Kälte und Regen, Schneematsch und eisige Kälte: Weihnachtswetter 2009. Kein normaler Mensch denkt dabei daran, sein Fahrrad rauszuholen und durch vereiste Wälder zu strampeln. Außer den Radcross-Fahrern natürlich.

Harburg. Und den Organisatoren des 22. Preises der Sparkasse Harburg-Buxtehude und Radsport von Hacht. Das Weihnachts-Crossrennen in der Haake ist eine der traditionsreichsten Sportveranstaltungen in Hamburg. "Gefahren wird immer", bekundete denn auch Cheforganisator Frank Plambeck und stopfte seine Hände in dicke Handschuhe.

Mitglieder der ausrichtenden Harburger Radsportgemeinschaft hatten diesmal allerdings auch vorgesorgt. Um das Rennen am zweiten Weihnachtstag vor dem Winter zu retten, war am Tag vor Heiligabend eine Kompanie Helfer mit Schneeschiebern und Schaufeln in der Haake eingerückt. Sieben Stunden lang hatten 20 Vereinsmitglieder große Teile des 2,2 Kilometer langen Rundkurses vom Schnee geräumt. Und auch Stunden vor dem ersten Start war Bernd Lehmann mit Helfern noch einmal unterwegs, um die gefährlichsten Eispfützen zu beseitigen. Der Einsatz zahlte sich aus.

"Die Strecke ist zwar sehr matschig", sagte Jens Schwedler, Cross-Weltmeister der Senioren, "aber es gibt keine wirklich gefährlichen Ecken." Das wurde am Ende auch noch von den Sanitätern der Johanniter bekräftigt. Sie hatten nur ein einziges Mal mit einem Eisbeutel aushelfen müssen. Den hatte Robert van der Stehen von der Harburger RG benötigt. Der Seniorenfahrer war auf seiner Hausstrecke in der ersten Runde gestürzt.

Vom Start weg war beim Rennen der Senioren, mit 41 Fahrern das am stärksten besetzte Feld, Jens Schwedler in der Führungsposition. Da er auch in der Rennserie um den Deutschland-Cup führt, hatte er sich den Startplatz in der ersten Reihe aussuchen dürfen.

Erst in der dritten Reihe musste sich der zweite Weltmeister in diesem Wettkampf über 40 Minuten einordnen. Armin Raible von Blau-Weiss Buchholz, der Straßenweltmeister der Senioren, hat im Deutschland-Cup kaum Punkte sammeln können. "Das hier ist erst mein drittes Cross-Rennen in diesem Winter", sagte er. "Er muss zurzeit öfter den Elektroschrauber als den Fahrradlenker in der Hand halten", verriet dabei die Ehefrau. "Wir haben in Jesteburg unser neues Haus bezogen. Da ist so viel Arbeit, da bleibt meinem Mann kaum Zeit zum Training." Was trotzdem an Kraft und Kondition in ihm steckt, demonstrierte Armin Raible an den Steilhängen in der Haake. Schon beim Start schoss er aus der hinteren Reihe in einem harten Sprint den Berg hoch, ließ die ersten fünf Konkurrenten hinter sich. Auch während der sechs Runden fuhr er die spektakulären Angriffe, die die Zuschauer begeisterten. Vorne allerdings demonstrierte Jens Schwedler bei seiner Alleinfahrt, warum er zumindest in Deutschland derzeit keine Konkurrenz hat. Zweiter wurde Robert Karrasch von der RG Hamburg, ebenfalls einer der Spitzenfahrer bei den Senioren. Den dritten Platz erkämpfte sich Armin Raible, der Straßenweltmeister aus Buchholz.

Für die RSG Nordheide aus Buchholz war auch Gesa Brüchmann am Start. Sie war erst zwei Tage zuvor von einem halbjährigen Kanada-Aufenthalt heimgekehrt. "Dort bin ich auch Cross-Rennen gefahren", sagte sie beim Warmstrampeln auf der Rolle, "bei einem Sturz hatte ich mir eine tiefe Wunde zugezogen, konnte länger nicht trainieren."

Aber auf der vertrauten Strecke in Harburg wurde sie doch schon wieder Dritte. Den Sieg bei den Damen erkämpfte sich Jana Süß aus Braunschweig vor Susanne Juranek aus Oldenburg.

Und dann war da noch einer, der angeschlagen an den Start ging. Harburgs Jannick Geisler hatte nach einer verschleppten Grippe erst zwei Tage vorher das erste Mal wieder auf dem Rad gesessen - und siegte im Rennen der Junioren. Bei den Herren dominierte Johannes Sickmüller vom Stevens Racing-Team und gewann das Eliterennen.