Stefan Herrmann berichtet über seinen Leidensweg und einen erfolgreichen Eingriff in der Park-Klinik Manhagen. Jetzt freut sich der 40-Jährige wieder auf Radtouren mit seinem Sohn.

Großhansdorf. Das Schlimmste für Stefan Herrmann war die Treppe. Die Stufen runter vom Schlafzimmer in die Küche. Für den 40-Jährigen war das jeden Morgen eine Tortur. "Nach dem Aufwachen waren die Schmerzen besonders heftig", sagt der Uelzener und reibt sich sein linkes Knie. Stefan Hermann sitzt in einem Behandlungszimmer von Doktor Thomas Kaiser in Großhansdorf. Zwei Krücken liegen neben ihm auf dem Laminat-Fußboden. "Seit August 2008 hatte ich fast täglich Schmerzen, aber das ist jetzt vorbei", sagt der Mann im karierten Hemd und der knielangen Stoffhose.

Wenn der Heilungsprozess weiter positiv verläuft, wird er schon in ein paar Wochen wieder mit beiden Beinen fest im Leben stehen. Dank eines Meniskus-Implantates, das ihm Thomas Kaiser, Facharzt für Orthopädie und leitender Arzt der Park-Klinik Manhagen, am 17. April eingenäht hat. Stefan Herrmann ist der erste Patient in Schleswig-Holstein, der ein solches Implantat erhielt. Rückblick: Angefangen hat alles im Juni 2006, erinnert sich Herrmann. Er sei Joggen gewesen. Wie immer. Die übliche Strecke. "Doch plötzlich spürte ich ein schreckliches Stechen in der Innenseite des linken Knies. Ich kam nur noch humpelnd nach Hause", sagt er. Seitdem kamen die Schmerzen immer wieder. "Mal mehr, mal weniger." Ein Arzt diagnostizierte: kaputter Innenmeniskus. Herrmann: "Bei einer OP wurde mir der halbe Meniskus entfernt." Die Hälfte einer der zwei sichelförmigen Scheiben aus Faserknorpel, die sich im Kniegelenk zwischen Ober- und Unterschenkelknochen befinden. "Das Fußballspielen und Joggen habe ich dann vorsichtshalber aufgegeben."

Im August 2008 tauchen die Schmerzen erneut auf. Gehören bald zum Alltag von Stefan Herrmann. "Ich habe auf vieles verzichtet", sagt der Maschinist. "Bin arbeiten gegangen. Aber in meiner Freizeit habe ich das Bein geschont, um fit für meinen Job zu sein." Von seinem Schwager habe er von der Möglichkeit eines Meniskus-Implantates gehört. Ein Lichtblick für den Familienvater. "Er hat mir die Orthopädische Gemeinschaftspraxis Großhansdorf von Doktor Thomas Kaiser und Nils Kerker empfohlen", erinnert sich Herrmann. "Als ich Ende März das erste Mal bei Doktor Kaiser war, stand für mich fest: Das mache ich." Er habe sofort einen Operationstermin vereinbart. Den 17. April. Ein Datum, das er mit vielen Hoffnungen verknüpfte. "Die Hoffnung, auf Dauer schmerzfrei zu sein. Meine Freizeit wieder nutzen zu können."

Versprechen konnte ihm Thomas Kaiser den gewünschten Erfolg jedoch nicht. "Vorraussetzung für den Eingriff ist, dass noch so viel von dem Meniskus vorhanden ist, dass das Implantat angenäht werden kann", erklärt Kaiser. Für den 51-jährigen Mediziner war es das erste Mal, dass er ein Meniskus-Implantat angenäht hat. Ein aufregender Moment? "Nein. Der technische Ablauf ist nichts Neues. Nur die Handhabung mit dem Implantat ist neu", sagt er. "Und natürlich habe ich den Eingriff vorher bei Workshops geübt - an künstlichen Knien. Und an Knien von Leichen." Die ersten Versuche mit Innen- und Außen-Meniskus-Implantaten habe es bereits 1993 in den USA gegeben. Kaiser: "Seit 2000 ist das Verfahren zugelassen."

Etwa 20 bis 30 Minuten dauere die Operation. In Schleswig-Holstein ist Thomas Kaiser der erste Arzt, der solch einen Eingriff vorgenommen hat. Bundesweit gibt es rund 1700 Patienten, denen ein Meniskus-Implantat angenäht wurde, weltweit etwa 3400 Menschen. "Das Implantat übernimmt eine Schutzfunktion, als Puffer im Gelenk. Das ist wichtig, weil der Knorpel sonst zu stark belastet wird", sagt Thomas Kaiser. Das könne auch zu Arthrose führen. "Durch ein Implantat wollen wir erreichen, dass diese Schutzfunktion wieder hergestellt und das Knie belastbar wird."

Bei seinem Patienten Stefan Herrmann sei bisher alles gut verlaufen. "Sehr wichtig bei der Nachbehandlung ist die Mitarbeit des Patienten. Denn die ersten Wochen nach der OP sind entscheidend", sagt Kaiser, der bereits drei Patienten auf der Warteliste für ein Meniskus-Implantat hat. Bei zu großer Belastung bestehe die Gefahr, dass das Implantat wieder ausreiße. Stefan Herrmann habe sich jedoch sehr gut an die Bewegungseinschränkung gehalten. "Der Heilungsprozess ist bei ihm optimal verlaufen."

Angst hatte Stefan Herrmann nicht vor dem Eingriff. "Ich hatte volles Vertrauen in die Ärzte", sagt er. "Ich habe mich einfach nur gefreut, dass es endlich soweit ist." Schon nach zwei Tagen habe er die Park-Klinik Manhagen verlassen und nach Hause zu Frau und Kind ins 110 Kilometer entfernte Uelzen fahren können.

"Am Anfang sah mein Knie noch aus wie ein Luftballon", sagt er und lacht dabei. Die Schwellung ist aber inzwischen zurückgegangen. An den Eingriff erinnern nur noch kleine Narben. "Noch etwa sechs Wochen muss ich die Krücken tragen. Dann darf ich das Knie wieder belasten", sagt Herrmann und lächelt.

Und worauf freut er sich am meisten? "Auf die Sonntags-Fahrradtouren mit meinem Sohn." Der Achtjährige frage schon seit langem, wann er endlich wieder mit seinem Vater durch den Wald radle. "Unsere Radtouren haben schon Tradition. Eine Vater-Sohn-Geschichte. Männersache eben", sagt er und schmunzelt. "Die Ausflüge haben wir beide sehr vermisst." Noch müssen sich die Zwei ein wenig gedulden. Stefan Herrmann: "Aber ich freue mich schon riesig darauf, ihm zu sagen: Nächsten Sonntag geht's wieder los." Denn das Leben endlich wieder ohne Schmerzen genießen zu können - "das ist für mich das Schönste."