Einwohner rechnen mit 180 Lkw-Touren am Tag. Probleme beim Trinkwasser befürchtet. Anwalt eingeschaltet.

Grande. Der Kampf gegen den geplanten großflächigen Kiesabbau in Grande geht weiter. Mit allen Mitteln will das 673-Einwohner-Dorf das Vorhaben nach wie vor verhindern. "Es geht uns um den Schutz von Menschen, Tieren und Landschaft", sagte Bürgermeister Heinz Hoch bei der Einwohnerversammlung, die einberufen worden war, weil das zuständige Bergamt in Clausthal-Zellerfeld das Planfeststellungsverfahren eröffnet hat.

Die Bürger können bis zum 4. August Einwendungen und Bedenken erheben. "Wer bis dahin keinen Einspruch erhoben hat, ist von dem weiteren Verfahren ausgeschlossen", sagte Hoch. Um die Sache zu vereinfachen, hat die Gemeinde ihren Rechtsanwalt mit der Ausarbeitung einer Mustereinwendung beauftragt. Die 50 Kopien gingen bei der Einwohnerversammlung sofort weg.

Das Thema beschäftigt die Gemeinde seit den frühen Neunzigerjahren. Damals hatte die Firma Wunder das Projekt schon einmal vorangetrieben. Jetzt hat die Firma Koops aus Glinde das Vorhaben übernommen und beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie in Clausthal-Zellerfeld seinen Plan für Tagebau auf 80 Hektar vorgelegt. Der Abbau soll auf zwei Teilgebieten von knapp 30 und rund 36 Hektar erfolgen. Der Rest ist für ein Betriebszentrum und eine Eichenallee gedacht, die erhalten bleiben soll. Das Millionenprojekt soll sich auf mehr als 30 Jahre erstrecken. Rund 350 000 Tonnen sollen pro Jahr abgebaut werden. Die Grander befürchten Lärm und Dreck, verursacht durch die Anlagen und die Lastwagen. Sie rechnen mit 180 Lkw-Touren am Tag. "Bei einer Arbeitszeit von zehn Stunden ist das realistisch", sagte Bürgermeister Hoch. Schon heute sei der Verkehr auf der Hamburger Straße (L 94) mit täglich bis zu 10 000 Fahrzeugen "enorm".

Zudem sieht die Gemeinde die Trinkwasserversorgung gefährdet, weil unterirdische Kaltwasserquellen abgegraben werden könnten. "Die Firma selbst spricht von einer möglichen Grundwasserabsenkung um bis zu einen Meter", sagte der Bürgermeister. Ein weiterer Kritikpunkt ist der Abstand der Abbauflächen zu den Wohnhäusern, der je nach Lage zwischen 15 und 250 Meter beträgt. Hoch: "Das können wir nicht hinnehmen. Das bedeutet nicht nur eine erhebliche Einschränkung an Lebensqualität, sondern auch eine Wertminderung der Immobilien."

Hinzu komme, dass das Glinder Unternehmen auf Flächen plant, die ihm gar nicht gehören. "Die Firma hat lediglich 12,4 Hektar", sagte Hoch. Die Vorgehensweise sei "eine Frechheit". Anscheinend setze das Unternehmen auf das Bergrecht. Dieses Recht greift für die geplante Kiesgrube, weil der Grander Sand mit Quarzanteilen von 87 und 90 Prozent als Bodenschatz gilt. Das macht die Sache für Grande besonders schwierig. "Unsere Lage ist aber keinesfalls hoffnungslos", sagte der Bürgermeister. Er will nun gegen die Fachgutachten vorgehen, die "inhaltlich Defizite und gravierende Fehler" aufwiesen. Vor allem beim Naturschutz müsse erheblich nachgebessert werden. Das Bergrecht stamme noch aus der Kaiserzeit, sagte Hoch, und trage den heutigen Umweltschutzrichtlinien in keiner Weise Rechnung.

Grande liegt im Billetal, das als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet unter der höchsten europäischen Schutzstufe steht. Gemeinde-Anwalt Lutz Krahnefeld sagt: "Damit können wir die Firma und das Bergamt noch über Jahre beschäftigen."

Die Gemeinde setzt also auf den Zeitfaktor und auf eine Strategie, zu der auch der Ankauf eines fünf Hektar großen Feldes im Herzen des Plangebiets gehört. "Jeder kann einsteigen. Das Minimum sind 500 Euro", sagte Heinz Hoch. Die Hälfte der Kaufsumme von 212 000 Euro sei bereits finanziert. "Das wäre ein Sperrgrundstück, das das Planfeststellungsverfahren erheblich behindern würde."

Ein Bürger rief bei der Einwohnerversammlung dazu auf, eine private Interessengemeinschaft mit eigener anwaltlicher Vertretung zu gründen. Informationen dazu gibt es am kommenden Montag um 20 Uhr im Richard-Dorn-Haus. Die Trittauer Amtsgemeinden haben sich in einer Resolution jüngst gegen den Rahmenbetriebsplan zum Kiesabbau ausgesprochen.