Aus den Lautsprechern war die Stimme des Ansagers über den sommerlich bunten Springparcours in Harsefeld zu hören: “Es reitet ein, Dirk Viebrock mit Flashlight.“

- Vom Würstchenstand eilt ein Mann im noblen Zwirn näher an die Hindernisse heran: Andreas Viebrock. Seine linke Hand krampft sich um den Oberschenkel, als sein Sohn die ersten Hindernisse nimmt. Er beugt sich vor, macht einen leichten Hopser im Gras, als würde er selbst im Sattel sitzen und mit Flashlight über den Oxer springen. "Halt fest", ruft der Vater in den Parcours, als Dirk Viebrock in die dreifache Kombination einreitet. Dann poltert eine Stange, und der Zuschauer am Rande öffnet die Handflächen, als wenn er endgültig die Zügel abgeben wollte, die längst sein Sohn in den Händen hält. Mit dem 15-jährigen, routinierten Flashlight ist Andreas Viebrock viele Turniere geritten. "Aber einmal muss ja Schluss sein", sagt der Vater, "ich sitze nur noch einmal im Vierteljahr im Sattel." Sein Sohn Dirk Viebrock hat umgesattelt. Als Junior war er Europameister - in der Dressur. Inzwischen ist er der Springreiter in der Familie, während Bruder Jan Andreas weiter Dressur reitet. Beide starten auf höchstem Niveau. Beim S-Springen vor der eigenen Haustür in Harsefeld war Dirk Viebrock mit Flashlight mit zwölf Fehlerpunkten nicht platziert. Mit Armania hatte er sich in derselben Prüfung einen Abwurf geleistet und war auf Platz 16 gelandet. Zuvor hatten die beiden schon das mittelschwere M-Springen gewonnen.

Das zweitägige Springturnier auf der Reitanlage Weißenfelde, die in das Betriebsgelände der Viebrocks integriert ist und von Jörg Peper betrieben wird, war der Abschluss einer Winterserie, die "Der Montagsclub" organisiert. Darin haben sich Spitzenreiter organisiert, um ihre Nachwuchspferde an große Aufgaben heranzuführen.

"Wir hatten 478 Nennungen für die Prüfungen an beiden Tagen", fasste Gastgeber Jörg Peper zusammen, "und ich habe von keinem der 60 Reiter irgendwelche Kritik oder Nörgeleien gehört. Einige haben gemeint, dass sie zu mir am liebsten alle 14 Tage kommen würden." Allerdings, wie auch schon bei Dirk Viebrock, machte es auch Peper Probleme, die Pferde auf der eigenen Anlage zu reiten. "Die wissen ja, das sie zu Hause sind und finden doch alles verändert", erklärte er die besondere Heimschwäche seiner Vierbeiner. "Das macht sie nervös." Den Abwurf, den sich sein Schimmel Classico nach der dreifachen Kombination leistete, nahm Jörg Peper auf seine Kappe. "Da habe ich den Fehler gemacht", sagt er, "das Pferd hat großes Potenzial, steht mit seinen acht Jahren erst am Anfang seiner Karriere."