Stadtverordnete erinnern daran, dass sie ehrenamtlich bis zu vier Abende pro Woche im Einsatz sind.

Ahrensburg

Buh-Rufe, Beleidigungen, Anfeindungen: Einige Ahrensburger Bürger haben in den vergangen Monaten in Ausschusssitzungen und Stadtverordnetenversammlungen kein Blatt vor den Mund genommen und ihrem Unmut freien Lauf gelassen. Für manche Stadtverordnete sind sie damit jedoch übers Ziel hinausgeschossen.

"Das Demokratieverständnis einiger Bürger ist erschreckend", sagt Thomas Bellizzi, FDP-Fraktionsvorsitzender. Natürlich sei es gut und richtig, seine Meinung zu äußern. "Wenn es aber persönlich und beleidigend wird, ist das zu viel des Guten." Der Umweltausschuss-Vorsitzende Bero Behrens sei etwa verbal angegriffen worden, im Bauausschuss und in Stadtverordnetenversammlungen habe es Zwischenrufe und Pöbeleien von Bürgern gegeben. Bellizzi: "Uns Stadtverordneten wurde Dummheit und Unwissenheit vorgeworfen." Er erwarte nicht, dass die Bürger "Ja und Amen" zu den Entscheidungen sagten. "Aber ich wünsche mir Respekt vor den Personen, die ehrenamtlich die Aufgaben eines Stadtverordneten übernehmen. Das Ganze ist für uns auch nicht immer vergnügungssteuerpflichtig."

Bela Randschau (SPD) sagt: "Es ist ein Maß erreicht, das nicht mehr zu tolerieren ist." Bürgerbeteiligung sei gut, ein bisschen Streit manchmal auch: "Aber offene Anfeindungen sind untragbar." Etwa den Umweltausschuss als ahnungslos darzustellen, nur weil er eine andere Meinung vertritt, oder den Einsatz der bürgerlichen Mitglieder in Frage zu stellen, sei unangebracht: "Der Stil der Diskussion muss sich dringend ändern."

Monja Löwer, Grünen-Fraktionsvorsitzende, stört es, dass einige Bürger die Stadtverordneten über einen Kamm scherten: "Sie sollten differenzierter hinschauen, wie die einzelnen Fraktionsmitglieder abstimmen." Vielen sei nicht klar, wie viel Arbeit hinter dem Amt stecke, sagt SPD-Fraktionsvorsitzende Petra Wilmer. "Das Misstrauen, das einige wenige Bürger gegen das Wissen der Politiker und der Verwaltung hegen, ist manchmal deprimierend." Es führe auch dazu, dass Gutachten nicht mehr ernst genommen würden. Das sei problematisch. Wilmer: "Viele wissen nicht, dass wir uns teilweise drei bis vier Mal die Woche abends treffen, um uns für andere Menschen in der Stadt einzusetzen." Jedoch wolle sie betonen - wie auch alle anderen Fraktionen - dass sich die meisten Bürger in den Sitzungen angebracht verhielten. "Es ist wichtig für unsere politische Arbeit, dass sie sich in den Ausschüssen zu Wort melden und engagieren. Wir brauchen ihr Feedback", sagt sie. Es sei aber einfacher für alle Beteiligten, wenn dies in einem sachlichen Ton geschehe.

Sachlichkeit spielt auch für Hinrich Schmick, den Fraktionsvorsitzenden der Wählergemeinschaft, eine wichtige Rolle. "Man sollte nicht übers Ziel hinausschießen - das gilt für beide Seiten", sagt er. Und was sagt er dazu, dass einige Politiker in der jüngsten Stadtverordnetenversammlung das Verhalten mancher Bürger kritisiert haben? Schmick: "Darüber müssen sich die Bürger nicht wundern. Schließlich haben sie die Stadtverordneten auch nicht mit Samthandschuhen angefasst."

Jörn Schade, CDU-Fraktionsvorsitzender, kommt zu einer anderen Einschätzung: "In den Sitzungen, in denen ich dabei war, herrschte immer eine sehr sachliche Atmosphäre." Er habe eine konstruktive Mitarbeit der Bürger erlebt. "Alle sollten sich selbstkritisch an die Nase fassen, bevor sie Kritik üben", sagt er. "Emotionalität schwingt bei allen mit - bei Bürgern und Politikern."