Verwaltung und Politik ziehen nicht immer an einem Strang - und dann, sagt die Chefin im Rathaus, nehmen kritische Bürger meist sie ins Visier.

Hamburger Abendblatt:

Das Badlantic verzeichnet in diesem Jahr ein Rekord-Minus. Muss eine Stadt ein Defizit in Höhe von 1,7 Millionen Euro aushalten? Oder stimmt am Konzept etwas nicht?

Ursula Pepper:

Dass man etwas zuschießen muss, müssen wir akzeptieren. Die Frage ist, in welcher Größenordnung. Es handelt sich um eine besondere Konstruktion: Die Stadt ist Eigentümer der Immobilie und der Freiflächen, mit 51 Prozent am Bad beteiligt. Nord-direkt, eine E.on-Hanse-Tochter, hat damals die technische Anlage gekauft, ist mit 49 Prozent am Bad, aber nicht am Defizit beteiligt. Als die Badbetriebsgesellschaft gegründet wurde, hatte man angestrebt, auf Dauer mit einem Defizit von 250 000 Euro auszukommen. Das Defizit ist gestiegen - der Augleich liegt ausschließlich bei der Stadt. Außerdem versuchen wir immer, die Quadratur des Kreises zu lösen. Es soll gleichzeitig ein Freizeitbad mit Attraktionen und Vereinsbad sein. Und Schüler anziehen. Hinzu kommt, dass das Bad in die Jahre kommt und Sanierungen benötigt.

Abendblatt:

Die Stadt investiert Geld, um im Internet um Touristen zu werben. Braucht Stormarn nicht ein Gesamtkonzept?

Pepper:

Ja. Weil sich nicht einzelne Städte, sondern nur Regionen vermarkten lassen. Und diese müssen irgendetwas haben, das den Menschen Lust macht, sie zu besuchen. Meistens sind das städtebauliche Besonderheiten. Ahrensburg hat das Schloss. Wir haben aber mehr in Stormarn: Schloss Reinbek, die Trittauer Wassermühle, andere kulturelle Anlaufpunkte. Die Nähe zu Hamburg ist ideal: Dort wohnen 1,7 Millionen Menschen, die am Wochenende gerne mal raus wollen aus der Stadt. Unsere Botschaft könnte lauten: Kommt nach Stormarn und ihr findet den Kultur-Pfad, den kulinarische Pfad, tolle Radtouren. Die Gemeinden und Städte sollten also erkennen, dass alle etwas davon haben.

Abendblatt:

Das Schloss ist ein Touristenmagnet. Aber wie steht es um die Stiftung?

Pepper:

Es wäre schön, wenn wir mehr Stifter hätten. Mit Tatjana Ceynowa haben wir eine professionelle Museumsleiterin. Sie hat das Schloss nach außen aufgewertet, aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Dadurch nutzen die Ahrensburger das Schloss wieder. Es werden Kindergeburtstage, Führungen bei Kerzenschein und Auktionen angeboten. Jährlich 200 Trauungen - eine wichtige Einnahmequelle. Aber ein Schloss zu unterhalten, ist eine teure Angelegenheit. Zurzeit ist das Schloss in der dritten Stufe unseres Realisierungskonzeptes, es wird sich einiges im Außenbereich verändern.

Abendblatt:

Was genau?

Pepper:

Die Außenanlage soll zu einem richtigen Schlosspark werden. Und die Fassade des Schlosses erhält einen neuen Anstrich.

Abendblatt:

Ahrensburg hat viel Grün, eine gute Anbindung und Infrastruktur. Meckern Ahrensburger zu viel über ihre Stadt?

Pepper:

Es sind wenige, die zu viel meckern und das auf hohem Niveau. Die Mehrheit von 97 Prozent ist sehr glücklich hier.

Abendblatt:

Es gibt immer wieder Kritik, das Verhältnis zwischen Politik und Verwaltung sei nicht besonders gut.

