist ganz anders als Chinesisch", sagt Gesa, "es gibt ein eigenes Alphabet und jedes Zeichen wird anders ausgesprochen." Die Schriftzeichen lernte sie, indem sie sich eine Tabelle aus dem Internet ausdruckte. "Ich kann koreanisch lesen und aussprechen, aber die Bedeutung ist eine andere Sache." Als Nebenfach wird sie BWL wählen."Das ist langweilig, aber gut für die Zukunft." Da sie in Hamburg studieren wird, bleibt sie vorerst bei ihren Eltern im Gartenholz wohnen. Um ihr Studium finanzieren zu können, will sie sich einen Job suchen. Für die ersten Semesterferien hat sie eine Reise in eine summer school in Südkorea geplant, auf der sie Sprache und Land kennen lernen will. Was sie nach dem Studium machen will, weiß sie noch nicht genau. "Vielleicht arbeite ich bei einer koreanischen Schifffahrtsgesellschaft in Hamburg."

Juliane Giese liebt Musik und braucht Geld für den Führerschein

Juliane Giese ist 19 Jahre alt und hat ihr Abitur mit 1,7 bestanden. Jetzt will sie sich einen Job über eine Zeitarbeitsfirma suchen, um Geld für den Führerschein zu sparen. "Kellner wäre natürlich cool, aber zur Not stehe ich auch am Fließband und klebe Aufkleber auf Kartons." Ihr Traum ist es, Gesang in Lübeck zu studieren. In Lübeck deshalb, weil dort zweimal im Jahr eine Aufnahmeprüfung angeboten wird. "Die Prüfung ist echt hart, man muss sehr viel können. Aber ich will es wenigstens probiert haben." Zu den Aufgaben gehören Gesangsstücke aus verschiedenen Epochen, Klavier spielen, Musiktheorie und ein Musikdiktat, wo eine bis zu dreistimmige Melodie vorgespielt wird, und der Prüfling die Töne notieren muss. "Ein absolutes Gehör wäre extrem praktisch", meint Juliane. Ihrer Mutter hat sie lange nicht getraut zu sagen, was sie studieren will. Diese sagt, Juliane solle etwas Handfestes studieren. "Man soll tun, woran man Spaß hat", findet Juliane. Ihr Gesangslehrer, bei dem sie seit drei Jahren Unterricht nimmt, unterstützt sie bei ihrem Vorhaben. Dabei hat sie damals den Unterricht nur angefangen, weil eine Freundin den Lehrer so toll fand. Mit der Zeit machte ihr das Singen solchen Spaß, dass sie sich dachte: "Als Beruf wäre das echt cool." Überhaupt hat Musik schon immer eine große Rolle in ihrem Leben gespielt. Bereits mit drei Jahren ging sie zur musikalischen Früherziehung. Mit sechs Jahren lernte sie Blockflöte, stieg aber mit acht Jahren auf Querflöte um, weil ihre Cousine so gut darin war. Zu Hause gab sie oft kleine Konzerte. Mit elf Jahren brachte sie sich selbst Klavier bei, wobei ihre Mutter ihr anfangs noch für jedes erlernte Stück 5 Euro gab. Erst seit November 2008 nimmt sie richtigen Klavierunterricht, um sich auf das Studium vorzubereiten. Klavier spielt sie aber nur dreimal pro Woche. Sie singt lieber. "Sobald ich nach Hause komme, trällere ich los." Sie schreibt viele eigene Lieder für ihren Freund und ihre Familie. "Gesang hat viel mit Gefühl zu tun. Selbstgeschriebene Sachen fühle ich mehr." Falls sie die Aufnahmeprüfung nicht schaffen sollte, studiert sie Kultur- und Medienmanagement und verhandelt später "mit zickigen Diven am Opernhaus".

