Bürgermeister: “Wir brauchen keine solche Anlage. Die zerstört unsere schöne Landschaft, führt zum Werteverlust der Grundstücke.“

Rausdorf

In der 230-Einwohner-Gemeinde Rausdorf schlagen die Wogen hoch. Das Projekt Windpark erhitzt die Gemüter. Weil die Gemeindepolitiker bislang keinen Konsens gefunden haben, wurde gestern abend kurzfristig eine Einwohnerversammlung einberufen. Das Votum der Bürger wird für die Abstimmung bei der Gemeinderatssitzung am kommenden Dienstag entscheidend sein. Wie die Bürger entscheiden, stand bei Redaktionschluss noch nicht fest. Das Ergebnis einer Blitzumfrage von Gemeindevertreter Norbert Walther (fraktionslos) am Donnerstag Morgen war jedoch eindeutig: Von 53 befragten Rausdorfern sprachen sich 14 für und 39 gegen einen Windpark aus.

Zum Hintergrund: Ende 2008 waren die Gemeinden des Amtes Trittau aufgefordert, über die mögliche Ausweisung von Flächen für Windräder abzustimmen. In Frage kämen der Höhenzug im Westen des Dorfes in Richtung Kronshorst. Der Rausdorfer Gemeinderat lehnte das Projekt Anfang Februar mit einer knappen Mehrheit ab. "Wir brauchen in Rausdorf keine solche Anlage. Die zerstört unsere schöne Landschaft, sorgt für Dauerlärm und führt zum Werteverlust der Grundstücke", sagt Bürgermeister Otto Kertenhein (Wählergemeinschaft Rausdorf WGR). Lars Bockhold (Die Wählergruppe Rausdorf DWR) dagegen sagt: "Wir müssen etwas für den Klimaschutz tun. Das ist eine Chance für unseren Ort." Seiner Meinung nach hat der Gemeinderat das Thema voreilig begraben. Es habe keine richtigen Informationen gegeben, sagt Bockholt. Er hat es deshalb wieder aufgerollt und favorisiert das Modell eines Bürgerwindparks.

"Wir wollen keinen Investor, der hier das Geld absahnt. Warum sollen das andere machen, das können wir genauso gut," sagt Bockhold. Die Idee: Die Bürger tun sich zusammen und gründen einen Verein, um den Windpark selber zu bauen und zu betreiben. Erfolgreiche Beispiele dafür gibt es im Land bereits, sagt das Dur-Mitglied und verweist auf die nordfriesische Gemeinde Sonnebüll. Einen Vertreter des dortigen Bürgerwindparks hatte Bockhold zur Einwohnerversammlung eingeladen. Als Referent wurde der jedoch nicht zugelassen. Lars Bockhold weiß, dass ihm die Windparkgegner Eigeninteresse vorwerfen, weil ein Teil der in Frage kommenden Fläche zum elterlichen Hof gehört, den seine Schwester bewirtschaftet. "Es geht mir aber nicht um Gewinnmaximierung, sondern um eine Planung für die Zukunft und für unsere Kinder", sagt Bockhold.

Für Rausdorfs prominentesten Bürger, Rüdiger Nehberg, wäre die Verwirklichung eines Windparks "der Todesstoß für unser kleines Paradies". Die Anlage stünde viel zu nah am Dorf und würde die sanfte Hügellandschaft verschandeln. Nehberg sagt: "Der Verlust ist immer größer als der Verdienst."

Im Gemeinderat sind die Fronten verhärtet. Hinzu kommt: Es herrscht ein Patt: WRG und DRG haben jeweils vier Sitze. Der fraktionslose Gemeindevertreter Norbert Walther wird also zum "Zünglein an der Waage" werden. Er erklärte gestern auf Anfrage: "Ich werde das Ergebnis der Einwohnerversammlung abwarten."

Eine Entscheidung muss fallen. Die Untere Naturschutzbehörde hat das bereits angemahnt, denn die Frist für die Anmeldung von möglichen Windparkflächen ist Anfang Mai abgelaufen. Sollte die Entscheidung für den Windpark fallen, würde als nächster Schritt ein Gutachten in Auftrag gegeben. Dann würden Gespräche mit den Landwirten folgen.