Die Bahn als Schiff, genauer als schwerfälligen Tanker zu bezeichnen, ist sprachlich sicher nicht korrekt - inhaltlich aber schon. Wie sonst ließe sich erklären, dass die Kunden auf der am meisten frequentierten Strecke in Schleswig-Holstein, der Bahnlinie Hamburg-Lübeck, seit Jahren unter wachsender Unpünktlichkeit zu leiden haben?

Nun endlich scheint die Bahn eine Lösung des Problems bei der R 10 in Angriff zu nehmen. Die Wartezeiten der Züge in den Endbahnhöfen werden erhöht. Das klingt logisch - so logisch, dass sich die Frage stellt, wie die Bahn-Planer jemals zu der Überzeugung gelangt sein können, sieben Minuten Pause würden schon ausreichen. Möglicherweise ist es eine Folge des Vergabesystems. Bahnstrecken werden vom Staat ausgeschrieben, den Auftrag bekommt das Unternehmen mit dem besten Angebot. Da kann es schon sein, dass die Bahn mit einem Fahrplan gearbeitet hat, der gewisse Risiken birgt. Hauptsache, die Mitbewerber um die lukrativste Strecke im Land Schleswig-Holstein werden ausgestochen.

Ergebnis: wachsende Verspätungen und verärgerte Kunden. Die Bahn hat jetzt die Notbremse gezogen. Was sie tut, kostet richtig Geld. Der geänderte Fahrplan mit längeren Wartezeiten, mit einem größeren Zeitpolster zur Abfederung von Verspätungen, ist nur mit einem zusätzlichen Zug zu bewältigen. Die Investition in die Paradestrecke ist zweifellos sinnvoll. Es ist eine Korrektur, die verdammt spät kommt.