Konstantin Ernst: Erst Zivildienst, dann Studium in Kiel

Stolz zeigt Konstantin Ernst (19), Abiturient des Bargteheider Eckhorst-Gymnasiums, sein neues Auto, einen vier Jahre alten Hyundai. "Den habe ich vorhin aus Hamburg geholt und bin eine Stunde durch die Gegend gefahren." Das Auto ist das Abiturgeschenk von seinen Eltern. Konstantin wohnt in Ammersbek, macht seinen Zivildienst aber im Krankenhaus Großhansdorf. "Die Verkehrsanbindung ist sehr schlecht. Da ist das Auto notwendig", sagt er. Nach dem Abitur will Konstantin sich ein Jahr lang entspannen. "Im Krankenhaus habe ich feste Arbeitszeiten. Ich fahre die Patienten in ihren Rollstühlen vom Zimmer zum Röntgen oder zur Untersuchung und wieder zurück. Das ist ganz entspannt." Was er nach dem Zivildienst macht, weiß er noch nicht genau. Aber eines ist sicher: "Ich studiere auf jeden Fall. Am liebsten in Kiel." Der Grund? "Kiel ist eine Studentenstadt. Da finden sich viel leichter Lerngruppen." Falls sich in diesem Jahr bis zum Studium eine Beziehung ergibt, ist das für ihn kein Hindernis, nach Kiel zu ziehen. "Ich würde meine Karriere nicht für eine Beziehung sausen lassen", sagt Konstantin, "Ich bin nicht karrieregeil, aber ein Studium ist zukunftsweisend, eine Jugendbeziehung nicht." Und schmunzelnd fügt er hinzu: "Und die ganz große Liebe hält die Trennung durch." Bis er seinen Zivildienst antritt, macht er Urlaub zu Hause und fährt mit seinem Hyundai herum. Im Herbst fliegt er für eine Woche nach Kreta. Was er da macht? "Das Übliche. Chillen und feiern."

Rhea Paschen hat zwei Träume

Eigentlich wollte Rhea Paschen (19), die ihr Abitur an der IGS Ahrensburg mit 1,8 bestanden hat, Klarinette studieren, doch seit einem Vierteljahr tendiert sie zu Psychologie. Ihre Freunde reagierten überrascht, da Musik eine große Rolle in Rheas Leben spielt. Schon als Vierjährige sang sie im Kinderchor der St. Johanneskirche Ahrensburg. Seit sie acht ist, nimmt sie Klarinettenunterricht, seit viereinhalb Jahren bei einem Klarinettisten der Hamburgischen Staatsoper."Ich liebe meine Klarinette", sagt Rhea voller Überzeugung, "aber ich möchte später lieber mit Menschen arbeiten als im Orchestergraben zu sitzen". Sie informierte sich über verschiedene Studiengänge und blieb bei Psychologie hängen. "Ich finde es super interessant, seelische Vorgänge nachzuvollziehen." Ihre Eltern sagen, sie soll das machen, wozu sie Lust hat. "Ich habe mich in Hamburg für Psychologie beworben", sagt Rhea, "aber vielleicht mache ich in einem halben Jahr doch noch die Aufnahmeprüfung für Klarinette". Die ersten Semesterferien hat sie schon verplant. "Da fliege ich nach Brasilien zu meinem Freund Raone. Den habe ich in der Oper "Die Walküre" kennen gelernt." Falls das Klarinettenstudium nichts wird, findet Rhea das auch nicht schlimm. "Die Musik werde ich nicht an den Nagel hängen. Das Klarinettenstudium ist mein Traum, aber eben nur ein Traum, der gleichwertig mit dem Psychologiestudium ist."

Frauke Thomsen will in die Alpen

Das erste Mal Wandern war Frauke Thomsen (18) mit 14 Jahren im Zillertal in Österreich. Seitdem hat sie vor, die Alpen von Ost nach West zu Fuß zu überqueren. Nicht unerheblich bei diesem ungewöhnlichen Vorhaben war ein Buch. "Traumpässe. Auf alten Saumpfaden von Innsbruck nach Chamonix". "In dem Buch wird eine weniger bekannte Wanderroute ohne Klettern über die Alpen vorgestellt", sagt Frauke und trinkt einen Schluck Apfelschorle. Die Route besteht aus 42 Etappen, die unterschiedlich lang sind. "Die Idee, die Alpen zu überqueren, hat mich fasziniert." Die ehemalige Stormarnschülerin weiß, was sie auf jeden Fall mitnehmen muss. "Zwei Garnituren Wäsche zum Wechseln. Die muss ich dann immer waschen." Frauke wandert oft über die Dörfer Stormarns, gern auch längere Touren. "Die dauern dann so fünf bis sechs Stunden". Mitte August zieht sie mit ihrer Familie nach Biedenkopf in Hessen. "Da sind rund 600 Kilometer Wanderweg", freut sie sich. Sie hofft, dass sie einen Studienplatz für das Fach Medizin bekommt. "Falls ich keinen Platz kriege, mache ich ein Jahr lang Praktika. Ich will auf jeden Fall Medizin studieren." Für ihre Alpen-Überquerung will sie nach dem Umzug anfangen zu jobben, am liebsten als Musikerin. Wann Frauke ihre Wanderung machen wird, ist unklar. "Es kann dauern, bis ich genügend Geld zusammenhabe, aber ich mache das auf jeden Fall."