Reinbek will die Grundschule in dem Ortsteil 2017 wegen sinkender Kinderzahlen schließen. Eltern protestieren gegen die Pläne.

Reinbek. "Schule ist toll" steht auf der Homepage der Grundschule Schönningstedt, die es ab dem Schuljahr 2017/18 gar nicht mehr geben soll - zumindest dann, wenn es nach den Raumoptimierungsplänen für die Grundschulen geht, die die Stadtverwaltung in Reinbek nun vorgelegt hat und die jetzt für Proteste in Schönningstedt sorgen.

Nachdem Gutachter im vergangenen Jahr die Entwicklung der Reinbeker Schülerzahlen für die kommenden Jahre berechnet hatten und sich ein Arbeitskreis aus Mitgliedern aller Fraktionen Gedanken über die Neuaufstellung der Schulen gemacht hatte, um langfristig Geld zu sparen, soll nun der Rotstift angesetzt werden. Ganz hart trifft es dabei die Grundschule Schönningstedt.

Laut Plan, der am Donnerstag, 24. Mai, im Sozial- und Schulausschuss diskutiert wird, sollen bereits im Sommer nächsten Jahres zum letzten Mal Schönningstedter Kinder eingeschult werden. Die nachfolgenden Jahrgänge müssen dann zur Gertrud-Lege-Schule in Neuschönningstedt. Im Sommer 2017 würde die Grundschule an der Königstraße dann ganz geschlossen werden. Die Schulgeschichte Schönningstedts ginge damit nach 136 Jahren zu Ende.

Gegen die Pläne hat sich binnen weniger Tage eine Bürgerinitiative von zahlreichen Schönningstedtern organisiert, die für den Erhalt ihrer Grundschule kämpfen wollen. Rund 200 von ihnen haben sich für das Abendblatt auf dem Schulhof in Schönningstedt zusammengefunden, um ihren Protest gegen die Pläne deutlich zu machen.

"Was uns vor allem stört, ist, dass wir überhaupt nicht miteinbezogen worden sind", sagt Manuela Schumann, Vorsitzende des Schulelternbeirats der Grundschule Schönningstedt. "Das ist so eine wunderschöne kleine Schule - da ist es ein wenig wie Bullerbü. Hier gibt es noch ein funktionierendes Sozialgefüge. Da kennt jeder jeden. Das ist etwas ganz anderes als die Grundschule in Neuschönningstedt." Sie sehe zwar ein, dass sich Reinbek auf lange Sicht keine vier Grundschulen leisten könne, wenn die Schülerzahlen weiter zurückgehen, doch noch gebe es mehr als genügend Kinder.

Reinbeks idyllischer Stadtteil, der sich trotz Zuzugs seinen dörflichen Charakter bewahrt hat, ist in den vergangenen Jahren um fast das Doppelte der ehemaligen Einwohnerzahl gewachsen. In die Einzelhäuser im Neubaugebiet rund um den Kornblumenring sind seit 2003 viele junge Familien mit Kindern gezogen. Binnen kurzer Zeit verdoppelte sich damit auch die Schülerzahl der Grundschule. Waren es 2002 noch 88 Kinder, drückten 2009 schon 159 Grundschüler die Schulbänke. Die Jahrgänge wurden zweizügig, 2007 mussten Klassencontainer angebaut werden.

Danach allerdings gingen die Schülerzahlen wieder leicht zurück. Zwar gibt es in Schönningstedts Grundschule derzeit noch 151 Kinder in vier Jahrgängen, die bis auf die dritte Klasse zweizügig sind. Doch der Schulentwicklungsplan prognostiziert, dass es nur noch bis 2014/15 mit 31 Schülern genügend Kinder gibt, um noch einmal zwei Klassen anzubieten. Danach sollen die Schülerzahlen sinken. Die Grundschule würde nur noch mit einer Klasse pro Jahrgang weiterlaufen.

Weil auch die Gertrud-Lege-Schule in Neuschönningstedt ab 2013 weniger Abc-Schützen erwartet und schon jetzt nur 15 der 18 vorhandenen Klassenräume genutzt werden, wollen Verwaltung und Politik optimieren, die Schulen möglicherweise zusammenlegen.

Nicht unvorbereitet, aber dennoch hart haben die Pläne Schulleiterin Bärbel Kruse getroffen. "Das Thema stand schon häufiger zur Diskussion, jetzt kommt es doch sehr plötzlich. Es ist viel zu früh für die Schulschließung", sagt sie. Erst wenn die Schule insgesamt weniger als 80 Kinder zähle, mache es Sinn, die Schule auslaufen zu lassen. "Der zugezogenen Bevölkerung gegenüber ist das nicht nur unaufrichtig, das ist auch ziemlich frech. Die Menschen sind immerhin mit den guten Anbindungen und der guten Infrastruktur angelockt worden." Und dazu gehöre eben auch die Grundschule.

Auch Manuela Schumann vom Schulelternbeirat kritisiert: "Der Schulentwicklungsplan ist veraltet, er arbeitet mit Zahlen von 2010. Die Neubaugebiete sind überhaupt nicht berücksichtigt. Dass möglicherweise weiter junge Familien zuziehen, ist nicht einberechnet." Sie hofft nun, dass die Politik sich doch noch überzeugen lässt, die Grundschule bestehen zu lassen.

"Wenn Schönningstedt seine Schule verliert, verliert es auch seinen Dorfmittelpunkt. Die Schule organisiert immerhin jedes Jahr das Dorffest, das Vogelschießen", sagt auch Bärbel Kruse, die gemeinsam mit vielen Schönningstedtern am Donnerstag in den Sozialausschuss gehen will, um den Politikern deutlich zu machen: "Wir geben die Schule nicht kampflos auf. Noch sind wir nicht so weit."