Pepper:

So generell kann man das nicht sagen. Im Sozialausschuss werden die Vorlagen beispielsweise meistens einstimmig beschlossen. Das gleiche gilt für den Schulbereich.

Abendblatt:

Und der Bauausschuss?

Pepper:

Stadtplanung ist ein Thema, das mit unterschiedlichen Interessen besetzt ist. Die einen wollen entwickeln, die anderen wollen alles so lassen, wie es ist. Da sind Konflikte programmiert.

Abendblatt:

Immer wieder werden Vorwürfe von Stadtverordneten laut, Sie würden über bestimmte Planungen zu spät informiert. Ist das so?

Pepper:

Nein, jeder Stadtverordnete kann jederzeit alles nachfragen und bekommt auch alles, was er an Planungen braucht.

Abendblatt:

Sie sind Verwaltungschefin und ausführendes Organ für die Entscheidungen der Stadtverordneten. In der öffentlichen Wahrnehmung sind jedoch immer Sie oder der Bauamtsleiter Schuld, wenn etwas schief läuft. Wie fühlt es sich an, dauernd den Kopf hinzuhalten?

Pepper:

Das Grundproblem ist, dass Verwaltung und Politik nicht immer an einem Strang ziehen. Vor allem, wenn sich Bürger kritisch äußern, liegt der Schwarze Peter oft bei der Bürgermeisterin.

Abendblatt:

Nochmal: Wie fühlt sich das an?

Pepper:

Natürlich ärgere ich mich nach so mancher Auseinandersetzung. Aber Streitkultur gehört zur Politik. Wenn man das nicht begriffen hat, kann man diesen Beruf nicht ausüben. Man kann nicht Everybodys Darling sein.

Abendblatt:

Und wie ist Ihr Verhältnis zum Bauamtsleiter Wilhelm Thiele?

Pepper:

Sehr gut. Er lebt sein Amt und ist ein begeisterter Planer. Er will etwas Positives für die Stadt bewirken, sich nicht etwa ein Denkmal setzen.

Abendblatt:

Was sind Ihre größten Erfolge als Bürgermeisterin?

Pepper:

Alles, was wir in Sachen Kinder- und Jugendarbeit gemacht haben. Wir haben einen Kinder- und Jugendbeirat, der in Schleswig-Holstein einmalig ist. Die Kinder, die dort lernen, dass es sich lohnt, sich für etwas einzusetzen, werden sich immer für Gesellschaft interessieren. Sie werden immer über ihren Tellerrand blicken. Sehr stolz bin ich darauf, dass wir die Gasversorgung erstmals in die eigene, also die städtische Hand, genommen haben. Wir haben einen Kampf David gegen Goliath gewonnen. Ein weiterer Erfolg war das Projekt Integrierte Gesamtschule, für die ich schon als Stadtverordnete gekämpft habe. Den Marstall zähle ich auch als Erfolg - es hat einen langen Atem gebraucht, aber es hat sich gelohnt - auch dank der Unterstützung der Kulturstiftung Stormarn.

Abendblatt:

Und was war Ihr größter Fehler?

Pepper:

Wir hätten bei der Methangas-Untersuchung Fannyhöh sofort mit offenen Karten spielen sollen. Es war ein Fehler, dass wir die Bürger nicht sofort über die Ergebnisse informiert haben. Das würde ich nie wieder so machen.

Abendblatt:

Was sagen Sie zu ihren möglichen Nachfolgern?

Pepper:

Nichts. Aber ich wünsche mir einen Nachfolger, der an der Weiterentwicklung Ahrensburgs in der Metropolregion interessiert ist. Ein Bürgermeister, der selbst Vorstellungen hat, Ideen entwickeln will. Ein Bürgermeister, der ein gutes Verhältnis zu den Mitarbeitern im Rathaus entwickelt. Dort ist unser Know-how, dort ist unsere Erfahrung.

Abendblatt:

Frau Pepper, wir danken Ihnen für das Gespräch.