Generationsübergreifendes Wohnprojekt an der Sonnentaustraße startet nach fünf Jahren Planung. Investitionen von 1,5 Millionen Euro.

Buxtehude. Es ist endlich geschafft. Für Annegret Cord, Inge Freese und ihre Mitstreiter vom Verein "gemeinschaftliches Wohnen in Buxtehude" hat sich nach langen Jahren des Planens und Hoffens der Traum von einem alternativen, generationsübergreifenden Wohnprojekt nun verwirklicht.

Cord und Freese haben, stellvertretend für alle Vereinsmitglieder, den symbolischen Wohnungsschlüssel für ihr neues Domizil an der Sonnentaustraße 1 entgegen genommen. Möglich gemacht hat den 1,5 Millionen Euro teuren und wegweisenden Neubau eine Gruppe, bestehend aus Investor Helmut Ponath, Geschäftsführer der Niederelbe Schifffahrtsgesellschaft (NSB), Architekt Jan-Christoph Frenzel sowie den beiden Geschäftsführern der Hausbau-Immobiliengesellschaft (HBI), Sven Geertz und Dierk Heins.

Bei dem Projekt geht es im Grunde darum, dass der Verein das für sich realisiert hat, was sich viele Bürger wünschen. "Wir suchen uns unsere Nachbarschaft selbst aus", sagt Annegret Cord. Die Gemeinschaft hat sich die Mitglieder für ihr Wohnprojekt, das auf 600 Quadratmetern Wohnfläche künftig leben wird, über die Jahre selbst ausgesucht. Noch im Juli wurden Mitstreiter gesucht, die den Vorstellungen der anderen Vereinsmitgliedern entsprachen. Nun sind alle acht Wohnungen vergeben. Als letztes Mitglied ist eine Mutter mit ihrer zwölfjährigen Tochter zu der Wohngemeinschaft gestoßen.

+++ Der Traum von Gemeinschaft an der Sonnentaustraße +++

Die Idee für das gemeinschaftliche Wohnprojekt entstand vor etwa fünf Jahren. Damals wollten Cord und Freese dem allgemeinen Trend, dass Menschen im Alter zunehmend alleine wohnen, gegensteuern. Sie wollten kein einsames Dasein fristen, sie wollten stattdessen ein generationsübergreifendes Wohnprojekt starten, in dem jeder für sich leben kann und dennoch in einer funktionierenden, sich gegenseitig respektierenden Gemeinschaft lebt.

Die Bewohner des Wohnhauses "Sonnentaustraße 1" sollen nicht ständig zusammenhocken oder darüber diskutieren, wie der Alltag zum Beispiel mit Putzplänen organisiert wird. Es geht dem Verein einfach nur darum, dass die Bewohner füreinander da sind, wenn dies gewünscht oder auch einmal notwendig ist. Hilfe bieten, wenn Hilfe gebraucht wird, ein offenes Ohr haben, wenn jemand das Bedürfnis oder einfach nur Lust zu reden hat.

Und es geht darum, auch gemeinsam etwas zu unternehmen, wenn den Hausbewohnern der Sinn danach steht, vom Spaziergang über Konzertbesuche bis zum gemeinsamen Leseabend oder Partys. Unter anderem dafür gibt es einen zentralen Gemeinschaftsraum in dem Gebäude, das ansonsten aussieht, wie fast jedes andere moderne Mehrfamilienhaus. "Das Gebäude ist barrierefrei und hat einen separaten Treppengang zu den Etagen, wo insgesamt acht zwischen 55 und 75 Quadratmeter große Appartements eingerichtet sind", sagt HBI-Geschäftsführer Sven Geertz.

Was die Wohngemeinschaft nicht will, ist, dass die jüngeren Hausbewohner ältere oder kranke Bewohner des Hauses pflegen und betreuen. "Das ist nicht unser Ziel, das kann auch gar nicht geleistet werden", sagt Cord.

Zwei Männer werden zukünftig in dem Haus wohnen, die anderen Mieter sind Frauen. Diese Zahl wird sich aber irgendwann verschieben, etwa wenn jemand ausziehen sollte. Dann soll die freie Wohnung aber nicht an irgendjemanden vergeben werden. "Wir werden uns auch die Nachmieter selbst aussuchen. Es war von Beginn an so geplant, dass es eine saubere Nachfolgeregelung geben wird", sagt Cord. Nachmieter würden demokratisch von der Hausgemeinschaft gewählt. Auf diesem Weg könne sichergestellt werden, dass das Projekt auch langfristig zum Erfolg wird.

Nun wird die Gruppe nach und nach in ihr neues Domizil einziehen. Freese und Cord würden, so sagen sie, mitten im Umzug stecken, dennoch hätten sie sich mit der neuen Umgebung bereits vertraut gemacht und recht gut eingelebt. Beim Kindergarten des TSV sind sie neuerdings als ehrenamtliche Vorleser tätig. Dass sich die anderen neuen Mieter ebenso schnell in dem Viertel wohlfühlen werden, wie die beiden 69-Jährigen, das sei so gut wie sicher. Der letzte Mieter soll Ende März in das Mehrfamilienhaus einziehen.

Die Idee des gemeinsamen Wohnprojektes werde nicht nur im direkten Umfeld positiv wahrgenommen. Laut Geertz sei das Projekt auch für andere Kommunen interessant. "Der Bedarf an barrierefreien, generationsübergreifenden Wohnhäusern wird künftig sicherlich steigen", sagt Geertz. Ein Blick in die Nachbarstadt Stade bestätigt dies. Dort entsteht derzeit ebenfalls ein Wohnprojekt der Wohnstätte Stade, in dem Menschen verschiedener Generationen künftig ähnlich barrierefrei und zusammen wohnen sollen.