40 Personalexperten tagen in Tremsbüttel. Wiebke Petersen aus Reinbek ist dabei

Tremsbüttel/Reinbek. Stellenanzeigen schalten, Bewerbungsgespräche führen, Arbeitsverträge verhandeln. Und - wenn's sein muss - Kündigungen aussprechen: Das klingt nach einer eher drögen Arbeit. Es ist die Arbeit der Personalchefs, wie Außenstehende sie sehen mögen. "Gestern mag das so gewesen sein", sagt Wiebke Petersen und schmunzelt. Die 55-Jährige ist seit vielen Jahren Personalreferentin des Reinbeker Pharmaunternehmens Allergopharma (circa 500 Mitarbeiter). Und sie weiß: Heute umfasst Personalleitung mehr als die landläufig bekannten Standardaufgaben. Die Suche und die Auswahl von Bewerbern, die Disposition und die Fortbildung von Mitarbeitern: Das kann mitentscheidend für den Erfolg einer Firma sein.

Heute und morgen trifft Wiebke Petersen in Tremsbüttel zum Erfahrungsaustausch mit Berufskollegen aus anderen Unternehmen zusammen. Im Schlosshotel richtet die auf Personalfragen spezialisierte Rendsburger Unternehmensberatung von Studnitz Management Consulting zum zehnten Mal - und erstmals in Stormarn - den Human Resources Management Campus aus. "Sieben Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft werden mit rund 40 Personalverantwortlichen aktuelle Themen des Personalmanagements diskutieren", sagt Geschäftsführer Andreas von Studnitz. Die Fortbildung gilt in Expertenkreisen als bedeutendste ihrer Art in Norddeutschland.

Wiebke Petersen ist bereits zum achten Mal dabei. Sie versteht sich in ihrem Beruf als Beraterin der eigenen Firma. "Sogenanntes Silodenken", sagt sie und führt ihre Hände vertikal auf und ab, "ist das Schlimmste, was es gibt. Denn wenn es in einem Bereich der Firma Probleme gibt, wirkt sich das auf alle anderen Abteilungen aus." Entscheidungen müssten durchdacht und nachhaltig sein. Und wenn es doch mal knirsche, sei der fürs Personal Verantwortliche als Vermittler gefragt. Petersen: "Das Ziel muss sein, dass der Ablauf reibungslos ist. Durch Konfrontation gehen viele Ressourcen verloren." Und eine Kündigung sei nicht das Allheilmittel. "Wir müssen überlegen, was wir an einem Mitarbeiter verlieren würden, wenn wir ihn nicht mehr hätten. Und ob sich sein Know-how nicht an anderer Stelle nutzen ließe."

Ein glückliches Händchen bei der Einstellung neuer Kollegen ist allerdings mindestens ebenso wichtig. Darum geht es heute und morgen auch in Tremsbüttel. Da berichtet etwa Alexander Rahl, Geschäftsführer der Norderstedter HR Management Consultants GmbH, wie Stellenanzeigen inhaltlich und optisch wirkungsvoll gestaltet werden sollten. Und David Scheffer, Professor an der Elmshorner Nordakademie, gibt unter dem Titel "Entscheiden Sie sich für den Richtigen" Tipps, wie Unternehmer geeignete Bewerber um ein duales Studium erkennen.

Dass Stellenanzeige nicht gleich Stellenanzeige ist, sagt auch Wiebke Petersen. "Einen Mitarbeiter fürs Qualitätsmanagement würden wir mittels einer klassischen Annonce in der Tageszeitung suchen, einen IT-Administrator eher in Onlinenetzwerken - weil das in diesem Bereich einfach dazugehört." Und Kontakte zu Außendienstlern ergäben sich oft auf Kongressen.

Irgendwann sitzen die Bewerber dann vor Wiebke Petersen und dem für den künftigen Mitarbeiter zuständigen Abteilungsleiter. Dann zählt vor allem die fachliche Kompetenz eines Aspiranten, dann zählt aber auch der persönliche Eindruck. Wie sitzt er? Redet er laut oder leise, ist er unsicher oder souverän, gibt er sich bescheiden oder großspurig? Passt der Bewerber in die Arbeitsgruppe? Am Ende muss sich Wiebke Petersen auf ihre Menschenkenntnis verlassen. "Es lässt sich nicht jeder in eine Schublade stecken", sagt sie.

Was die Allergopharma-Personalreferentin am wenigsten mag, sind standardisierte Zielgespräche. "Feedback sollte nicht nur eine Pflichterfüllung sein, einmal im Jahr, unter Stress und Zeitdruck. Mitarbeiter sollten öfter eine Rückmeldung von ihren Chefs bekommen."