Hamburg und Schleswig-Holstein können sich nicht auf eine Finanzierung des erfolgreichen Bildungsangebots einigen.

Stapelfeld. Die Umweltpädagogen müssen aufhören, die Leiterin der Naturschutzstation ist versetzt, das Info-Zentrum nur selten geöffnet: Für das Naturschutzgebiet Höltigbaum sieht es derzeit schlecht aus. Die Biologin Jutta Sandkühler, die das Schutzgebiet aufgebaut hat, ist von der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein in die Kieler Zentrale beordert worden, und die Arbeitsverträge der beiden Umweltpädagogen Regina Dieck und Christian Starkloff laufen Ende August aus. Eine Verlängerung ist derzeit nicht in Sicht. Ändert sich daran nichts, wäre die Naturschutzstation und das erst im September eröffnete Info-Zentrum "Haus der wilden Weiden" nur noch mit einer Halbtags-Verwaltungskraft, einigen Ehrenamtlern und einem Absolventen des Freiwilligen ökologischen Jahres (FÖJ) besetzt.

Ursache für die Probleme ist offenbar ein Streit um die Finanzierung der beiden Halbtagsstellen von Dieck und Starkloff. Sie betreuen rund 10 000 Besucher pro Jahr, hauptsächlich Kinder und Jugendliche. Bislang werden die Beiden aus Einnahmen der Bingo-Lotterie und der Norddeutschen Stiftung Umwelt und Entwicklung bezahlt. Diese zweijährige Anschubfinanzierung läuft nun aus.

"Wir wollen schon, dass es weitergeht", sagt Nicola Brockmüller, Pressesprecherin der Stiftung Naturschutz, die für den Höltigbaum zuständig ist. "Aber wer bezahlt?" Es sei leider so, dass zwei Drittel der Teilnehmer an den pädagogischen Angeboten aus Hamburg kämen. "Das sollte sich auch in der Finanzierung widerspiegeln", sagt Brockmüller. Außerdem sei ihre Stiftung für Naturschutz zuständig, nicht aber für Umweltpädagogik. "Wir fördern sie, wollen es aber nicht selbst machen."

Schon von Anfang an waren die Verhältnisse auf dem Höltigbaum dadurch erschwert, dass sich hier zwei Bundesländer ein Naturschutzgebiet teilen: Hamburg und Schleswig-Holstein. Uwe Schneider vom Verein Jordsand, der Naturschutzgebiete im gesamten Norden betreut und auch für einen Teil des Höltigbaum-Geländes zuständig ist, stöhnte seinerzeit: "Für kein anderes Gebiet haben wir so viel Verträge unterzeichnen müssen wie für den Höltigbaum." Wenn seine Heidschnuckenherde auf dem Höltigbaum über die Ländergrenze wechseln wolle, brauche er dafür eigentlich ein Veterinärzeugnis. "Das ist schon kurios."

Bei Geldfragen hielt sich die Hansestadt Hamburg stets vornehm zurück. Als der Bau des "Hauses der wilden Weiden" wegen einer Kostenexplosion zu scheitern drohte, kamen von der Umweltbehörde gerade mal 20 000 Euro - lächerlich wenig angesichts einer Finanzlücke von 400 000 Euro. Zur Eröffnung im September erschien dann Anja Hajduk (GAL), die Hamburger Umweltsenatorin, sprach von einer "sehr, sehr gelungenen Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein" und gab der Überzeugung Ausdruck, dass "Umweltbildung gerade am Rande einer Großstadt eine ganz wichtige Sache" ist. Ob ihre Behörde dafür allerdings auch Geld ausgeben will, ist durchaus unklar. Einziger Satz von Behördensprecherin Helma Krstanowski zu diesem Thema: "Wir stehen in Verhandlungen."

Und was ist mit Jutta Sandkühler, der Frau, die das Naturschutzgebiet über Jahre hinweg betreut hat? "Der Höltigbaum-Aufbau ist jetzt abgeschlossen", sagt Nicola Brockmüller, die Sprecherin der Stiftung Naturschutz. "Wir brauchen Frau Sandkühler in Kiel, sie soll beim Aufbau eines neuen Gebiets bei Itzehoe helfen."