Das herausragende Thema in Ahrensburg ist zur Zeit eindeutig die städtebauliche Entwicklung. Und dass sich so viele Menschen damit beschäftigen, ist mehr als gut so.

Denn Städtebau kann hässliche Wunden erzeugen. Und Ahrensburg hat etliche davon.

Professor Christian Tümpel hatte sie am Sonnabend in der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes gnadenlos genannt. Gleichzeitig beweisen Ahrensburger Bürger immer wieder, dass man sich engagieren und seine Stimme erheben muss, um notwendige Korrekturen zu erzwingen.

Doch wenn Bürger sich so einbringen, birgt das allerdings auch die Gefahr, zu kleinteilig zu werden. Und eine Summe von Einzelmeinungen zu transportieren - und das ist meines Erachtens in dieser Stadt der Fall.

Rufen wir uns zunächst einmal in Erinnerung, dass vieles von dem, was wir heute im Städtebau verdammen, damals durchaus gesellschaftlich akzeptiert war. Nur heute denken wir anders darüber. Stand früher das Funktionieren einer Stadt im Vordergrund, so ist es heute die unmittelbare Erlebbarkeit. Die Probleme, die sich daraus ergeben, sind nicht nur in Ahrensburg sichtbar.

Es hilft uns aber überhaupt nicht weiter, immer wieder mit beredten Worten auf tatsächliche oder vermeintliche Sünden der Vergangenheit zu verweisen - vielmehr sind Lösungen für die Zukunft gefragt.

Und hier bin ich mit Inhalt und Qualität der aktuellen Diskussionen nicht zufrieden und möchte dies erläutern.

Unsere Stadt hat mit der Großen Straße eine wahrhaft großartige städtebauliche Anlage, von der ich schon in städtebaulichen Vorlesungen der 60er-Jahre gehört habe.

Die Große Straße wurde erst kürzlich im "Zeitmagazin" im November 2008 zu den 300 historischen Stadtkernen Deutschlands gezählt und gilt als wichtigste städtebauliche Lösung des Barocks in Schleswig-Holstein. Was bedeutet barock? Barock weist in diesem Zusammenhang auf Axialität, Symmetrie und große Sichtbezüge hin, was alles noch gut erhalten ist - und keine Barockbauten an seiner Seite verlangt.

Dieses Erbe verpflichtet - und es darf nicht in den Diskussionen verloren gehen. Das bedeutet für mich, dass diese Anlage auch im Zentrum der Überlegungen und Diskussionen stehen sollte. Es darf nicht durch ständige Einzelkritiken an Einzelobjekten, wie etwa dem Kastenlindenschnitt, in den Hintergrund gerückt werden.

Wobei gerade der Kastenschnitt wie geschaffen ist, das Barocke zu betonen. Dann haben wir meines Erachtens die Chance, die oben genannten Sünden der Vergangenheit hinter uns zu lassen und unser Ahrensburg auch städtebaulich zukunftsfähig zu machen.

Dabei kann nicht oft genug daran erinnert werden, dass Städtebau nicht allein gestalterische, sondern sehr wohl auch verkehrliche, wirtschaftliche und ökologische Aspekte zu berücksichtigen hat. Also schlichtweg das, was man Gemeininteresse nennt.

Diese Gesamtsicht aller zu lösender Probleme geht deutlich über die Summe der Einzelinteressen hinaus - so wichtig sie dem jeweiligen Kritiker auch sein mögen. Aber die Kritik muss anspruchsvoll abgewogen werden.

Am Ende solcher Überlegungen und Planungen stünde dann eine - sicher von allen Ahrensburgern gewünschte - großzügige Flaniermeile mit Restaurants und Cafés. Dann aber mit einem auch weit über Ahrensburg hinaus wirkenden Erlebniswert.

Und trotz der Krisenzeiten möchte ich noch anfügen, dass der große Wurf nicht von vorn herein an den Kosten scheitern darf. Die Erlebbarkeit, die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit dieses wichtigen Bereichs mitten in Ahrensburg hat nun einmal ihren Preis.