Ahrensburger Politiker wollen nach Appell der Wirtschaft ihr Nein zur Umgehungsstraße überdenken

Ahrensburg. Kommt nun doch wieder Schwung in die Diskussion um die Ahrensburger Nordtangente? "Ich hoffe es", sagt Bürgermeister Michael Sarach. Anlass zu dieser Hoffnung des Verwaltungschefs gibt der Vorstoß führender Stormarner Wirtschaftsvertreter, die sich klar für die schnelle Realisierung der Umgehungsstraße zum Gewerbegebiet aussprechen (wir berichteten).

Für Sarach kam die Forderung aus der Wirtschaft nicht überraschend. Er sagt: "Ich habe in den vergangenen zwei Jahre 160 Unternehmen besucht. Mindestens zwei Drittel haben mir dabei gesagt, dass sie eine Nordtangente für erforderlich erachten."

Offenbar ist die Debatte nach dem Nein der Stadtverordneten tatsächlich noch nicht beendet. Die SPD-Fraktion, die sich geschlossen für das Projekt ausspricht, arbeitet laut Rafael Haase an einem Antrag. "Wir wollen prüfen lassen, ob das Land ein Planfeststellungsverfahren übernehmen kann. Dann würde die übergeordnete Behörde eine Trasse festlegen", sagt Haase. Da das Vorhaben vor allem aus wirtschaftlicher Sicht von überörtlicher Bedeutung sei, sieht Haase eine realistische Chance für einen solchen Antrag. Nach der Beratung in der Fraktion könne ein entsprechender Antrag in den kommenden Wochen vorliegen, so Haase. "Wir Stadtverordnete haben bei der Abstimmung nicht die Nordtangente an sich abgelehnt, sondern lediglich die mit Delingsdorf getroffene Vereinbarung", sagt der Sozialdemokrat. Daher gelte weiterhin der Beschluss der Stadtpolitiker aus dem Mai 2011, dass die Verwaltung ein Planfeststellungsverfahren einleiten solle.

Carola Behr (CDU) sieht die Verwaltung in der Pflicht. "Sie muss uns jetzt noch einmal Möglichkeiten aufzeigen, wie das Vorhaben doch noch umsetzbar ist", sagt sie. Die CDU-Fraktion werde sich bei ihrer nächsten Sitzung erneut mit dem Thema beschäftigen. Behr: "Ich hoffe, dass der Zug noch nicht abgefahren ist." Ihr Faktionsvorsitzender Tobias Koch ist weniger optimistisch. "Ich glaube nicht, dass ein neuer Anlauf die Mehrheiten ändern würde." Die Ablehnung des Verhandlungsergebnisses mit Delingsdorf zeige, dass viele grundsätzlich gegen das Projekt seien. Außerdem renne die Zeit davon. Koch: "Ende 2013 läuft das entsprechende Förderprogramm des Bundes aus. Daran ist nicht zu rütteln."

Uwe Grassau (WAB) erkennt zwar die Notwendigkeit einer Entlastungsstraße in Ahrensburgs Norden. Dennoch stimmte seine Fraktion gegen den Kompromissvorschlag mit Delingsdorf. "Wir haben die uns vorliegenden Entscheidungsgrundlagen bemängelt", erläutert er. Grassau wünscht sich ein Gespräch mit Vertretern aller Fraktionen, der Wirtschaft sowie der Verwaltung.

Monja Löwer (Grüne) und Thomas Bellizzi (FDP) können sich nicht vorstellen, dass vor der Sommerpause noch einmal über die Umgehungsstraße gesprochen wird. "Ich wüsste nicht, wie ein entsprechender Antrag aussehen könnte. Die Sache ist auch wegen der Delingsdorfer Forderungen gescheitert", sagt Löwer. Bellizzi schränkt gleichwohl ein: "Wir werden uns sicherlich irgendwann noch einmal mit dem Thema auseinandersetzen. Ich wünsche mir eine endgültige Entscheidung, weil wir auch noch andere dringliche Projekte auf dem Tisch haben."