215 Piloten von zehn bis 60 Jahren liefern sich beim Start packende Positionskämpfe um die besten Plätze.

Elstorf

Bei Freunden des Motocross-Sports ist der Name Elstorf in den letzten Jahren immer populärer geworden. Es ist ja auch eine spektakuläre Show, die da im Gelände geboten wird. Plötzlich tauchen hoch oben in der Luft fliegende Motorräder auf, die scheinbar über Baumwipfel springen, um dann im Steilhang der Sandbahn aufzusetzen und die nächste enge Kurve anzusteuern. Der MSC Elstorf hatte zum 9. ADAC Motocross um den Nordcup geladen. Angereist waren 215 Fahrer zwischen zehn und 60 Jahren, Neulinge und Routiniers mit zwei Jahrzehnten Erfahrung. Und es waren an beiden Tagen mehr als 500 Besucher, die zu der abgelegenen Sandstrecke gepilgert waren.

Für die Fans am Streckenrand gibt es beim Motocross ein generelles Problem. Spätestens nach der zweiten oder dritten Runde hat der Zuschauer den Überblick verloren. Er kann nicht erkennen, wer in Führung liegt, wer von wem verfolgt wird. Beim Rennen der Hobbyfahrer war das anders, allerdings mehr aus Zufall. Da war mit der Nummer 125 ein Mann am Start, dessen Ledermontur und auch der Helm weiß leuchteten, und auf dem Rücken prangte groß das BMW-Emblem. Frank Reiher, ein 35-jähriger Bundesbahnbeamter aus Neumünster, war nicht zu übersehen bei seiner Jagd in der Hobbyklasse über die Hügel mit atemberaubenden Sprüngen und dem Abbremsen vor den Nadelkurven. Allein der Start ist ein faszinierendes Spektakel. Die Fahrer in einer langen Reihe, dicht gedrängt, vor sich einzelne Eisengatter, die einen Frühstart verhindern. Die Fahrer lassen angespannt und nervös die Motoren ihrer Maschinen aufheulen. Dann die grüne Flagge. Der Starter legt die Eisengatter flach. Die lange Reihe der Fahrer rast im Pulk der ersten engen Kurve entgegen. Der Mann in Weiß, der den ersten Lauf souverän gewonnen hatte, kommt erst als Fünfter aus dieser Kurve. Meist ist das schon die Niederlage. Aber dann erleben die Zuschauer am Steilhang und auf den Hügeln mit, wie sich das BMW-Emblem von Runde zu Runde nach vorne kämpft, Gegner um Gegner überholt, im tiefen Sand zur Seite drängt und auf der kurzen Geraden sein Motorrad auf über 80 km/h beschleunigt. Eine phantastische Aufholjagd, im Zieleinlauf gibt es von allen Seiten Applaus.

Der erste Tag ist traditionell in Elstorf für Hobbyfahrer, für die vierrädrigen Quads und vor allem für den Nachwuchs vorbehalten. Für Jungen, und durchaus auch für einige Mädchen, ist Motocross ein Zauberwort. "Fast alle unsere Klubs im ADAC vermelden Zuläufe bei Kindern und Jugendlichen", sagte Rennleiter Eberhard Stenschke. "Unsere Nachwuchs-Gruppe umfasst rund 20 Fahrer", bestätigte Nicole Streubel, Tochter des Vorsitzenden des MSC Elstorf, Paul Weltermann, und Chefin des Rennbüros. "Oft fahren die Väter selbst oder sind zumindest gefahren. Denn ohne die Unterstützung der Eltern kann unser Sport kaum ausgeführt werden." Von einem wachsenden Problem im Motorsport ist der MSC Elstorf bisher verschont geblieben. Viele Klubs haben immer größere Schwierigkeiten, von ihren Gemeinden Genehmigungen für Rennveranstaltungen zu bekommen. "Wir aber haben mit der Gemeinde Neu Wulmstorf ein sehr gutes Verhältnis", lobte Nicole Streubel. Von den Aktiven wiederum bekommen die Vereinsmitglieder viel Schulterklopfen. Der Sandkurs in Elstorf gilt als eine der professionellsten Strecken in Norddeutschland.

Den einzigen Heimsieg sozusagen hatte Raymond Ewerien für den MSC Elstorf herausgefahren. Er gewann bei den Senioren über 50 Jahre. In der Klasse C 1, in der die 125 ccm Zweitakter und 250 ccm Viertakter gefahren werden, wurde Kevin Klebe aus Seevetal Dritter. Dieses Talent fährt auch die internationale deutsche Meisterschaft mit, bei der sich junge Fahrer aus Europa messen. In der C 1 wurde Kevin Borsum, ebenfalls MSC Elstorf, Sechster. Nächster Lauf um den Nordcup ist am 5./6. September in Elstorf.