Das Kulturforum am Hafen feiert die Entdeckung des Südpols vor 100 Jahren mit einem Themenwochenende

Buxtehude. "Heutzutage kannst du ins Reisebüro um die Ecke gehen und einfach eine Kreuzfahrt in die Antarktis buchen", erzählt Helfried Weyer. Der Fotograf und Journalist aus Buxtehude ist erklärter Antarktis-Experte. "Sogar Reisen an den Südpol gibt es", fährt er fort. "Da wird man mit dem Helikopter 400 Kilometer an den Pol heran geflogen und den Rest geht man zu Fuß. Kostet ungefähr 50 000 Euro." Zugegeben, das ist zwar nicht wenig. Aber vor 100 Jahren, da war das alles noch ein bisschen anders.

Am 14. Dezember 1911 nämlich erreichte der Norweger Roald Amundsen als erster Mensch den Südpol. Nach einer strapaziösen Reise, die zwei Sommer dauerte. Schließlich ist die Antarktis, die 60 Mal so groß ist wie Deutschland, ein gewaltiger Eisklotz mit über 4000 Metern Höhenunterschied. Vor 100 Jahren war sie nur über die schwer zugänglichen Kanten zu erreichen, an denen riesige Gletscherströme ins Südpolarmeer fließen. Zum Jubiläum jenes denkwürdigen Tages steht das kommende Wochenende im Buxtehuder Kulturforum am Hafen, Hafenbrücke 1, ganz im Zeichen der Entdeckung des Südpols. Zwei historische Filmdokumentationen und eine Lesung zu dem Thema stehen auf dem Programm.

Die Idee zu dem Abend stammt von Helfried Weyer. Als Fotograf ist der Buxtehuder selbst schon mehrmals in die Antarktis gereist. Und so viele Orte er in seinem Leben auch besucht hat, die Antarktis ist und bleibt für ihn einer der faszinierendsten. "Allein schon, weil es der einzige Kontinent ist, der nicht von Menschen bewohnt ist", so Weyer. Zwar leben auf den insgesamt rund 80 Forschungsstationen je nach Jahreszeit zwischen 300 und 2500 Wissenschaftler und Logistiker, aber Zivilisten wohnen keine in der Antarktis. "Die Tierwelt dort ist unglaublich, es gibt Millionen Pinguine, Seelöwen, Seeelefanten und eine unglaubliche Vogelwelt", so Weyer weiter. "Ich könnte stundenlang Geschichten über die Antarktis erzählen, weil es so viele spannende Aspekte gibt!"

Deswegen tut Weyer das am kommenden Wochenende auch. Am Sonntag, 11. Dezember, hält er im Kulturforum ab 11 Uhr einen Vortrag zur Endeckung des Südpols. "Der Schriftsteller Stefan Zweig hat die Geschichte für sein Buch 'Sternstunden der Menschheit' aufgeschrieben", so Weyer. "Daraus lese ich vor, denn schöner wurde diese tragische Geschichte in meinen Augen nie erzählt."

Tragisch, das ist die Geschichte von der Entdeckung des Südpols auf jeden Fall. Denn nicht nur Amundsen wollte ihn als erster Mensch erreichen, sondern auch der britische Marineoffizier Robert Falcon Scott. "Der Südpol gehörte damals zu den letzten unbekannten Flecken", so Weyer. "Der Mount Everest war zwar noch nicht bestiegen, aber bekannt als höchster Berg. Ebenfalls als entdeckt galt der Nordpol, auch wenn sich das später als falsch herausstellte. Zwischen Amundsen und Scott brach also ein Wettlauf aus." Scott erreicht den Südpol gut einen Monat nach Amundsen, am 17. Januar 1912. Auf dem Rückweg starben er und seine Begleiter an der extremen Kälte und an Unterernährung. Bevor Weyer aus Stefan Zweigs Version dieser Geschichte liest, zeigt er anhand von Fotos, was vom Wettlauf zum Südpol bis heute geblieben ist. "Amundsens Hütte ist im Polarmeer versunken", verrät Weyer. "Aber Scotts Hütte sieht noch genauso aus, wie er sie damals verlassen hat. Da dort ständig Minusgrade herrschen, ist es wie in einer Tiefkühltruhe. Da hängt Schinken an der Decke, den man noch Essen kann. Und vor der Tür liegt das Skelett von Scotts Hund, sogar noch angekettet!" Weyer muss es wissen, denn er war selbst schon dort. "Für mich war das ein großer, feierlicher Augenblick."

Neben jener Lesung widmet das Kulturforum am Hafen beiden Abenteurern je einen Film. Am Sonnabend um 18 Uhr wird die Filmdokumentation "Das Leben und das Sterben des Roald Amundsen" gezeigt, in der einzigartige historische Aufnahmen vom Südpol sowie späteren Reisen Amundsens zu sehen sind. Dazu gibt Helfried Weyer eine Einführung, in der er ganz neue Aspekte zu Amundsens Leben aufzeigt.

"Amundsen war nicht nur der große Polarheld, als der er immer verehrt wird", so Weyer. "Gerade ist ein Buch mit dem Titel 'Der Schattenmann' erschienen, das Amundsens Schwächen aufzeigt. Er war in Wirklichkeit ein großer Egoist, das wird auch in meiner Einführung Thema sein."

Am Sonntag um 18 Uhr läuft dann der Film "Scotts letzte Fahrt", ein englischer Spielfilm aus dem Jahr 1948, in dem Scott als tragischer Held gefeiert wird. "Es gibt sogar Gerüchte, dass Scott gar nicht von seiner Reise zurückkehren wollte, denn dann wäre er als Verlierer zurückgekommen", erklärt Weyer. "So allerdings gilt er als unsterblicher Held." In seiner Einführung wird Weyer verraten, warum Scott verloren hat und welche Fehler dafür sorgten, dass er nicht zurückkehrte. "Sie merken vielleicht schon", so Weyer, "ich könnte eine ganze Woche über die Antarktis sprechen." Und wir könnten eine ganze Woche zuhören.

Karten für die Filmvorstellungen kosten jeweils 8 Euro, Karten für den Vortrag kosten 10 Euro. Die Kombikarte für alle drei Veranstaltungen liegt bei 20 Euro. Erhältlich sind sie unter der Telefonnummer 04161/50 25 57.