Der Chef des St. Adolf-Stifts hatte vor Rückgabe an die öffentliche Hand gewarnt. Kreispolitiker reagieren gelassen.

Bad Oldesloe

"Die Wahrscheinlichkeit, dass uns jemand das Krankenhaus wieder vor die Tür stellt, tendiert gegen Null." Mit diesen Worten reagiert Stormarns Landrat Klaus Plöger auf eine Prognose des Geschäftsführers des Reinbeker St. Adolf-Stifts, Lothar Obst. Der hatte am Montag in der Stormarn-Ausgabe des Hamburger Abendblattes vor den Folgen der Privatisierung öffentlicher Krankenhäuser gewarnt. Obst: "Private Träger werden ihre nicht lukrativen Häuser wieder an die öffentliche Hand zurückgeben."

Dem Kreis Stormarn, der sein bis heute defizitäres Krankenhaus 2002 an den Asklepios-Konzern verkauft hatte, drohe dieses Szenario nicht, sagt Landrat Plöger, dessen Einschätzung auch viele Kreispolitiker teilen. Plöger: "Was man nach menschlichem Ermessen absichern kann, ist im Kaufvertrag abgesichert worden."

Die Leitende Kreisverwaltungsdirektorin Anja Kühl erklärt: "Im Kaufvertrag gibt es keine Kündigungsklausel. Und Gewährsträger ist der Asklepios-Konzern. Er steht mit seinem gesamten Vermögen in der Haftung." Das bedeutet: Das Haus an der Oldesloer Schützenstraße kann nicht pleite gehen, selbst wenn es für sich genommen rote Zahlen schreibt, der Konzern kann es nicht abstoßen.

Joachim Germer, der als Mitglied der Grünen-Kreistagsfraktion den Verkauf des Kreiskrankenhauses mit beschlossen hat, sagt: "Jetzt zahlt sich aus, dass wir damals nicht an eine Heuschrecke verkauft haben. Die hätten vielleicht irgendwann gesagt: Das lohnt sich nicht für uns, nehmt das mal wieder zurück."

Dass sich der Betrieb in Bad Oldesloe nach wie vor nicht lohnt, ist nach Ansicht von Margot Sinning "hausgemacht". Die SPD-Politikerin, damals wie heute Vorsitzende des Kreis-Gesundheitsausschusses, sagt: "Insofern habe ich Asklepios gegenüber kein schlechtes Gewissen. Ich erwarte, dass ein Konzern, der sich so ein Krankenhaus kauft, auch weiß, was er damit machen will." Sie hält es für einen Fehler, dass Asklepios seine Pläne, in Ahrensburg am Neubau eines Krankenhauses mitzuwirken, nicht weiter verfolgt habe. Eine Rückabwicklung hält sie aber für ebenso unwahrscheinlich wie der gesundheitspolitische Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion, Maik Neubacher. Er sagt: "Die damals ausgehandelten Verträge sind sehr gut. Ich glaube allerdings nicht, dass sie heute noch so zustande kommen würden."

Auch FDP-Fraktionschef Karl-Reinhold Wurch hält die Verträge nach wie vor für wasserdicht.

Während die vier Fraktionen nach 2009 noch voll hinter dem Klinikverkauf stehen, sehen die Linken die Sache anders. "Wir wünschen uns die Rückübertragung, weil wir meinen, dass Einrichtungen der öffentlichen Daseinsvorsorge in die öffentliche Hand gehören", sagt Fraktionssprecher Heiko Winckel-Rienhoff. 2001 hat er - damals noch mit SPD-Parteibuch - für den Verkauf gestimmt.

Unterdessen nähern sich der neue Asklepios-Geschäftsführer in Bad Oldesloe, Dr. Achim Rogge, und die Ärzte in der Kreisstadt einander an. "Wir werden schnell zu einer guten Absprache kommen", ist sich Hubertus Tesdorpf, stellvertretender Vorsitzender des Regionalen Praxisnetzes Bad Oldesloe/Reinfeld, sicher. Es gehe darum, dass die Klinik Praxiszulassungen nur mit Zustimmung des Praxisnetzes übernehme. Tesdorpf: "Wir haben den zu Beginn der Verhandlungen vor einem halben Jahr eingestellten Boykott der Klinik zum Glück nicht wieder aufleben lassen müssen."