Menschen aus Schweden, Italien, Dänemark, Spanien, Finnland, Großbritannien und den Niederlanden über ihre Erwartungen.

Ahrensburg/Bargteheide

"Ich sehe es sowohl als Recht als auch als Pflicht, mich an der Europawahl zu beteiligen. Ein Wahlergebnis sollte ein Bild der Meinung aller Menschen abgeben, nicht nur die einer Minderheit", sagt Janne Bollingberg. Die aus Dänemark stammende Ahrensburgerin stimmt bei der Europa-Wahl am Sonntag wie zahlreiche weitere Menschen aus anderen EU-Ländern in einem Stormarner Wahllokal ab.

"Die EU bedeutet für mich Frieden und die Hoffnung auf Gerechtigkeit", sagt die Mutter von vier Kindern. Sie vermutet, dass viele nicht zur Wahl gehen, weil sie nicht wüssten, wie sich die EU-Entscheidungen auf sie auswirkten - obwohl das EU-Recht über dem deutschen Recht stehe. Sie sagt: "Ich erhoffe mir, dass man in Zukunft, wenn man in einem anderen EU-Land wohnt, dort auch voll wahlberechtigt ist. Obwohl ich seit 15 Jahren in Deutschland wohne, darf ich hier nur an den Europa-Wahlen und Wahlen auf Kreisebene und Kommunalwahlen teilnehmen, nicht aber an Landtags- oder Bundestagswahlen".

Lena Heim aus Schweden wohnt in Bargteheide. "Ich betrachte es als Bürgerpflicht, zur Wahl zu gehen", sagt die 65-Jährige. Ältere Menschen wüssten vielleicht eher als jüngere, was es bedeute, nicht wählen zu können. "Viele Leute glauben wohl, dass die Entscheidungen in Brüssel oder Straßburg sie nichts angehen. Dabei ist es gerade jetzt wegen der Finanzkrise wichtig, Probleme gemeinsam zu lösen. Wer sich an der Wahl nicht beteiligt, demonstriert Gleichgültigkeit und hat später auch nicht das Recht, die Politik zu kritisieren", sagt Lena Heim, die auch in ihrem Freundeskreis das Thema anspricht, andere zur Wahl-Teilnahme motivieren will.

Auch die Spanierin Ana Gonzalo Carbó will die Möglichkeit nutzen, die europäische Politik zu beeinflussen. Sie ist überzeugt: "Zusammen ist man nicht nur weniger allein, man erreicht auch mehr" sagt die 51-Jährige, die seit fünf Jahren in Deutschland lebt. "Europa muss stärker werden, damit sich die Welt wieder ausbalanciert", sagt sie. "Die gemeinsamen Ziele der Europäer - starke Wirtschaft, solide Politik, Frieden und soziale Leistungen für alle - sind nur durch die Stimmabgabe zu erreichen", sagt die Spanierin. Sie hätte auch in Barcelona wählen können. "Aber ich will hier wählen, wo ich wohne", sagt Ana Gonzalo Carbó. Jussi Romppanen (36) aus Finnland wohnt in Bargfeld-Stegen: "Ich lebe seit 14 Jahren in Deutschland und fühle mich als Europäer. Die EU ist tief in meinem Bewusstsein verankert. Es ist wichtig, zu wählen, auch wenn man nicht immer hundertprozentig weiß, wie einen die einzelnen Entscheidungen der EU persönlich betreffen. Die EU-Politik ist sehr komplex und schwer zu verstehen. Deshalb sollten die Medien mehr darüber berichten."

"Wir gehen zur Wahl, weil es eine gewisse Verpflichtung ist und man so zu wichtigen Entscheidungen beiträgt", sagt Stefano Vietmeyer. Der 19-jährige Halbitaliener und sein Bruder Marco (20) aus Ahrensburg fänden es gut, wenn die Politiker mehr im Fernsehen auftreten und stärker für die Wahl werben würden. "Europa ist ein hervorragender Gedanke", sagt Paul den Hartigh. Er hat seine Briefwahlunterlagen bereits vor einer Woche beim Urlaub in den Niederlanden abgegeben. Seine Ehefrau Joyce den Hartigh stimmt am Sonntag in Ahrensburg ab. Das Ehepaar lebt seit 32 Jahren in Deutschland. "Wir fühlen uns halb deutsch, halb hölländisch", sagt Joyce den Hartigh. Es enttäusche sie, dass viele Menschen nicht zur Wahl gehen. "Die Leute realisieren nicht mehr, was es heißt, frei wählen zu dürfen", sagt sie. Paul den Hartigh findet, dass die EU besser über ihre Arbeit und deren Ergebnisse informieren sollte: "Die EU sollte ihre PR verbessern." Viele Menschen wüssten nicht, warum Europa für sie wichtig ist. Auch Ron van Noord hat bereits per Briefwahl in den Niederlanden seine Stimme abgegeben. Der 63-jährige Bünningstedter hat lange im holländischen Wirtschaftsministerium gearbeitet, war oft in Brüssel. Er unterstützt die europäische Einheit und vermisst ebenfalls eine bessere Selbstdarstellung. "Man hört zu wenig Positives aus Brüssel. Europa präsentiert sich sehr schlecht", sagt er.

Der britische Golflehrer Gary Milliner wird wohl nicht zur Europawahl gehen. Der Vater von drei Kindern wohnt seit 20 Jahren in Deutschland. Als Golfprofi reiste er um die ganze Welt. Er sagt: "Niemand spricht über die Wahl." Er fühlt sich nicht gut infomiert über das, was er da wählen soll. Milliner sagt: "Ich weiß überhaupt nicht, wer zur Wahl steht. Es war einfach zu wenig darüber in den Nachrichten."